Die Einsamkeit tut uns nicht gut, wenn wir uns in ihrer Gesellschaft einsam fühlen

Die Einsamkeit tut uns nicht gut, wenn wir uns in ihrer Gesellschaft einsam fühlen
Fátima Servián Franco

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Fátima Servián Franco.

Letzte Aktualisierung: 25. April 2023

Warum vermeiden wir die Einsamkeit? Wieso will ein Großteil von uns die meiste Zeit lieber in Gesellschaft sein? Viele Menschen vermeiden es um jeden Preis, allein zu sein, weshalb sie unzählige Pläne schmieden, nur um von anderen Menschen umgeben zu sein. Sie haben Angst davor, sich allein zu fühlen, mit sich selbst im Stillen Zeit zu verbringen, und verspüren gleichzeitig das große Bedürfnis, in Gesellschaft anderer Menschen zu bleiben, um sich nicht mit der Einsamkeit auseinandersetzen zu müssen.

Die Einsamkeit kann uns allerdings vieles lehren. Sie bringt uns etwas bei und zeigt uns, wie wir uns selbst überwinden können. Zu lernen, allein zu sein, kann uns viel weiterbringen als jegliche Gesellschaft. Dazu muss man lediglich eine gesunde Perspektive auf die Einsamkeit entwickeln.

Die bittere Seite der Einsamkeit ist das Gefühl, das wir verspüren, wenn wir uns nicht geliebt, beschützt oder geschätzt fühlen. Eine auferlegte und nicht selbst gewählte Einsamkeit ist nicht die schönste Situation, die wir erleben können, aber wir können durch sie über uns hinauswachsen.

Wenn du dich allein fühlst, solltest du nicht zwangsläufig die Gesellschaft anderer Menschen suchen. Manchmal mag es dir eher helfen, nach einem Weg zu suchen, diese Art von Situation zu genießen.

Die einzige Stimme, die wir hören, wenn wir allein sind, ist die Stimme unseres inneren Dialogs

Die Einsamkeit ist die beste Freundin des Geistes. Deshalb können wir sie als Werkzeug benutzen, um unser persönliches Wachstum zu begünstigen. Wenn wir allein für uns sind, hören wir nur unsere Stimme, diesen inneren Dialog, der uns die meiste Zeit eher unangenehm erscheint und den wir mit viel Lärm und anderen Menschen versuchen, zum Schweigen zu bringen. Im Grunde genommen fürchten wir nicht die Einsamkeit, wir fürchten uns vor dem, was wir uns selbst zu sagen haben.

Frau sitzt allein auf einem Balkongeländer

Die Einsamkeit ist für den Geist, was die Ernährung für den Körper ist. Sie kann still wie das Licht, aber genauso erhellend sein. Es liegt in der Natur des Menschen und ist wichtig für ihn, allein zu sein. Jeder Mensch kommt allein auf diese Welt und verlässt sie auf die gleiche Weise wieder.

Somit finden wir in der Einsamkeit nichts weiter als das, dass wir bereits in unserem Inneren tragen. Aus diesem Grund sind die Momente der Einsamkeit die besten Augenblicke, um uns selbst kennenzulernen. Die stärkste Waffe gegen die Angst davor, nicht von Menschen umgeben zu sein, ist, uns zuzuhören.

Wenn du dich einsam fühlst, dann läuft irgendetwas falsch. Du solltest in der Einsamkeit die Wärme eines Freundes spüren, der dir die Gesellschaft bietet, nach der du dich sehnst.

Die erste Voraussetzung für einen heilenden inneren Dialog ist die Entwicklung der Fähigkeit, uns zu verstehen und zu schätzen. Uns zuzuhören, zu akzeptieren und anzuerkennen, was wir zu sagen haben, öffnet die Tür zu einem einladenden Ort, an dem wir uns geborgen fühlen können.

„Die Einsamkeit ist nach wie vor ein unvermeidbares Schlüsselerlebnis für jeden Menschen. Der stärkste Mensch der Welt ist der, der am einsamsten ist.“

Tom Wolfe

Wenn du dich einsam fühlst, solltest du daran denken, dass die Einsamkeit das Einzige ist, das dich nicht verlässt

Die Einsamkeit ist das Einzige, das uns nicht verlässt. Dieser humorvolle und sarkastisch anmutende Satz verbirgt eine Wahrheit, die bei uns unter Umständen auf Unbehagen stößt. Wir alle haben uns schon einmal verlassen gefühlt. Wir alle mussten uns schon einmal mit einer schmerzhaften und ausgeprägten Unabhängigkeit abfinden. Die Einsamkeit ist diejenige, die uns Zuflucht bietet, wenn uns alles andere allein lässt.

Wir werden niemals einen so treuen Weggefährten finden wie die Einsamkeit. Denn wenn wir uns aus freien Stücken für sie entscheiden, können wir sie nutzen, um Ordnung in unsere Gedanken- und Gefühlswelt zu bringen.

Frau sieht sich allein im Morgengrauen den Himmel an

Wir glauben, dass erwachsen zu sein bedeuten würde, unabhängig zu sein und niemanden brauchen zu müssen. Doch manchmal kann uns diese Suche nach der Unabhängigkeit auch schaden. Aus diesem Grund entwickeln wir schließlich das Gefühl, dass uns die Einsamkeit auffrisst.

Wichtig ist, dass wir uns selbst in diesen Momenten, in denen wir uns einsam, allein gelassen und verlassen fühlen, daran erinnern, dass wir unsere eigene Gesellschaft am meisten brauchen. In diesen Momenten sollten wir uns fest umarmen, bis wir merken, dass wir ganz nah bei uns sind.

„Es ist leicht, nach der Meinung der Allgemeinheit zu leben. Es ist leicht, nach unseren Vorstellungen in Einsamkeit zu leben. Aber Größe zeigt der Mensch, der inmitten der Menschenmenge sich vollkommen gelassen die Unabhängigkeit der Einsamkeit bewahrt.“

Emerson


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.