Zusammenhang zwischen Jobverlust und sexuellem Verlangen

Unsicherheit am Arbeitsplatz und Arbeitslosigkeit zählen zu den häufigsten Ursachen für psychische Probleme. Auch das Sexualleben kann dadurch negativ beeinflusst werden.
Zusammenhang zwischen Jobverlust und sexuellem Verlangen
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 17. Januar 2023

Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen Jobverlust und sexuellem Verlangen. In jeder Situation, die von Angst und Unsicherheit geprägt ist, kommt es zu Veränderungen der Libido, die sich auf intime Beziehungen auswirken. Der Sex ist nicht mehr befriedigend, es treten Funktionsstörungen auf und, was für das Paar noch problematischer ist: der Appetit, Leidenschaft und die Sehnsucht nach körperlicher Nähe nehmen ab.

Viele Menschen sind überrascht, wie das Arbeitsleben die Sexualität beeinflussen kann. Faktoren wie ein stressiger Job, eine unsichere Arbeitsstelle oder Arbeitslosigkeit führen zu einer Reihe von sehr auffälligen und anstrengenden psychophysiologischen Veränderungen.

Wir wissen zum Beispiel, dass in Situationen großer Angst der Androgen- und Östrogenspiegel sinkt. Wenn die Sexualität nicht mehr befriedigend ist, tritt dieses Problem zusätzlich auf. Mangelndes Selbstvertrauen, geringes Selbstwertgefühl sowie Konflikte in der Beziehung, in der Familie oder mit Freunden sind die Folgen.

Auch wenn der Jobverlust bedeutet, dass die betroffene Person mehr Zeit zu Hause verbringt, verbessert sich dadudurch die Beziehung des Paares nicht. 

Probleme mit Sex nach Jobverlust

Mangelnde Libido nach Jobverlust

Sexuelle Veränderungen können sich vielseitig ausdrücken. Nach dem Jobverlust entwickelt ein geringer Prozentsatz der Betroffenen zwanghaftes Sexualverhalten. Im Allgemeinen verringert sich jedoch das Bedürfnis nach Sex sowohl bei Männern als auch bei Frauen.

Forschungsarbeiten, wie die der Universität Lugano (Schweiz), zeigen, dass nicht nur der Jobverlust das sexuelle Verlangen beeinflusst, sondern auch die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes.

Obwohl die Vorstellung, dass Sex Stress abbaut, allgemein verbreitet ist, funktioniert diese Formel bei emotional intensiven Lebensereignissen nicht unbedingt. Wenn wir mit Situationen konfrontiert werden, die das Gehirn als bedrohlich und behindernd empfindet, verändert sich die Neurochemie. Sie steuert eine adaptive Reaktion, die es uns ermöglichen soll, mit der Situation, der Gefahr, fertig zu werden. Sex ist in diesem Fall nicht mehr so wichtig.

Sex ist ein mächtiger Instinkt und ein Bedürfnis. Er beruht jedoch auf fragilen Mechanismen und wird durch Stress und einen erhöhten Cortisolspiegel negativ beeinflusst.

Zusätzliche Merkmale

Die mangelnde Lust an Sex nach dem Jobverlust äußert sich anfangs oft durch Ausreden, die Wochen ohne Sex werden schließlich jedoch oft zu Monaten. Zu der wachsenden Angst, keinen Job zu finden, kommen Probleme mit dem Partner, die negative Wahrnehmung der eigenen Person…

Folgende Merkmale treten in dieser Situation sehr häufig auf:

Symptome im Zusammenhang mit der Sexualität

  • Die Leidenschaft ist nicht mehr vorhanden, und wenn doch, dann ist sie nur von kurzer Dauer. Der Verstand kann sich nicht auf diesen Moment der Intimität konzentrieren.
  • Betroffene sind meist nicht ganz ehrlich zu ihrem Partner und verwenden Vorwände und Ausreden.
  • Frauen erleben Anorgasmie oder Schmerzen im Genital- oder Beckenbereich während der Penetration.
  • Bei Männern treten Erektionsprobleme oder eine vorzeitige Ejakulation auf.

Psychophysiologische Symptome

  • Konzentrationsprobleme.
  • Ständige Ängste und Sorgen.
  • Häufige Stimmungsschwankungen.
  • Geringes Selbstwertgefühl.
  • Das Gefühl, keine Kontrolle über das eigene Leben und den Verlauf zu haben.
  • Übermäßige Muskelspannung und Erschöpfung, Bruxismus.
  • Es gibt Veränderungen beim Essen: entweder Appetitlosigkeit oder übermäßiger Hunger.
  • Schlafstörungen in der Nacht.
  • Verdauungsprobleme: Übersäuerung, schwere Verdauung usw.
Beziehung nach Jobverlust

Was tun?

Forschungsarbeiten, wie die an der Universität Freiburg (Schweiz), zeigen eine interessante Idee auf. Täglicher Stress und kritische Lebenserfahrungen beeinflussen die emotionalen Beziehungen und die Sexualität. Unter diesen Umständen gibt es zwei vorteilhafte Strategien: Beziehungsprobleme bewältigen und mit Stress richtig umgehen.

Wie man mit dem Jobverlust umgeht

Arbeitslosigkeit kann verheerend sein, vor allem, wenn man die 18-Monats-Marke überschreitet, ohne einen Job zu finden. Es ist daher ratsam, die folgenden Aspekte zu berücksichtigen:

  • Die Zeit strukturieren und den gleichen Routinen folgen.
  • Kombiniere die Arbeitssuche mit anderen lohnenden Aktivitäten, wie zum Beispiel Sport.
  • Ändere deine Wahrnehmung und versuche, diese Zeit als etwas Vorübergehendes zu akzeptieren.
  • Vermeide Isolation, triff dich mit Freunden, um Gedanken und Bedürfnisse auszutauschen und besuche Kurse, um andere Perspektiven zu entdecken, zu lernen usw.

Die Notwendigkeit, die Kommunikation in der Beziehung zu verbessern

Dein Partner sollte dein Verbündeter sein und eine Person, mit der du deine Gedanken, Ängste und Sorgen teilen kannst. Es ist wichtig, diese Zusammenhänge zu verstehen, die von mangelndem Verlangen bis hin zu sexuellen Funktionsstörungen reichen. Das bedeutet, dass wir in schwierigen Zeiten in der Lage sein müssen, das Band des Vertrauens zu stärken. Professionelle Hilfe kann nötig sein, denn die Unsicherheit am Arbeitsplatz zählt zu den häufigsten Ursachen für psychische Probleme.


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