Warum gibt dir deine Angst das Gefühl, ein Versager zu sein?

Du hast ständig Zweifel, Ängste und das Gefühl, ein Versager zu sein? Mangelndes Selbstwertgefühl oder Depressionen sind häufig für diesen Zustand verantwortlich.
Warum gibt dir deine Angst das Gefühl, ein Versager zu sein?
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 21. März 2023

Angst gibt dir vielleicht das Gefühl, ein Versager zu sein. Sie nährt deine Minderwertigkeitsgefühle und gleichzeitig die Vorstellung, andere zu enttäuschen und ständig zu den Verlieren zu gehören. Diese negativen Gedanken sind meistens irrational, werden jedoch häufig zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Viele Menschen, die an einer generalisierten Angststörung leiden, erleben diese Situation voller Selbstzweifel.

Das Hochstaplersyndrom führt zu intensiver Angst und einem geringen Selbstwertgefühl.

Frau hat Angst, ein Versager zu sein
Angst führt zu kognitiven Veränderungen, die Selbstzweifel und Angst vor dem Veragen zur Folge haben können.

Warum du dich wie ein Versager fühlst

Verzerrte Gedanken sind typisch für Stress und Angstzustände. In diesen Situationen verstärken sich oft negative Denkmuster, die jedes Vorhaben, jeden Versuch, ein Ziel oder eine motivierende Veränderung einzuleiten, zunichtemachen. Eine Studie der Emory University weist darauf hin, dass sich Angststörungen auf die kognitiven Funktionen des Gehirns auswirken. Betroffene denken und verarbeiten die Realität nicht auf dieselbe Art und Weise, es gibt kleine, jedoch bedeutsame Veränderungen. Wir erklären anschließend, warum Angst die Vorstellung nährt, ein Versager zu sein.

Die kognitive Verhaltenstherapie bietet Werkzeuge, die helfen, Denkmuster zu verändern. 

Kognitive Verzerrungen

Menschen mit Ängsten aktivieren und verstärken häufig kognitive Verzerrungen. Die mentalen Schemata, die zu dieser falschen Verarbeitung der Realität führen, beruhen auf einer negativen Selbstwahrnehmung. Betroffene Personen haben kein Selbstvertrauen und lassen sich von negativen Gedanken leiten:

  • Negative mentale Filterung: “Es geht immer alles schief.”
  • Übergeneralisierung: “Ich habe es nicht geschafft und werde nie etwas erreichen.”
  • Alles-oder-nichts-Denken: “Wenn ich das nicht perfekt mache, bin ich ein Versager.”

Angst und Vermeidung

Wenn du dich aus Angst wie ein Versager fühlst, liegt das auch an einem anderen häufigen psychologischen Mechanismus. Angst treibt dich in ständige Vermeidungszyklen. Du willst alles perfekt machen, doch deine Angst macht dich unsicher und bringt dich noch vor Beginn eines Projektes zum Zweifeln. Du schiebst es deshalb vor dir her. Prokrastination ist eine Form der Vermeidung. Du siehst, dass du keine Fortschritte erzielst und deshalb verschlechtert sich dein Selbstbild. Schließlich gerätst du in einen negativen Kreislauf, der deine Zweifel und deine Angst nährt.

Geringes Selbstwertgefühl

Ein geringes Selbstwertgefühl hängt meistens mit der Angst zusammen. Es handelt sich um zwei psychologische Dimensionen, die sich gegenseitig verstärken und sehr belastend sein können. Menschen mit einem Hochstaplersyndrom wissen das. Übermäßig perfektionistische Menschen haben häufig eine latente Angst, die mit einer negativen Sicht auf sich selbst einhergeht. Sie haben Angst, nicht zu genügen, andere zu enttäuschen, zu scheitern und zu versagen. Vergleiche und äußerer Druck formen sehr destruktive Wahrnehmungen, die ihre negativen Gefühle stärken.

Latente Depression

Wenn dir die Angst das Gefühl gibt, dass du ein Versager bist, könnte sich dahinter eine depressive Störung verbergen. Hoffnungslosigkeit, Apathie oder veränderte Ess- und Schlafgewohnheiten sind weitere Anzeichen, die darauf hinweisen.

Depressive Menschen haben häufig die Vorstellung ein Versager zu sein.

Mann glaubt, ein Versager zu sein
Wenn die negativen Gefühle anhalten, solltest du unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

Was tun, wenn du dich wie ein Versager fühlst?

Wir alle machen Fehler und haben gelegentlich das Gefühl zu scheitern. Wenn dich deine negativen Gedanken, deine Versagensangst und deine Hoffnungslosigkeit über einen längeren Zeitpunkt gefangen halten, solltest du unbedingt fachärztliche Unterstützung in Anspruch nehmen. Zusätzlich können dir folgende Schlüssel helfen:

Konfrontiere und rationalisiere

Du musst dir bewusst werden, dass irren menschlich ist. Es handelt sich um einen Lernprozess, der es dir ermöglicht, Erfahrungen zu sammeln. Deswegen bist du noch lange kein Versager. Verwende die sokratischen Fragen, um deine Zweifel zu beseitigen: 

  • Welche Beweise habe ich dafür, dass diese Vorstellung wahr ist?
  • Hilft mir diese Erkenntnis weiter?
  • War ich nicht schon oft erfolgreich?

Sei mitfühlender mit dir selbst

Behandle dich selbst so, wie du deinen besten Freund behandeln würdest: mit Respekt, Einfühlungsvermögen und Mitgefühl. Was würdest du zu der Person sagen, die du am meisten liebst, wenn sie darauf besteht, dass sie wertlos ist und sich als Versager fühlt? Denke darüber nach, denn das ist genau das, was du dir selbst sagen solltest.

Wenn du dich als Versager fühlst…

Du solltest nicht zulassen, dass dich deine Selbstzweifel beherrschen. Wir alle machen Fehler, sie sind Teil unseres Lebens und ermöglichen persönliches Wachstum. Verändere deinen inneren Dialog und sei nachsichtig mit dir selbst. Wenn du es allein nicht schaffst, kann dir eine kognitive Verhaltenstherapie helfen.


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