Wie wirken sich hohe Temperaturen auf das Gehirn aus?

Heiße Sommertage machen uns körperlich und emotional zu schaffen. Erfahre heute, wie sie sich auf unser kognitives System auswirken.
Wie wirken sich hohe Temperaturen auf das Gehirn aus?
Elena Sanz

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Elena Sanz.

Letzte Aktualisierung: 24. April 2023

Viele Menschen lieben den Sommer: Es ist länger hell, das warme Wetter lädt zu verschiedenen Freizeitaktivitäten ein und für viele ist Urlaubszeit. Wir könnten deshalb annehmen, dass wir in der Sommersaison ausgeruhter, entspannter und fröhlicher sind. Dies ist jedoch nicht unbedingt der Fall: Oft fühlen wir uns auch lustlos, reizbar und unkonzentriert. Eine mögliche Erklärung dafür sind hohe Temperaturen, denn sie haben verschiedene Auswirkungen auf unser Gehirn.

Unser Körper ist klug und in der Lage, sich an unterschiedliche Umweltbedingungen anzupassen. Allerdings mag er keine plötzlichen Veränderungen, und im Sommer kann es zu starken Temperaturanstiegen kommen. Auch wenn sich unser Gehirn bemüht, funktioniert es bei Temperaturen um die 40º C nicht optimal, was unsere Laune und Leistung beeinträchtigt.

Hohe Temperaturen wirken sich auf das Gehirn aus

Du bist im Sommer gut gelaunt und fühlst dich voller Energie? Dies muss nicht unbedingt auf die Urlaubsstimmung zurückzuführen sein, denn auch die Sonne spielt eine entscheidende Rolle: Licht fördert die Produktion Serotonin und dieser Neurotransmitter versetzt dich in einen Zustand der Zufriedenheit und Entspanntheit. Allerdings können zu hohe Temperaturen kontraproduktiv sein und zu Reizbarkeit, Unwohlsein und Müdigkeit führen.

Mann erträgt hohe Temperaturen
Die Hitze wirkt sich auf die kognitive Leistungsfähigkeit aus.

Der Hypothalamus und seine thermoregulatorische Funktion

Wie bereits erwähnt, verfügt der Körper über eigene Mechanismen, um sich den Umweltbedingungen anzupassen. Der Hypothalamus ist für die Regulierung der Körpertemperatur zuständig. Durch Konvektion und Schwitzen schafft er es, eine angemessene Temperatur von 36 bis 37° C aufrechtzuerhalten.

Bei Umgebungstemperaturen von mehr als 35 bis 40° C sind allerdings zusätzliche Anstrengungen erforderlich, die zulasten anderer Funktionen gehen. So werden unter anderem die Konzentration und die Reaktionsgeschwindigkeit negativ beeinflusst. Wir können einen Mangel an geistiger Klarheit und Aufmerksamkeitsprobleme erleben.

Risiko der Dehydrierung

Hohe Temperaturen können außerdem eine Dehydrierung zur Folge haben. Es ist erwähnenswert, dass 90 % des Gehirnvolumens aus Wasser besteht, das der Hauptträger für elektrochemische Übertragungen ist. Dehydrierung ist also ein Risiko, das zu Veränderungen in der neuronalen Aktivität führen kann.

Ein Rückgang von 2 % des Wassers im Körper reicht aus, um spürbare Auswirkungen wie Sehstörungen, Verlust des Kurzzeitgedächtnisses oder Konzentrationsschwierigkeiten zu verursachen. Wasser ist auch besonders wichtig für diejenigen, die unter Migräne oder Kopfschmerzen leiden, da Dehydrierung ein Auslöser sein oder die Symptome verschlimmern kann.

Schlaflosigkeit und Schlafprobleme

Die Nachtruhe hat einen signifikanten Einfluss auf die Gehirnfunktion. Eine gute Schlafqualität fördert das Gedächtnis, die Kreativität und die Problemlösungsfähigkeit und hilft, die mentale Belastung in Stresssituationen zu mindern. Unzureichende Ruhe wirkt sich hingegen negativ auf die kognitive Leistungsfähigkeit und die Stimmung aus. Du bist unkonzentriert, träge und mürrisch.

Aber wie hängen Schlaflosigkeit und hohe Temperaturen zusammen? Wir alle wissen, wie schwierig es ist, bei großer Hitze einzuschlafen und gut durchzuschlafen, und das liegt an der Übererregbarkeit des Gehirns.

Die ideale Temperatur zum Ausruhen liegt bei 18 bis 21° C, bei über 26° C kommt es bereits zu Anpassungsproblemen. Dadurch wird das Einschlafen erschwert und du kannst in der Nacht mehrmals aufwachen.

Schlafmangel durch hohe Temperaturen
Hohe Temperaturen können den nächtlichen Schlaf stören.

Hohe Temperaturen beeinflussen das Gehirn, indem sie die Emotionen verändern

Wir dürfen nicht vergessen, dass hohe Temperaturen auch zu emotionalen Störungen führen können. Anhaltende extreme Temperaturen verstärken nachweislich negative Emotionen wie Angst, Stress und Reizbarkeit und verringern prosoziale Verhaltensweisen. Sie können auch zu Apathie und Demotivation führen, das Ergebnis ist eine gedrückte und negative Stimmung.

Kurz gesagt: Die Sommerhitze kann uns auf kognitiver und emotionaler Ebene mehr beeinträchtigen, als wir denken, deshalb ist es eine gute Idee, Maßnahmen zu ergreifen. Vermeide es, an den heißesten Stunden ins Freie zu gehen, trinke ausreichend und achte auf bequeme, leichte Kleidung, um die Auswirkungen der hohen Temperaturen zu minimieren.


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