Besonderheiten von Einzelkindern
Über Einzelkinder gibt es alle möglichen Mythen. Einige beinhalten mit Sicherheit eine gewisse Wahrheit, andere jedoch nicht. Zur gleichen Zeit entscheiden sich immer mehr Paare dafür, nur ein Kind zu haben – entweder aufgrund der wirtschaftlichen Bedingungen oder weil sie nicht genug Zeit haben, um sich um die langjährige Erziehung zu kümmern.
Die Art der Familie, in der man aufwächst, beeinflusst die Entwicklung der Persönlichkeit. Dies ist an sich weder gut noch schlecht. Ein Einzelkind zu sein ist natürlich nicht dasselbe wir mit Geschwistern aufzuwachsen, aber keine Geschwister zu haben, macht dich auch nicht weniger sozial oder weniger unterstützend. Es macht auch noch lange keinen kleinen Tyrannen aus dir, mit dem man nicht umgehen kann.
“Die besten Geschenke, die man seinen Kindern geben kann, sind die Wurzeln der Verantwortung und die Flügel der Unabhängigkeit.”
Denis Waitley
Das Grundlegendste in allen Fällen ist der Erziehungsstil und das Beispiel, das die Kinder vorgelebt bekommen. Dennoch ist es nicht unüblich, dass Einzelkinder bestimmte Charaktereigenschaften entwickeln. Sie erfahren Vor- und Nachteile, genau wie die Kinder, die mit Geschwistern aufwachsen. Was unterscheidet sie aber wirklich voneinander? Im Folgenden wollen wir auf diese Frage eingehen.
Die Eltern von Einzelkindern und was diese an ihren Nachwuchs weitergeben
Viele fragen sich, ob sich die Eltern von Einzelkindern anders verhalten, als jene Eltern, die mehrere Kinder haben. Die Antwort lautet ja. Trotzdem ist es nicht wesentlich, wie viele Kinder man hat, sondern dass das Bewusstsein und der Wunsch bestehen, diese zu haben.
Die Eltern eines Einzelkindes, die sich noch nicht ganz sicher sind, welche Art und Weise der Erziehung die beste für ihr Kind ist, neigen dazu, ziemlich besorgt zu sein. Es gibt die Möglichkeit, in Büchern und Ratgebern nachzuschlagen, um sich besser zu orientieren, aber auch sie bieten keine Garantie. Möglicherweise fühlen sich diese Eltern schnell schuldig für das, was nicht so läuft, wie sie es sich vorgestellt haben. Das Kind erfährt so die volle Last dieser Spannung und könnte somit zur Entwicklung einer strengen Persönlichkeit angehalten werden.
Es gibt Eltern, die sich bewusst dafür entscheiden, Nachwuchs zu haben, obwohl sie es tief im Inneren doch nicht wollen. In diesen Fällen ist es üblich, die Erziehung des Kindes an andere zu delegieren. Vielleicht an die Großeltern oder sogar an ein Internat. Das Einzelkind wird dann Einsamkeit in extremem Ausmaß erfahren und mag später im Erwachsenenalter Schwierigkeiten damit haben, emotionale Bindungen herzustellen.
Schließlich können diejenigen, die eigentlich keine Eltern sein wollen, aber ein Kind bekommen, die Situation so gut wie möglich hinnehmen und ihr Kind mehr oder weniger normal erziehen. Oder das Kind könnte der ausschließliche Empfänger dieses Konfliktes zwischen Gewissen und Verlangen werden. In diesem Fall hat dieser Mensch später oft Probleme damit, seinen Platz in der Welt zu finden.
Kleine Erwachsene
Dr. Toni Falbo von der University of Texas (Texas, USA) hat das Phänomen der Einzelkinder eingehend untersucht. Seiner Einschätzung nach habe diese Situation zur Folge, dass die Kinder die meiste Zeit ihres Lebens mit Erwachsenen verbringen. Deshalb fühlen sie sich unter Erwachsenen sehr wohl und verhalten sich schon sehr früh selbst, als wären sie erwachsen.
Aus diesem Grund neigen Einzelkinder dazu, Erwachsene und sogar ihre Eltern als gleichberechtigt zu betrachten. Sie nehmen die Distanz zwischen den Generationen auf eine andere Art und Weise wahr. In der Tat sehen sie die “Großen” als ihre Altersgenossen. Dies kann dazu führen, dass sie sehr hart zu sich selbst sind. Sie denken, sie müssten so reif sein wie die älteren Menschen und schon in jungen Jahren Autonomie und besondere Errungenschaften erlangen.
Weiterhin weist Falbo darauf hin, dass Einzelkinder tendenziell ein größeres Selbstwertgefühl und mehr Selbstbewusstsein zeigen. Es falle ihnen leichter, die Erwartungen von Lehrern und anderen Autoritätspersonen zu verstehen und so verwandeln sie sich oft zu Anführern von Gleichaltrigen.
Die Arbeit im Team und der Freundeskreis
Einzelkinder haben in der Regel etwas mehr Schwierigkeiten, sich an die Arbeit im Team anzupassen. Sie sind es gewohnt, die Dinge auf ihre eigene Art und Weise zu organisieren und individuelle Entscheidungen zu treffen. Üblicherweise passen sie sich jedoch nach und nach an und lernen so, wie man sich in einem Team verhält.
Es gibt auch Daten, die darauf hindeuten, dass Einzelkinder weniger Freunde haben als jene Kinder, die mit Geschwistern aufgewachsen sind. Sie fühlen sich in Gruppen einfach nicht so wohl. Sie haben normalerweise ein paar Freunde, mit denen sie eine sehr tiefe und starke Beziehung pflegen. Tatsächlich bauen sie in der Regel eine derart enge Bindung zu ihren Freunden auf, dass sie der von anderen Kindern zu ihren Geschwistern ähnelt.
Es konnte festgestellt werden, dass Einzelkinder etwas andere Eigenschaften aufweisen, als Kinder, die mit Geschwistern aufwachsen. Große Unterschiede gibt es aber nur, wenn die Eltern aus irgendeinem Grund Probleme bei der Erziehung hatten. Ansonsten zeigen sie keine besonderen Eigenschaften, die sie stark von Kindern mit Geschwistern unterscheiden würden.
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- Vera, A. (2015). Habilidades sociales y Autoconcepto en hijos únicos y con hermanos, de colegios de Lima Metropolitana (Doctoral dissertation, Tesis de Licenciatura. Universidad Peruana de Ciencias Aplicadas. Lima, Perú. Recuperado de https://alicia.concytec.gob.pe/vufind/Record/UUPC_27cef6a663c43392de8bf11635bfe365 ).