Emotionale Instabilität: Vom Weinen zum Lachen
Gestern hast du Poesie noch geliebt und heute hasst du sie. Letztes Jahr warst du noch hochmotiviert, Sport zu treiben, und das Jahr hat kaum begonnen, da hast du schon damit aufgehört, ins Fitnessstudio zu gehen. Du lachst zu den falschen Zeiten und du weinst, ohne zu verstehen, warum. Vielleicht sind das Anzeichen dafür, dass du emotional instabil bist.
Wenn du innerhalb eines Wimpernschlags vom Weinen zum Lachen übergehst, von Leidenschaft zu Gleichgültigkeit und von Liebe zu Hass, dann musst du deine Gefühle und Empfindungen vielleicht ein bisschen besser verstehen lernen und eine gesunde Balance zwischen ihnen finden.
Emotionale Instabilität: die typischen Höhen und Tiefen
Es stimmt, dass wir uns nicht jeden Tag gleich fühlen können und dass wir glücklicherweise auf verschiedene Mechanismen zählen können, das auszudrücken, was uns gerade widerfährt. Aber das Problem liegt in der Intensität und den Variationen unserer Launen, wenn sie plötzlich und extrem und ohne offensichtlichen Grund auftreten.
Unangebrachte und intensive Höhen und Tiefen in unserer Stimmung können unserer mentalen Gesundheit und unserer Beziehung zu anderen schaden. Wenn wir auf emotional Achterbahn fahren, dann können wir für nichts eine Vorliebe behalten, noch verstehen, was mit uns passiert. Wenn du an einem Tag Phasen von Emotionen, Depression, Euphorie, Tränen, Energie, Angst, Glück und Sorge erlebst… dann leidest du vielleicht unter emotionaler Instabilität.
Emotionen vs. Stimmung
Um emotionale Instabilität besser zu verstehen, müssen wir erst einmal wissen, wie man zwischen Emotionen und Stimmungen unterscheidet.
- Emotionen sind intensiv und vielfältig und scheinen als eine Reaktion auf einen Reiz aufzutreten. Das kann ein externer Reiz, wie zum Beispiel ein Stau, oder ein interner Stimulus, wie beispielsweise eine Erinnerung, sein. Das heißt, dass Emotionen ohne eine bestimmte Situation nicht auftreten können. Ein Stau führt zu Wut, ein Liebesbrief zu Glückseligkeit und ein Verlust zu Trauer.
- Stimmungen sind stabiler. Sie können sogar über Wochen hinweg anhalten, denn sie liegen tiefer und werden von vielen Faktoren bestimmt, die vom Lebensstil bis hin zum Nervensystem reichen.
Wenn jemand emotional instabil ist, dann ändert sich seine Stimmung oft. Dieses Problem kann von einem bestimmten Umstand herbeigeführt werden, beispielsweise von Erschöpfung, geringem Selbstbewusstsein oder fehlenden Zielen. Aber es kann auch einen Grund dafür geben, den wir nicht erklären können. So oder so, wenn wir uns in einer schlechten Stimmung befinden, dann müssen wir eingreifen.
Wie kann ich wissen, dass ich unter emotionaler Instabilität leide?
Es lohnt sich, sich die Zeit zu nehmen, nachzudenken und zu analysieren, wie du dich den Tag hindurch fühlst. Es ist normal, dass du morgens voller Energie und guter Laune aufstehst und dich am Nachmittag reizbar fühlst, so als wäre dein Akku leer. Aber wir reden hier von etwas anderem. Erlebst du über den Tag verteilt viele Tiefs oder Stimmungsschwankungen, ohne dass dir die Ursachen für solch große Veränderungen bewusst ist?
Wenn du keinen Grund dafür hast, so viele verschiedene Stimmungen zu erleben oder es dir schwer fällt, deine Höhen und Tiefen zu bemerken, dann ist es wahrscheinlich, dass sich emotionale Instabilität in deiner Persönlichkeit eingenistet hat.
Die Symptome dieses Syndroms basieren auf 6 verschiedenen Stimmungen: Euphorie, Traurigkeit, Unbeständigkeit, niedriger Frustrationstoleranz, Unsicherheit und Schwierigkeiten dabei, die Probleme in dem Bereich zu belassen, in den sie gehören (z.B. Arbeit, Familie, Freundschaft). Ein Beispiel für diesen letzten Punkt ist es, Probleme von der Arbeit mit nach Hause zu nehmen und umgekehrt.
Warum kommt es zu emotionaler Instabilität?
Die Faktoren, die diese Störung bestimmen, sind variabel; allerdings sind unter den am häufigsten vorkommenden Faktoren Veränderungen im Metabolismus und Biorhythmus, Konzentrations- und Schlafprobleme, sowie der Konsum von gewissen schädlichen Substanzen.
In den meisten Fällen führen Stress und ein unausgeglichener Lebensstil zu allen möglichen Formen von Instabilität, die natürlich auch die emotionale beinhaltet. Die Hormone, die für das Gleichgewicht unserer Emotionen zuständig sind, wie beispielsweise Serotonin, sind nicht in ausreichenden Mengen vorhanden und das führt zu Problemen.
Deshalb ist es auch nicht unnormal, dass emotionale Instabilität öfter bei Frauen als bei Männern auftritt. Warum? Weil hormonelle Varianz bei Frauen größer ist als bei Männern.
Hier geht es nicht um Sexismus, oder darum, Frauen als unausgeglichen abzustempeln, sondern darum, zu verstehen, dass das, was in uns passiert, Auswirkungen auf unsere Reaktionen in jeder Situation hat.
Die Konsequenzen von emotionaler Instabilität
Emotionale Instabilität ist eine sehr große Last, wenn wir keinen stabilen Anker finden können, an der wir unsere Projekte absichern können.
Die Schule abbrechen, den Partner verlassen oder eine Änderung auf der Arbeit nicht zu akzeptieren führt zu Frustration und Traurigkeit. Die übertriebene Reaktion auf Worte und Taten von anderen und auch das Unwissen darum, wie man sich in bestimmten Situationen verhalten sollte, können ein Ende von engen Freundschaften bedeuten.
All das beeinflusst das Selbstbewusstsein, intensiviert Stimmungsschwankungen und führt in einen Teufelskreis, dem man nur schwer entkommen kann. Und deshalb ist es essenziell, diesen Höhen und Tiefen deiner Stimmung Aufmerksamkeit zu schenken. Vielleicht machst du gerade eine schwere Zeit durch und du musst mit jemandem darüber reden – auf jeden Fall mit dir selbst.