Familien von behinderten Kindern: Was brauchen sie?

Familien von behinderten Kindern: Was brauchen sie?
Laura Reguera

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Laura Reguera.

Letzte Aktualisierung: 21. Dezember 2022

Die Belastung von Familien mit behinderten Kindern ist hoch. Wenn Menschen darüber nachdenken, wie sie diesen Familien helfen können, fällt ihnen immer wieder nur dasselbe ein: Materielles spenden, Geld geben. Wir gehen davon aus, dass sie Hilfe in Form von Geld oder Ressourcen bräuchten, aber die meisten von uns wissen nicht, dass es noch mehr Möglichkeiten gibt, sie zu unterstützen.

Die Wahrheit ist, dass sie auch emotionale, soziale und informationelle Bedürfnisse haben. Diese scheinen weniger wichtig zu sein, doch sie sind absolut fundamental. Wenn wir wollen, dass unsere Gesellschaft weiter voranschreitet und zu einem Ort wird, an dem alle ein gutes Leben führen können, müssen wir uns der wahren Bedürfnisse der Menschen bewusst werden. Wenn das etwas ist, was auch du möchtest, lies weiter!

“Es ist nicht die Behinderung, die dich ausmacht. Es ist, wie du mit den Herausforderungen umgehst, welche die Behinderung mit sich bringt.”

Jim Abbott

1. Informationen

Wenn eine Person erfährt, dass ihr Kind eine Behinderung hat, taucht eine endlose Liste von Fragen vor ihrem geistigen Auge auf, aber gelegentlich bleiben die Antworten aus. Selbst Ärzte unterschätzen zuweilen, dass Familien von behinderten Kindern einen enormen Bedarf an Informationen und Aufklärung haben.

An erster Stelle muss die Familie die Behinderung verstehen. Das ist ein grundlegender Teil der Akzeptanz und Verinnerlichung dieser neuen Realität in der Familie. Aber es ist nicht nur das. Die Familie muss auch erfahren, welche Schritte von nun an unternommen werden müssen, wie die Erziehung gestaltet werden muss und welche Ressourcen der Unterstützung verfügbar sind.

Ein Elternteil mit Kind im Rollstuhl

Und dieses Informationsbedürfnis wird niemals nachlassen. Wenn das Kind wächst und sich entwickelt, wird es immer wieder Veränderungen geben, die neue Fragen aufwerfen. In jedem Lebensabschnitt wird es in neue Situationen kommen, die neue Informationen erfordern.

Darüber hinaus ist es essenziell, dass Kindertagesstätten, Schulen und jene Menschen, die der Familie am nächsten sind, informiert werden. Auf gesellschaftlicher Ebene ist anzustreben, das Bewusstsein für Behinderungen zu schärfen und die Öffentlichkeit aufzuklären.

“Wenn die Welt denkt, dass du nicht gut genug wärst, ist das eine Lüge, weißt du? Hol dir eine zweite Meinung ein.“

Nick Vujicic

2. Emotionale Bedürfnisse

Die Unsicherheit, die Familien von behinderten Kindern erfahren, kommt nicht von ungefähr. Wir müssen daran denken, dass eine Behinderung meist mit negativen Emotionen einhergeht. Deshalb ist emotionale Unterstützung hier so wichtig. Die psychische Gesundheit des Kindes und seiner Eltern hängt davon ab.

Wenn es normal ist, dass Eltern sich Sorgen um ihre Kinder machen, stelle dir vor, was in den Köpfen von Eltern vor sich geht, deren Kind eine solche Diagnose erhält. Es kann sehr beängstigend sein. Es ist zu erwarten, dass sie sich machtlos fühlen, weil sie es nicht ungeschehen machen können. Sie könnten sich sogar schuldig fühlen und denken, dass das, was mit ihrem Kind geschieht, ihre eigene Schuld wäre.

“Du kannst dein Leben nicht auf den Erwartungen anderer Leute gründen.”

Stevie Wonder

Familien von behinderten Kindern brauchen auch dann Unterstützung, wenn die Angst, Wut und Traurigkeit, die bei betreuenden Eltern so häufig vorkommen, zutage tritt. Ihr erster Schritt muss sein, zu verstehen, dass diese Emotionen normal sind. Dann können sie an sich arbeiten, um die Intensität und Dauer dieser Gefühle zu reduzieren.

3. Soziale Bedürfnisse

Schließlich dürfen wir eine weitere Grundlage für das Wohlergehen eines jeden Menschen nicht vergessen: soziale Unterstützung. Aufgrund der hohen Belastung von Familien mit behinderten Kindern brauchen sie unbedingt Unterstützung seitens ihrer Freunde und Verwandten.

Es ist eine große Hilfe, Menschen um sich zu haben, mit denen man offen sprechen kann und Gedanken und Emotionen teilt. Ohne, dass man sich irgendwie ver- oder beurteilt fühlen müsste. Das versetzt die Eltern betroffener Kinder in die Lage, die täglichen Herausforderungen zu meistern und bessere Betreuer zu sein.

Behindertensport im Rollstuhl

Wir haben noch einen langen Weg vor uns, Familien von behinderten Kindern zu verstehen und zu unterstützen. Ein großer Schritt ist bereits getan, wenn wir uns daran erinnern, dass Spenden zwar helfen, aber Geld allein nicht alles lösen kann. Informationen und Unterstützung sind hier von größter Wichtigkeit.

Bildmaterial mit freundlicher Genehmigung von Nathan Anderson, Josh Appel und Audi Nissen


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.