Technostress: Die Folgen der Nutzung digitaler Medien

Immer online, jederzeit erreichbar und stets im Multitasking-Modus. Diese permanente Verfügbarkeit kann dazu führen, dass du dich überfordert und gestresst fühlst. Experten bezeichnen dieses Phänomen als "Technostress". In besonders schwerwiegenden Fällen kann sich daraus sogar eine Sucht entwickeln.
Technostress: Die Folgen der Nutzung digitaler Medien
Bernardo Peña Herrera

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Bernardo Peña Herrera.

Letzte Aktualisierung: 17. Februar 2023

Neue Technologien führen dazu, dass sich unsere Gesellschaft auf allen Ebenen permanent verändert. Diese Veränderungen betreffen nicht nur unsere sozialen Strukturen, auch kulturelle und wirtschaftliche Aspekte sind davon betroffen. Zweifelsohne bieten digitale Medien auch zahlreiche Vorteile. Sie ermöglichen die globale Vernetzung von Menschen und die schnelle Verbreitung von Informationen. Außerdem können sie dir dein Leben in vielerlei Hinsicht sehr erleichtern. Allerdings solltest du dir darüber bewusst sein, dass eine übermäßige Nutzung digitaler Medien zum sogenannten Technostress führen kann.

Wenn du diese neuen Technologien permanent einsetzt, ohne den Nutzen zu hinterfragen und dabei dann auch noch die Kontrolle über die Nutzungsdauer verlierst, dann kann diese übermäßige und unkontrollierte Nutzung zahlreiche Probleme nach sich ziehen.

Einige der negativen Konsequenzen sind beispielsweise die Nomophobie, das FOMO-Syndrom und Technostress. In unserem heutigen Artikel wollen wir dir die Folgen von Technostress genauer erläutern.

“Es ist erschreckend offensichtlich geworden, dass unsere Technologien die Grenzen unserer Menschlichkeit überschritten haben.”

-Albert Einstein-

Was ist Technostress?

Technostress - Handy

Im Jahr 1984 wurde dieses Phänomen von Craig Brod zum ersten Mal beschrieben. Er definierte Technostress als “eine moderne Anpassungs-Erkrankung, die durch unsere Unfähigkeit ausgelöst wird, auf gesunde Weise mit den neuen Computertechnologien umzugehen“.

Der Begriff wurde durch das Buch Technostress: Coping with Technology @Work @Home @Play (Technostress: Bewältigung von Technologie am Arbeitsplatz, zuhause und in der Freizeit) von Larry Rosen und Michele Well im Jahr 1997 einer breiten Öffentlichkeit bekannt.

In diesem Buch erklären die Autoren, dass Technostress eine der negativen Auswirkungen der neuen Technologien ist. Dabei kann dieser Stress direkte oder indirekte Auswirkungen auf die Einstellungen, die Gedanken, die Physiologie oder das Verhalten der betroffenen Menschen haben.

Daraus wird ersichtlich, dass Technostress ein negativer Gemütszustand ist, der durch die Nutzung von Technologien auftreten kann. Die Psychologin Marisa Salanova erklärt, dass er durch ein wahrgenommenes Ungleichgewicht zwischen den Anforderungen und Ressourcen der Technologie-Nutzung entsteht. Dies wiederum führt zu einem hohen Maß an psychophysiologischer Aktivierung, Unwohlsein und negativen Einstellungen.

Anders ausgedrückt ist Technostress das Resultat einer mangelnden Kontrolle der Technologie-Nutzung. Darüber hinaus spielen auch Faktoren wie ein geringes Maß an Selbstkontrolle und eine niedrige Frustrationstoleranz eine Rolle.

Die Ursachen für diesen Zustand

Grundsätzlich hängen die Ursachen für Technostress vom Alter der betroffenen Person ab. Für jede Generation können sie daher durchaus unterschiedlich sein. Nachfolgend nennen wir dir einige dieser Ursachen:

  • Informationsüberflutung und starker Wissensdrang.
  • Das Bedürfnis, permanent in Kontakt mit anderen zu stehen. Du bist ständig online.
  • Das Gefühl, ständig erreichbar sein zu wollen.
  • Die Weigerung, diese Technologien zu benutzen, wenn du das Gefühl hast, du würdest sie nicht verstehen oder den Umgang mit ihnen nicht beherrschen.
  • Sucht und Abhängigkeit von digitalen Medien. Das bedeutet, dass du es nicht schaffst, phasenweise offline zu gehen. Das führt dazu, dass deine Nutzungsdauer viel zu hoch ist.

Sucht und Technostress

Salanova M. et al. (2007) weisen darauf hin, dass die neuen Technologien eine unmittelbare sensorische Stimulation bieten. Besonders junge Menschen sind hierfür sehr anfällig. Allerdings betrifft dies genauso auch ältere Menschen.

Wenn du über einen längeren Zeitraum physiologisch und sensorisch aktiv bist, dann kann sich dies sehr negativ auf deine physische und mentale Gesundheit auswirken. Daher ist es nicht verwunderlich, dass diese Konsequenzen zu Störungen in deinem Leben führen können.

Wie genau entwickelt sich diese Sucht?

  • Zuerst einmal entsteht durch die Nutzung von Technologien ein Gewöhnungseffekt. Das bedeutet, dass du im Laufe der Zeit immer mehr Zeit damit verbringen willst, deine Nutzungsdauer erhöht sich dadurch fortlaufend.
  • Darüber hinaus entsteht eine Abhängigkeit von diesen Medien. Daher willst du immer länger und häufiger online sein, um die sensorischen Stimulationen zu erhalten, die die Nutzung ermöglicht.
  • Schlussendlich kann der Verzicht auf digitale Medien tatsächlich zu Entzugssymptomen führen. Wenn du techniksüchtig bist, dann wird es dir großes Unbehagen bereiten, wenn du deine Geräte nicht bei dir hast. Außerdem können Ängste, Gereiztheit und weitere Symptome auftreten.

Was macht die neuen Technologien so attraktiv?

Die Anziehungskraft basiert offensichtlich auf der Art und Weise, wie diese Technologien uns stimulieren. Durch eine sehr schnelle Belohnung und ein Übermaß an sich permanent verändernder Stimulation werden die Belohnungszentren in unserem Gehirn aktiviert.

Daher verursacht diese permanente Stimulation Glücksgefühle und wird, zumindest zu Beginn der Nutzung, deine Aufmerksamkeit komplett vereinnahmen. Das ist der Grund, warum Technik für die meisten Menschen so attraktiv und anziehend ist. Gleichzeitig ist dies aber auch der Grund dafür, warum es so schwer ist, sich wieder von ihr zu trennen.

Technostress - Frau

Behandlung von Technostress

In besonders schweren Fällen ist es ratsam, einen Psychotherapeuten aufzusuchen. Besonders die Konfrontationstherapie und das Exposition-Reaktionsmanagement, Interventionen aus der Verhaltenstherapie, die sich als hilfreich bei der Behandlung von Suchterkrankungen erwiesen haben, kommen auch bei der Behandlung von Technostress zur Anwendung.

Für weniger schwere Fälle empfehlen Experten die nachfolgenden Verhaltensweisen:

  • Nimm dir Zeit für persönliche Kommunikation.
  • Distanziere dich von den digitalen Medien und versuche stattdessen, Sport zu treiben oder einem Hobby nachzugehen.
  • Versuche, nur die Technologien zu nutzen, die dir einen Nutzen bieten. Verzichte auf alle anderen.
  • Plane feste Zeiten für die Nutzung von Technik ein.
  • Nutze digitale Medien und Technik nur dann, wenn du ein bestimmtes Ziel damit erreichen willst. Nutze sie niemals, wenn du Langeweile hast oder du nicht weißt, was du sonst tun sollst.

Natürlich haben uns die neuen Technologien auch viele Vorteile gebracht. Wir sollten uns daher auch über diesen enormen Fortschritt freuen. Außerdem hat die Digitalisierung unserer Welt dazu beigetragen, dass wir uns weltweit miteinander vernetzen und in Kontakt treten können.

Dennoch ist es gleichermaßen sehr wichtig, dass wir mit all diesen Technologien vernünftig und maßvoll umgehen. Wir sollten die Technik nie einer realen menschlichen Interaktion vorziehen.


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  • Gumbau, Susana Llorens, Marisa Salanova Soria, and Mercedes Ventura. “Efectos del tecnoestrés en las creencias de eficacia y el burnout docente: un estudio longitudinal.” Revista de orientacion educacional 39 (2007): 47-65.
  • Llorens, S., M. Salanova, and M. Ventura. “Guías de intervención: Tecnoestrés [Intervention guidelines: Technostress].” Madrid: Síntesis. (2011).
  • Salanova, M., et al. “El tecnoestrés: concepto, medida e intervención psicosocial.” Nota técnica de prevención 730 (2007).
  • Salanova Soria, Marisa. “Trabajando con tecnologías y afrontando el tecnoestrés: el rol de las creencias de eficacia.” Revista de Psicología del Trabajo y de las Organizaciones 19.3 (2003).
  • Selva, José María Martínez. Tecnoestrés: ansiedad y adaptación a las nuevas tecnologías en la era digital. Paidós, 2011.

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