Warum du nicht aufhören kannst zu prokrastinieren
“Ich kann nicht aufhören zu prokrastinieren.” “Ich kann Dinge einfach nicht umgehend erledigen, ich verschiebe das stets auf später.” Insbesondere in den vergangenen Monaten haben viele Menschen dieses Gefühl erlebt. Es scheint, als wären Mut, Initiative und sogar die eigene Motivation plötzlich nicht mehr vorhanden. Und dieses Gefühl ist definitiv sehr unangenehm, denn es verunmöglicht häufig das Arbeiten. Außerdem hast du Probleme, deine Beziehungen zu genießen und deine langfristigen Ziele zu erreichen.
Allerdings ist diese Realität keine Trivialität. Dieser Mangel an Begeisterung und Motivation ist wie Rost, der deine mentalen Muskeln schädigt und nach und nach schwächt. Wenn du bemerkst, mit wie wenig Effizienz du Dinge erledigst und dass selbst die kleinste Aufgabe einen enormen Aufwand erfordert, ist das nicht nur anstrengend, sondern auch sehr frustrierend.
Daher ist es auch so wichtig, dass du lernst, mit derartigen Situationen umzugehen. Außerdem darfst du es nicht zulassen, dass dich diese lähmende Erfahrung länger als zwei oder drei Tage begleitet. Wenn dein Bedürfnis zu prokrastinieren wochen- oder monatelang anhält, kann dies sogar ein Anzeichen für ein psychisches Problem sein, beispielsweise eine Depression.
Mit diesem Thema wollen wir uns in unserem heutigen Artikel etwas eingehender befassen.
Warum du nicht aufhören kannst zu prokrastinieren – Ursachen, die du berücksichtigen solltest
Es gibt Tage, an denen du dich voller Tatendrang und auf alles vorbereitet fühlst. Aber dann gibt es auch jene Tage, an denen du morgens aufstehst und weißt, dass du heute vermutlich überhaupt nichts erledigen wirst. All dies ist vollkommen normal. Kein Mensch kann sich jeden Tag gleich lebendig und schwungvoll fühlen und stets den gleichen Elan und die gleiche Energie haben. Du bist ein Mensch, kein Roboter, das darfst du nicht vergessen. Daher ist es absolut normal und überhaupt nicht ungewöhnlich, dass du Höhen und Tiefen erlebst.
Allerdings kann es für einen Menschen, der es gewohnt ist, jeden Tag hart zu arbeiten und die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, etwas beängstigend sein, plötzlich zu bemerken, dass er oder sie diese Energie auf einmal nicht mehr hat. In einem solchen Fall ist es wichtig, dass du zunächst einmal verschiedene Gesundheitsprobleme in Erwägung ziehst, wie beispielsweise Nährstoffmangel (Eisen, Magnesium oder B-Vitamine), Schilddrüsenerkrankungen und hormonelle Veränderungen. Ob du es glaubst oder nicht, aber all diese körperlichen Zustände führen normalerweise zu einer gewissen Mut- oder Antriebslosigkeit und all dies wiederum begünstigt das Bedürfnis, Aufgaben zu prokrastinieren.
Übermäßige Sorgen und Unsicherheiten
John Milton sagte einmal, dass dir dein eigener Geist dein Leben zur Hölle oder zum Himmel machen kann. Wenn du also Zeiten durchlebst, in denen du viele Sorgen und nur wenig Zeit für Entspannung und Ruhe hast, greift dein Gehirn auf die klassischen Stressblocker zurück. Es ist, als ob deine kognitiven Fähigkeiten plötzlich unterbrochen würden. Im Handumdrehen bist du dann nicht mehr dazu in der Lage, klar zu denken und deinen täglichen Pflichten nachzukommen.
All dies ist auf diese übermäßigen Sorgen und Belastungen zurückzuführen und diese gehen wiederum mit einem emotionalen Zustand einher, der von Unsicherheiten und Ängsten geprägt ist. Darüber hinaus sind auch Zukunftsängste eine weitaus häufigere Ursache, als du dies möglicherweise vermuten würdest. Wenn du permanent darüber nachgrübelst, was die Zukunft bringen könnte, kann dies dazu führen, dass du irgendwann in eine emotionale Leere gerätst, aus der du möglicherweise nur schwer wieder herauskommen wirst.
Was kannst du unternehmen, wenn du nicht mit dem Prokrastinieren aufhören kannst?
“Es fällt mir schwer, Dinge zu tun. Obwohl ich weiß, dass ich umso früher fertig bin, je früher ich damit beginne, finde ich einfach nicht den Mut oder die Motivation, um mich an die Arbeit zu machen. Infolgedessen tue ich am Ende einfach gar nichts. Das Schlimmste ist, dass ich mich dann miserabel und extrem unwohl fühle.”
Wie du siehst, ist das Prokrastinieren überhaupt keine gute Verhaltensweise, weil das Aufschieben der Aufgabenerledigung negative Emotionen hervorruft. Dadurch kann das Bild, das du von dir selbst hast, verzerrt werden, du könntest deine Selbstwirksamkeit verlieren und fast ohne es zu merken, endest du irgendwann in einer tiefen Depression.
Darüber hinaus hat eine Studie der Pamukkale-Universität in der Türkei gezeigt, dass Prokrastination normalerweise mit irrationalen Gedanken einhergeht. Du könntest zum Beispiel denken, dass alles schiefgehen wird, dass du inkompetent bist oder dass andere Menschen dich aus irgendeinem Grund verurteilen. Darüber hinaus treten auch die folgenden Faktoren regelmäßig auf:
- Abneigung gegen bestimmte Aufgaben
- Große Angst vor dem Versagen oder davor, Fehler zu begehen
- Perfektionismus
- Das Gefühl, keine Kontrolle über dein Umfeld zu haben
- Eine verborgene Depression oder extreme Angstzustände
Die Ängste, die dich lähmen und demotivieren
Vermutlich stellst du dir schon seit einiger Zeit die Frage, warum du einfach nicht aufhören kannst, zu prokrastinieren. Schon wieder sind einige Tage vergangen und nichts hat sich verändert. Du hast die anstehenden Aufgaben aufgeschoben und infolgedessen wird der Berg, den du erledigen musst, immer größer. Und irgendwann hast du das Gefühl, dass du unter der ganzen Last beinahe zusammenbrechen wirst. Wenn du diese Gefühle kennst, dann solltest du dir folgende Frage stellen: “Wovor habe ich eigentlich Angst?”
Der Kommunikator und Publizist Eduard Punset sagte einmal, dass Glück die Abwesenheit von Angst ist, und wir stimmen ihm zu. Du könntest einfach einmal versuchen, über deine Bedenken nachzudenken und sie kritisch zu hinterfragen. Und dann beschließen, dass du ab jetzt vor nichts mehr Angst hast. Manchmal ist es schwer zu erkennen, wie sehr dich eine einfache Angst davon abhalten kann, dein Ding zu machen und deine Aufgaben zu erledigen.
Denke doch einmal darüber nach: Die meisten Menschen haben Angst vor der Zukunft und was sie bringen wird. Und ja, die Angst vor dem Unbekannten ist normal; sich gestresst zu fühlen, wenn die Dinge nicht so laufen, wie du es möchtest, kann auch normal sein. Allerdings solltest du dir darüber bewusst sein, dass diese Empfindungen, die von jener stillen, aber diffusen und anhaltenden Angst in deinem Gehirn inszeniert werden, deine Motivation schwächen.
Prokrastinieren ist keine Faulheit, sondern ein Ausdruck des Unglücklichseins
Hast du dir jemals die Frage gestellt, ob der Grund, warum du nicht mit dem Prokrastinieren aufhören kannst, darin besteht, dass du dich unglücklich fühlst? Wenn du beispielsweise wütend bist, fühlst du dich gereizt. Und diese Gereiztheit kann dich daran hindern, zu handeln. Aber schlechte Laune ist oft nur die Spitze des Eisbergs. Daher solltest du einmal ehrlich und intensiv in dich gehen, um die eigentliche Ursache des Problems zu finden.
Interessanterweise ist in vielen Fällen tatsächlich das Unglücklichsein die Ursache, die sich hinter dem Prokrastinieren verbirgt. Etwas aufschieben kann sinnvoll sein, wenn du das Gefühl hat, nicht auf dem richtigen Weg zu sein. Wenn du mit deinem gegenwärtigen Leben nicht zufrieden bist, kann dies extrem demotivierend sein. Wenn dein Lebensstil also nicht mit deinen Bedürfnissen, Wünschen und Werten übereinstimmt, erscheint selbst die einfachste Aufgabe als große Herausforderung. Willst du wirklich für immer in dieser Realität gefangen bleiben?
Was auch immer die Situation ist, die hinter diesem Mangel an Motivation steckt, es ist notwendig, dass du etwas veränderst. Obwohl das schwierig sein mag, solltest du jeden Tag versuchen, ein wenig voranzukommen. Und irgendwann wirst du dann bemerken, dass sich die Dinge verändern. Letztendlich sind Entscheidungen immer der beste Motor für Glück, Veränderung und Wohlbefinden.
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