"Ich habe keine Lust": Was tun bei Antriebslosigkeit?

Manchmal erleben wir Zeiten, die von einer Mischung aus Erschöpfung und Apathie geprägt sind. Wir haben wenig Energie, sind entmutigt und demotiviert. Finden heraus, woran das liegen könnte.
"Ich habe keine Lust": Was tun bei Antriebslosigkeit?
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 12. Juni 2023

Du bist unmotiviert, hast keine Lust und bist schlechter Laune? Jede Aufgabe scheint wie ein unerreichbarer Gipfel eines riesigen Berges zu sein? Wir alle machen diese Erfahrung gelegentlich, doch wenn die Antriebslosigkeit chronisch ist, verbergen sich dahinter vielleicht körperliche oder psychische Probleme, denen du Beachtung schenken solltest. Depressive Zustände oder unverarbeitete Traumata sind häufige Auslöser von Unlust und Demotivation.

“Auf einfache Wege schickt man nur die Schwachen.”

Hermann Hesse

Antriebslosigkeit und Unlust

Unlust und Demotivation sind Anzeichen für emotionale oder geistige Antriebslosigkeit, die gleichzeitig mit körperlicher Erschöpfung einhergeht. Oft vergeht dieser Zustand nach kurzer Zeit von selbst, doch wenn Motivationslosigkeit, Entmutigung und Müdigkeit länger als zwei Wochen andauern, können sich dahinter gesundheitliche Probleme verbergen. Weitere Anzeichen dafür sind:

  • Hoffnungslosigkeit
  • Schwere der Muskeln
  • Gereiztheit und Launenhaftigkeit
  • Schwierigkeiten beim Nachdenken
  • Tendenz zur Prokrastination
  • Entmutigung bereits beim Aufwachen
  • Erschöpfung und Energielosigkeit
  • Mangel an Initiative und Motivation
  • Schwierigkeiten bei Entscheidungen
  • Erhöhtes Schlafbedürfnis
  • Mangelndes Interesse an Freizeit- oder sozialen Aktivitäten
  • Mangelnde Leistung im Beruf oder Studium
  • Anhedonie oder Unfähigkeit, Freude zu empfinden

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Frauen und Depressionen - weinende Frau auf einer Couch

Gründe für Antriebslosigkeit

Zahlreiche Aufgaben und Verpflichtungen (Beruf, Familie, Hausarbeit, Freizeit…) erfordern Bewegung und Aktion, doch manchmal versagen die Kräfte, die Motivation und der Anreiz. Wir schauen uns nachfolgend die häufigsten Gründe dafür an.

Gesundheitliche Probleme

Stimmungsschwankungen, Apathie und Müdigkeit sind bei Patienten mit Schilddrüsenerkrankungen häufig. Die Zeitschrift Frontiers in Physiology stellt in einem Artikel fest, dass es Frauen gibt, die aufgrund negativer Erfahrungen Veränderungen in der Hypothalamus-Hypophysen-Schilddrüsen-Achse entwickeln. Bei unmotivierten und müden Patienten ist es deshalb wichtig, derartige Probleme auszuschließen.

Es gibt jedoch noch weitere physiologische Faktoren, die zu berücksichtigen sind, unter anderem folgende:

  • Migräne
  • Fibromyalgie
  • Hormonelle Störungen
  • Chronisches Erschöpfungssyndrom
  • Geschwächtes Immunsystem
  • Schlaflosigkeit und andere Schlafstörungen.
  • Schlechte Ernährung und Nährstoffmangel

Langeweile und die Last der Routine

Die Last der Routine wirkt sich wie Rost auf das Gehirn aus. Der Mensch benötigt im Alltag Anreize und Abwechslung, Ziele und Träume, die ihn motivieren. Sind diese Impulse im Leben nicht vorhanden, ist Antriebslosigkeit eine häufige Folge.

Chronischer Stress und Unlust

Unregulierter Stress, Überanstrengung und vielseitige Belastungen wirken sich auf die körperliche und geistige Gesundheit aus. Eine Studie in der Zeitschrift Futur Science beschreibt die Auswirkungen. Die neuroendokrinen Schaltkreise, die aktiviert werden, können eine Vielzahl von Prozessen verändern und das Immunsystem, die kardiovaskuläre Gesundheit usw. beeinträchtigen.

Deshalb ist es wichtig, mit Stress, Sorgen und Ängsten richtig umzugehen, damit sie nicht chronisch werden. Es gibt viele Techniken, die dir dabei helfen.

Die Last ungelöster Probleme

Ungelöste Probleme wie Erwerbslosigkeit oder Konflikte in der Partnerschaft beschäftigen deinen Geist und machen dich lustlos. Die Frustration, die unerfüllte Träume, fehlende Zeit für dich selbst oder der ständige Schatten der Ungewissheit auslösen, führt häufig zu Antriebslosigkeit. Deine Energie verliert sich in einem unendlichen Gedankenkarussell, das dich daran hindert, Entscheidungen zu treffen.

Antriebslosigkeit als Zeichen für depressive Störungen

Fehlende Motivation, Erschöpfung und Antriebslosigkeit sind wiederkehrende Merkmale depressiver Störungen. Eine in der Fachzeitschrift Frontiers in Immunologie veröffentlichte Studie erklärt diesen Zustand wie folgt: Depressionen werden häufig durch eine entzündliche Aktivierung des Immunsystems verursacht, die sich auf das zentrale Nervensystem auswirkt.

Das erklärt das Gefühl von Schwere, Muskelschmerzen und anhaltende Erschöpfung trotz ausreichend Schlaf. Es gibt jedoch weitere Kriterien, die auf eine depressive Störung hinweisen:

  • Hoffnungslosigkeit
  • Geringes Selbstwertgefühl
  • Schlafstörungen
  • Negative Gedanken
  • Suizidgedanken und Selbstverletzung
  • Essstörungen
  • Unfähigkeit, Probleme zu lösen
  • Anhedonie oder die Unfähigkeit, Freude zu empfinden

Wenn du dich lustlos und erschöpft fühlst, solltest du dir ein paar Tage Ruhe gönnen, um abzuschalten. Künstlerische Aktivitäten wie Malen oder Schreiben wirken kathartisch.

Unverarbeitete Traumata

Traumatische Erfahrungen wie der Verlust einer geliebten Person, eine emotionale Trennung, Missbrauch oder ein Unfall führen häufig zu Antriebslosigkeit. Die neurobiologischen Mechanismen eines Traumas sind tiefgreifend und schädlich. Ein anschauliches Beispiel findet sich in einer in den Archives of General Psychiatry veröffentlichten Studie.

Was tun bei Antriebslosigkeit?

Wenn dieser Zustand über einen längeren Zeitraum anhält, ist fachärztliche oder psychologische Hilfe nötig. Deine Ärztin oder dein Arzt kann gesundheitliche Probleme identifizieren (z. B. eine Schilddrüsenerkrankung) und die Ursachen für deine Antriebslosigkeit klären. Verbergen sich dahinter psychische Probleme, kann eine Psychotherapie die gewünschten Veränderungen herbeiführen.

Du musst dich jedoch selbst dazu verpflichten, Veränderungen einzuleiten, um dein Wohlbefinden zu fördern. Selbstfürsorge ist in dieser Situation entscheidend. Folgende Schritte können dir dabei helfen.

  • Setze dir neue Ziele und Vorsätze.
  • Lerne Techniken zur Problemlösung.
  • Praktiziere Entspannungs- und Atemtechniken.
  • Integriere Ressourcen zur Stressbewältigung in dein tägliches Leben.
  • Verbessere deinen mentalen Fokus und rationalisiere deine negativen Gedanken.
  • Organisiere deinen Tagesablauf so, dass du mehrere Stunden Zeit hast, um deine Freizeit zu genießen.
  • Nimm kleine Veränderungen in deinem Leben vor. Besuche einen Kurs, lerne neue Leute kennen.
  • Genieße Kunsttherapien. Malen und Schreiben sind wunderbare, kathartische Übungen.
  • Werde dir bewusst, welche Aktivitäten oder Menschen dir mehr Stress als Wohlbefinden bringen.
  • Gönne dir Zeit, um dich auszuruhen und abzuschalten. Es ist an der Zeit, auf dich selbst zu hören und zu wissen, was du in deinem Leben willst.
  • Die Verhaltensaktivierung kann helfen. Auch wenn dich dein Verstand an deine Lustlosigkeit erinnert, gehe spazieren und bewege dich. Wenn der Körper in Bewegung kommt, ändert sich oft auch der Geist.

Die besten psychologischen Therapien gegen Antriebslosigkeit

Verschiedene Therapien sind bei Entmutigung und Antriebslosigkeit sehr wirksam:

  • Die lösungsorientierte strategische Kurztherapie hilft, persönliche Stärken auszubauen und neue Ziele zu erreichen. Sie ist bei Antriebslosigkeit sehr effektiv.
  • Kognitive Verhaltenstherapie. Dieser weitverbreitete Ansatz hilft, negative Gedanken und einschränkende Überzeugungen zu verändern, um gesündere Verhaltensweisen zu integrieren.
  • Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT). Dieses Modell hilft, die Widrigkeiten des Lebens zu akzeptieren und gibt gleichzeitig befähigende Werkzeuge an die Hand, die das Wohlbefinden und die Zufriedenheit fördern.

Zögere nicht daran, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen, wenn Entmutigung und Antriebslosigkeit deinen Alltag bestimmen!


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