Depressionsspirale: Die Verhaltensaktivierung kann helfen

Die Verhaltensaktivierung zählt zu den effektivsten Therapieformen, um der Depressionsspirale zu entkommen. Sie befähigt Betroffene, ihre Gefühle durch neue Verhaltensmuster zu verändern.
Depressionsspirale: Die Verhaltensaktivierung kann helfen

Geschrieben von Redaktionsteam

Letzte Aktualisierung: 16. Dezember 2022

Die allgemein negative Grundstimmung und vielfache Belastungen führen dazu, dass immer mehr Menschen an Depressionen leiden. Die Statistikbehörde der EU informierte 2021 darüber, dass 7,2 Prozent der EU-Bevölkerung an dieser Stimmungsstörung leiden. Deutschland liegt mit über 10 Prozent nach Portugal und Schweden an dritter Stelle. Wir sprechen über erschreckende Zahlen, deren Tendenz zunehmend ist. In unserem heutigen Artikel sprechen wir über die Verhaltensaktivierung, die betroffenen Menschen zusammen mit anderen Maßnahmen helfen kann.

Was ist eine Depression?

Eine Depression ist mehr als Traurigkeit: Es handelt sich um eine ernste Krankheit, die das Gefühl der absoluten Sinnlosigkeit auslösen kann. Betroffene haben keine Hoffnung und verlieren das Interesse am Leben. Die American Psychiatric Association (APA) definiert neun Symptome, von denen für die Diagnose fünf über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen vorhanden sein müssen:

  • Deutlicher Rückgang des Interesses oder der Fähigkeit, sich an Aktivitäten zu erfreuen.
  • Verlust oder deutliche Zunahme des Appetits und damit einhergehende Gewichtsveränderungen.
  • Schlaflosigkeit oder ein ungewohnt hohes Schlafbedürfnis (Insomnie bzw. Hypersomnie).
  • Unruhiges oder träges Verhalten.
  • Ständige Müdigkeit oder das Gefühl, keine Energie zu haben.
  • Übermäßige oder unangemessene Schuldgefühle und Gefühle der Wertlosigkeit.
  • Denk- und Konzentrationsstörungen.
  • Wiederkehrende Gedanken an den Tod.

Zu den größten Problemen zählt außerdem die hohe Rückfallquote. Die Chronifizierung dieser Krankheit hängt oft mit Persönlichkeitsstörungen, starken Ängsten, Süchten oder psychotischen Zügen zusammen.

“Zwischen 50-85 % der genesenen Patienten werden rückfällig, im Durchschnitt schätzungsweise 75 % (bis zu 30 % im ersten Jahr)”.

Belloch

Verhaltensaktivierung ist bei Depression sehr wichtig
Frühzeitiges Eingreifen bei Depressionen rettet Leben.

Die Bedeutung der Verhaltensaktivierung

Das Ziel der Verhaltensaktivierung ist, Betroffenen zu helfen, ihre Aktivitäten wieder aufzunehmen. Das veränderte Verhalten soll die Emotionen positiv beeinflussen und so die selbstverstärkende Spirale der Depression stoppen. Die Verhaltensaktivierung wirkt bei Depressionen nachweislich auf folgenden drei Ebenen:

  • Die betroffene Person, die sich erschöpft, antriebslos und freudlos fühlt, kann neue Motivationen finden.
  • Sie lernt, automatische einschränkende Gedanken auszuschalten (“Ich bin nutzlos”, “Ich sollte nicht hier sein”, “Es hat keinen Sinn, heute aufzustehen”…).
  • Außerdem kann sie andere einschränkende Glaubenssätze ablegen.

Zahlreiche Studien belegen, dass die durch die Verhaltensaktivierung hervorgerufenen Veränderungen bis zu zwei Jahre lang wirksam sind. Bei diesem Behandlungsansatz lernt die betroffene Person zu verstehen, dass es sich um eine depressive Situation handelt, die sie durch ihre Handlungen wieder unter Kontrolle bringen kann.

Frau mit Depression spricht mit Therapeutin über Verhaltensaktivierung
Die Verhaltensaktivierungstherapie hat sich bei Depressionen als wirksam erwiesen.

Ablauf der Verhaltensaktivierung bei Depression

Es handelt sich um eine strukturierte Therapie, die normalerweise in 15 Einzelsitzungen abläuft und folgende drei Prozesse umfasst:

  • Aufbau einer guten Beziehung zwischen der betroffenen Person und der Therapiefachkraft.
  • Detaillierte Analyse der täglichen Aktivitäten und wie sich diese auf die Stimmung auswirken.
  • Definition neuer Bewältigungsstrategien und Neustrukturierung des Alltags.

Es müssen nicht unbedingt angenehme oder unterhaltsame Aktivitäten sein, sondern Tätigkeiten, die sich positiv auf die Symptome der Depression auswirken und kein Vermeidungsverhalten zulassen.

Ein Kinobesuch kann die Person zum Beispiel von der Arbeit, die es ihr ermöglicht, den Lebensunterhalt zu bestreiten, abhalten. Es handelt sich also um eine vermeidende Aktivität, die nicht aus dem depressiven Kreislauf herausführt.

Die Verhaltensaktivierung basiert auf der Analyse von Verhaltensweisen in einer depressiven Situation. Diese funktionale Verhaltensanalyse ermöglicht es, zusammen mit der betroffenen Person Aktivitäten zu planen, die ihr helfen, der Depressionsspirale zu entkommen. Die Wirksamkeit dieser Methode ist wissenschaftlich erwiesen. Sie kann sogar online und über Smartphones zum Einsatz kommen.


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