Welche Auswirkungen hat eine Kindheit in einer dysfunktionalen Familie?
Wir lernen in der Familie, uns mit anderen auszutauschen und zu kommunizieren, entwickeln unsere Persönlichkeit und wichtige Grundlagen wie das Selbstwertgefühl. Deshalb hat die Kindheit in einer dysfunktionalen Familie zum Teil ernste Auswirkungen, die die Persönlichkeit auch im Erwachsenenalter noch stark beeinflussen können.
In einer gesunden Familie fühlt sich das Kind sicher, geborgen und frei. Individuelle Grenzen werden respektiert, seine Einzigartigkeit wird geschätzt und seine Bedürfnisse erfüllt. In einer dysfunktionalen Familie vernachlässigen die Eltern ihre Kinder jedoch wiederholt, traumatisieren sie emotional und behandeln sie respektlos.
Kindheit in einer dysfunktionalen Familie
Die perfekte Kindheit gibt es nicht. Das Aufwachsen in einer dysfunktionalen Familie kann jedoch so tiefe Wunden verursachen, dass sie dich für den Rest deines Lebens beeinträchtigen.
In den meisten Fällen ist das Zuhause instabil und voller Konflikte. Missbrauch, Vernachlässigung und Drogen- oder Alkoholabhängigkeit sind keine Seltenheit und führen dazu, dass das Kind jeden Tag leidet.
Kindheit in einer dysfunktionalen Familie: Familientypen
Dysfunktionale Familien schaffen ein Umfeld, das als chaotisch und unsicher empfunden wird, da sich ein Elternteil oft unberechenbar und unangemessen verhält. Kinder, die in dysfunktionalen Familien aufwachsen, haben keine Kontrolle über ihr toxisches häusliches Umfeld.
Die meisten dysfunktionalen Familien sind eine Kombination aus zwei oder mehr der folgenden ungesunden Dynamiken:
- Chaotische Verhältnisse: In diesen Familien sind die Eltern oft abwesend und verhalten sich unangemessen. Sie sind damit beschäftigt, ihr eigenes Leben zu führen und vernachlässigen die Bedürfnisse der Kinder.
- Konfliktreiche Familien: Es gibt Konflikte zwischen den Eltern oder zwischen einem Kind und einem Elternteil. Kinder in solchen Familien wachsen mit Unsicherheit, ständigem Stress und der Unfähigkeit, Bindungen einzugehen, auf.
- Pathologische Eltern: In diesem Fall hat ein Elternteil (oder beide) eine pathologische Störung. Häufig liegt eine Persönlichkeits- oder Stimmungsstörung vor, oft geht es auch um Alkohol- oder Drogenmissbrauch.
- Dominante Eltern: In vielen dysfunktionalen Familien gibt es einen Elternteil, der dominant und übermäßig kontrollierend ist und die Bedürfnisse und Gefühle des Partners und der Kinder ignoriert. Durch diese Unterdrückung entwickeln Partner und Kinder innere Wut und andere negative Gefühle.
- Emotional distanzierte Eltern: Manche Eltern wissen nicht, wie sie ihre Gefühle ausdrücken können, oder sie unterdrücken sie absichtlich. Das ist meist auf bestimmte kulturelle Hintergründe zurückzuführen. Kinder in solchen Familien wachsen mit einem geringen Selbstwertgefühl auf und sind ebenso oder noch weniger ausdrucksstark.
Kindheit in einer dysfunktionalen Familie: die psychologischen Auswirkungen
Für ein Kind in einer dysfunktionalen Familie ist es schwierig, gesunde Grenzen zu ziehen, ein gesundes Selbstwertgefühl zu entwickeln und respektvolle und liebevolle Beziehungen aufzubauen. Oftmals wiederholen die Kinder selbst das Muster der Eltern und geben sich im Erwachsenenalter selbstzerstörerischen Verhaltensweisen hin, um dem zu entkommen.
Die Schmerzen des Missbrauchs strahlen über Jahrzehnte hinweg aus und können das Leben verändern. Warst du als Kind Opfer von Missbrauch oder Vernachlässigung? Hier sind einige der lebenslangen Auswirkungen, die du vielleicht nur allzu gut kennst.
1. Vertrauensprobleme
Eine der ersten und häufigsten Auswirkungen sind Vertrauensprobleme. Wenn du den Menschen, die dir das Leben geschenkt haben, nicht vertrauen kannst, wächst du mit dem Gefühl auf, dass du niemandem Vertrauen schenken kannst.
2. Unfähigkeit, Grenzen zu setzen
Betroffene lernen, missbräuchliches Verhalten zu akzeptieren, zu verzeihen oder zu ignorieren, da sie dies bei ihren Eltern, Betreuern oder Familienmitgliedern sehen. Sie müssen lernen, Grenzen zu setzen, um diesem Teufelskreis in der nächsten Generation zu entkommen.
3. Unfähigkeit, über Probleme zu sprechen
Kinder, die in einer dysfunktionalen Familie aufwachsen, sind es nicht gewohnt, über ihre Probleme zu sprechen. Ihre Kommunikationsfähigkeiten sind schwach, da sich niemand um sie kümmert.
4. Kindheit in einer dysfunktionalen Familie: Angstprobleme und Depressionen
Die schwierigen Situationen, die Kinder häufig in einer dysfunktionalen Familie erleben, führen dazu, dass sie ständig auf der Hut sind. Sie wissen nicht, was als Nächstes passiert, leiden vermehrt unter Stress und können Angststörungen oder Depressionen entwickeln.
Auch im Erwachsenenalter befinden sie sich in einem ständigen Zustand der Wachsamkeit. Sie sind an hohe Cortisolwerte (Stresshormon) gewöhnt, deshalb fällt es ihnen schwer, den Kampf- oder Fluchtmodus zu deaktivieren.
5. Opferrolle
In den meisten dysfunktionalen Familien erfüllt ein Mitglied die Rolle des Opfers oder des Sündenbocks, der für alle Probleme verantwortlich gemacht wird. Die dysfunktionalen Eltern stehen selbst durch dieses Verhalten vor anderen besser da, doch das Kind trägt die ganze Last.
6. Schlechtes Finanzmanagement
Viele Menschen, die im Chaos aufwachsen, lernen nie, effektiv mit Geld umzugehen. Das Fehlen eines positiven Beispiels für die Bezahlung von Miete, TV, Strom oder Wasser kann erhebliche Auswirkungen haben. Vielen dysfunktionalen Familien fehlt es an finanzieller Stabilität, deshalb lernen auch ihre Kinder nicht, richtigt mit Geld umzugehen.
7. Gewalt
In vielen Fällen werden Opfer zu Tätern. Deshalb sind Kinder aus dysfunktionalen Familien im Erwachsenenalter häufig selbst Täter, da sie nie gelernt haben, mit Konflikten umzugehen oder schwierige Situationen anders zu lösen.
8. Selbstmedikation mit Drogen und Alkohol
Viele Betroffene sind nicht in der Lage, ihre Vergangenheit zu bewältigen und flüchten in Alkohol, Drogen oder Arzneimittelmissbrauch. Sie versuchen damit, der Wirklichkeit zu entkommen und geraten immer tiefer in einen Teufelskreis, der ihre Probleme zunehmend verschärft.
9. Anhaltendes Leid
Wenn in einer Familie Streit und Probleme auf der Tagesordnung stehen und keine normale Kommunikation möglich ist, wirkt sich dies auch im Erwachsenenalter sehr negativ auf Betroffene aus. Leid ist damit vorprogrammiert.
Deshalb ist für Betroffene eine Therapie grundlegend, um gelernte Verhaltensmuster zu ändern, die Vergangenheit zu bearbeiten und gesunde Beziehungen aufbauen zu können. Sie müssen lernen, aus dem Kreislauf der Vernachlässigung, des Missbrauchs oder des Chaos auszubrechen. Eine Kombination aus Einzel- und Familientherapie ist in diesem Fall sehr ratsam.
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