Denkst du vor dem Schlafen an deine Sorgen? Erfahre mehr über die möglichen Ursachen

Wenn du abends ins Bett gehst, möchtest du am liebsten acht Stunden lang durchgehend schlafen. Dein Gehirn sieht das aber nicht immer so und will, dass du alle deine Sorgen einzeln durchgehst und keine auslässt.
Denkst du vor dem Schlafen an deine Sorgen? Erfahre mehr über die möglichen Ursachen
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 15. November 2021

Wenn du vor dem Schlafen häufig an deine Sorgen denkst, weißt du, wie erschöpfend das sein kann. Deine Gedanken wandern wie ein neugieriges Eichhörnchen von einem Ast zum anderen, verlieren sich, drehen sich jedoch immer weiter im Kreis. Du kannst deinen Verstand nicht stoppen und liegst lange wach…

Wie schön wäre es wohl, sich in das frische Bett zu legen und einzuschlafen. Trotz absoluter Stille und Dunkelheit schlägt dir dein Verstand immer wieder ein Schnippchen und aktiviert die Sorgenfabrik. Manchmal reicht eine kurze Bestandsaufnahme aller existentiellen Probleme nicht aus. Es gibt Tage, an denen du an traurige, erschütternde oder peinliche Momente denkst. Die ersehnte Erholung ist in weiter Ferne…

Wenn du diese Situation kennst, wird es dich freuen zu erfahren, dass dies ein sehr häufiges psychologisches Phänomen ist und dass es Strategien gibt, damit umzugehen.

“Wenn ich nachts an meine Fehler denke, schlafe ich sofort ein.

Oscar Wilde

Denkst du vor dem Schlafen an deine Sorgen?

Warum gehst du deine Sorgen durch, bevor du einschläfst?

Bei einer Bestandsaufnahme denkt dein Verstand normalerweise nicht an deine glücklichsten und erfreulichsten Augenblicke, er ist wählerisch und entscheidet sich in der Regel für Sorgen und Kummer. Er führt dir deine Angst vor Augen. Menschen mit latenten Angststörungen haben besonders häufig Probleme mit dem Einschlafen, da sich ihre Gedanken um negative Ereignisse drehen. Es handelt sich um einen evolutionären Mechanismus, den wir uns nachfolgend etwas genauer ansehen.

Situationen und Leistungen evaluieren, um besser zu überleben

Das menschliche Gehirn des 21. Jahrhunderts ist das Ergebnis von Tausenden von Jahren der Evolution. Das ist zweifellos ein Vorteil, aber es hat gewisse “Werksfehler”, die noch nicht behoben sind. Diese kleinen Fehler beziehen sich auf die Art und Weise, wie wir alltägliche Herausforderungen verarbeiten.

Wir sind keine Jäger und Sammler mehr, wir leben nicht mehr in wilden Umgebungen voller Risiken, aber der Verstand reagiert auf die gleiche Weise: Er verarbeitet ständig Bedrohungen. Die Nacht mit ihrer Stille ist die ideale Zeit, um Situationen und Leistungen zu bewerten und eventuelle Warnungen oder Risiken zu erkennen.

Wenn du deine Sorgen vor dem Schlafengehen Revue passieren lässt, erkennt dein Gehirn schnell die kleinsten roten Fahnen. Wenn du denkst, dass du dich bei der Arbeit nicht durchsetzungsfähig verhalten hast, schätzt dein Gehirn bereits ein, dass du gefeuert werden könntest. Wenn du über die letzte unbeantwortete Nachricht eines Freundes oder einer Freundin nachdenkst, kommst du schnell zu dem Schluss, dass es sich um Ghosting handelt.

Das Gehirn neigt fast instinktiv dazu, sich eher auf Probleme als auf positive Erfahrungen zu konzentrieren. Es tut dies aufgrund seiner angeborenen Tendenz, Risiken zu bewerten, damit wir Strategien entwickeln können, um uns anzupassen und in einer immer komplexeren Umgebung zu überleben.

Latente Angst stimulieren deine Sorgen

Forschungsarbeiten, wie die von Dr. Luc Staner vom Schlaflabor des Pharmaunternehmens FORENAP in Rouffach (Frankreich), zeigen den Zusammenhang zwischen Angststörungen und Schlafstörungen auf. Erkrankungen wie die generalisierte Angststörung und die posttraumatische Belastungsstörung stecken hinter dieser Realität.

Wenn du vor dem Einschlafen über deine Sorgen nachdenkst, gerätst du in einen Kreislauf des Grübelns. Diese Erfahrung macht man aber nicht nur am Ende des Tages. Zwanghafte und selbstkritische Gedanken sind ständig vorhanden. In der Stille der Nacht wird dieser innere Dialog jedoch lauter und präsenter.

Andererseits ist es erwähnenswert, dass auch sehr perfektionistische Persönlichkeiten dazu neigen, in diese nächtlichen Labyrinthe des Leidens abzudriften.

Mehr als die Probleme selbst ist unsere größte Herausforderung, wie wir mit den Dingen umgehen, die uns nachts wach halten. Wenn du dich mit diesen Tatsachen beschäftigst und eine negative, passive Haltung verstärkst, wird das Unbehagen noch größer.

du denkst an deine Sorgen

Wie du aufhörst, vor dem Schlafengehen zu viel nachzudenken

Wenn die Last der Sorgen auf dir lastet, sobald du nachts deinen Kopf aufs Kissen legst, leidet deine körperliche und geistige Gesundheit. Schlafmangel verschärft deine Angst zusätzlich. Du musst Änderungen vornehmen. Das bedeutet, dass du dich auf zwei Bereiche konzentrieren musst: auf deine Schlafhygiene und auf die Bewältigung deiner eigenen Stimmungsstörung.

Kurz gesagt, es wäre ratsam, von einer Reihe von Richtlinien auszugehen:

  • Lerne Techniken zur Problemlösung.
  • Widme eine bestimmte Stunde am Tag der Lösung dessen, was uns ängstlich macht (Sorgenprogrammierung).
  • Führe Atem- und Entspannungstechniken in dein tägliches Leben ein.
  • Halte dich an die gleichen Schlafens- und Aufwachroutinen.
  • Vermeide schwere Mahlzeiten und körperliche Betätigung vor dem Schlafengehen.
  • Schalte elektronische Geräte zwei Stunden vor dem Schlafengehen aus. Denke daran, dass Bildschirme stimulierend wirken und es schwierig machen, eine gute Nachtruhe zu finden.
  • Entspanne dich vor dem Schlafen zum Beispiel durch gute Lektüre, die dich von deinen Sorgen ablenkt.

Abschließend sei angemerkt, dass es nicht einfach ist, den Verstand zu erziehen, um die Lautstärke der Sorgen zu reduzieren. Es ist jedoch immer Zeit, andere Routinen und Herangehensweisen zu etablieren, um psychologische Ruhe zu finden, anstatt immer in Alarmbereitschaft zu sein.


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