Unterschiede zwischen Psychose und Neurose
Psychose und Neurose sind Begriffe aus der Psychologie, die psychische Störungen beschreiben. Die Symptome einer psychotischen Erkrankung sind nicht die gleichen wie die einer neurotischen Erkrankung. Sie zu erkennen, kann wichtig sein, um rechtzeitig Hilfe zu suchen oder eine Differenzialdiagnose zu stellen.
Außerdem können wir das Bewusstsein für einige Probleme schärfen, wenn wir mehr darüber erfahren. Auf diese Weise vermeiden wir Vorurteile über die psychische Gesundheit und tragen dazu bei, eine empathischer Gesellschaft zu schaffen.
Psychose und Neurose
Im Jahr 1796 führte William Cullen den Begriff Neurose ein, um Störungen des Nervensystems zu bezeichnen, die sensorische und motorische Dysfunktionen verursachen. Zum Beispiel wäre eine Halbseitenlähmung nach dieser Definiton eine Art Neurose.
Später wurde der Begriff in der Psychologie verwendet, um bestimmte Krankheitsbilder zu beschreiben. Sigmund Freud, der Vater der Psychoanalyse, verstand die Neurose als eine Struktur der psychischen Funktion. Er wies neurotischen Menschen Symptome wie Angst, Hysterie, Zwänge und sexuelle Funktionsstörungen zu.
Ernst von Feuchtersleben verwendete im 19. Jahrhundert zum ersten Mal den Ausdruck “Psychose”. Zu Beginn umfasste dieses Wort die griechisch-römische Definition von “Wahnsinn”, ein Oberbegriff für psychische Zustände, bei denen eine erhebliche Verwirrung zwischen der inneren und äußeren Realität besteht. Später wurde das Konzept erweitert, als die verschiedenen psychotischen Krankheiten untersucht wurden.
Bis dahin waren die Unterschiede zwischen Psychose und Neurose jedoch nicht ganz klar. Es gab Störungen, die als Neurosen definiert wurden, obwohl sie auch psychotische Merkmale aufwiesen. Deswegen gibt es auch heute noch einige Verwirrung zu diesem Thema. Im Folgenden werden wir die beiden Begriffe getrennt voneinander betrachten, um sie besser zu verstehen.
Neurose
Der Begriff Neurose bezieht sich auf eine Gruppe von psychologischen Störungen, die mit emotionalen Ungleichgewichten und Fehlern in der Realitätswahrnehmung einhergehen. Ein typisches Beispiel ist die Angst, ein Zustand, der bei Betroffenen körperliche und affektive Symptome hervorruft. In ähnlicher Weise können Zwangsstörungen und Stressreaktionen als Neurosen betrachtet werden.
Daran anknüpfend sprechen Rycroft und Carstairs (2018) in ihrem Buch “Anxiety and Neurosis” von Neurosen als einer pathologischen Übertreibung natürlicher Erfahrungen. Angst ist eine normale Emotion, die in manchen Situationen auftritt und sogar adaptiv sein kann. Aus verschiedenen Gründen kann sie jedoch zu einer chronischen Emotion werden, die in Kontexten auftritt, in denen sie nicht positiv ist.
Im gleichen Sinne gibt es mehrere Gründe, warum eine Emotion pathologisch werden kann. Nach dem kognitiv-verhaltenstherapeutischen Modell werden diese normalerweise mit Fehlern bei der Verarbeitung der Realität in Verbindung gebracht. Um dies besser zu veranschaulichen, stellen wir uns eine Person mit geringem Selbstwertgefühl vor, die immer wieder entwertende Gedanken hat, wie z. B. “Ich bin nutzlos”.
Wenn diese Person um eine Aufgabe gebeten wird, kann sie sich ängstlich fühlen, weil sie glaubt, dass sie nicht fähig ist. Diese Überzeugung oder Selbstwahrnehmung hängt mit ihrem geringen Selbstwertgefühl und ihren häufigen Gedanken über ihre Wertlosigkeit zusammen.
Andere Erkrankungen, die als Neurosen eingestuft werden können, sind posttraumatische Belastungsstörungen und Phobien. In diesen Fällen sind auch irrationale Überzeugungen und Probleme in der Lerngeschichte der Person zu beobachten.
Psychose
Wie die Neurose bezieht sich die Psychose auf eine Gruppe von psychischen Störungen. Ihre Symptome beeinflussen die Realität jedoch direkt. Infolgedessen nehmen die Patienten die Welt anders wahr.
Häufige Ursachen für eine Psychose sind Halluzinationen und Wahnvorstellungen. Eines der häufigsten Beispiele ist der Verfolgungswahn, bei dem die Person glaubt, dass andere ihr aus irgendeinem Grund schaden wollen. Ein solcher Glaube hat jedoch keine objektive Grundlage in der Realität und kann sogar nicht existierenden Wesen die Schuld geben.
Verschiedene Faktoren begünstigen die Entwicklung dieser Pathologie. Fusar-Poli et al. (2020) haben eine Übersichtsarbeit veröffentlicht, in der sie verschiedene Umstände beschreiben, die das Risiko einer Psychose erhöhen. Dazu gehören Drogenmissbrauch, neurobiologische Probleme, Hirnverletzungen und andere komorbide psychische Störungen.
Um die Unterschiede zwischen Psychose und Neurose zu verstehen, können wir auch andere Krankheiten anführen. So ist unter anderem die Schizophrenie eine der häufigsten Erkrankungen, ebenso wie die akute psychotische Störung und die wahnhafte Störung.
Aspekte, die bei den Unterschieden zwischen Psychose und Neurose zu beachten sind
Die Psychose und Neurose weisen ähnliche Elemente auf, sind jedoch trotzdem sehr unterschiedlich. Beide Begriffe kommen zum Einsatz, um p sychische Krankheiten zu kategorisieren, doch die Psychose führt zu einem Verlust des Realitätssinns, während die Neurose zu Veränderungen von Denkmustern und des affektiven Bereichs zur Folge hat, welche die Realität verzerren.
Menschen mit Psychose leiden an Funktionsstörungen. Sie passen ihre Realität an ihre Wahnvorstellungen und Halluzinationen an. Die psychotischen Störungen können außerdem degenerativ sein und kognitive Beeinträchtigungen hervorrufen.
Menschen mit einer Neurose können zum Beispiel reale negative Erfahrungen machen, die sie dann jedoch auf andere Kontexte übertragen, in denen sie nicht zutreffend sind.
Es gibt Krankheiten, die als Neurose eingestuft werden, aber auch psychotische Merkmale aufweisen können. Das ist der Fall bei Depressionen, die in manchen Fällen psychotische Symptome wie Halluzinationen oder Wahnvorstellungen aufweisen. Das Gleiche gilt für die Borderline-Persönlichkeitsstörung, bei der in der Regel Verwirrtheit, aber nicht unbedingt eine Wahnvorstellung vorliegt. Man kann also sagen, dass sie an eine Psychose grenzen, ohne tatsächlich eine Psychose zu sein.
Abschließend sei gesagt, dass die Unterschiede zwischen Psychose und Neurose in der wissenschaftlichen Gemeinschaft immer noch diskutiert werden. Vielleicht wäre es möglich, eine neue Klassifizierung zu definieren, die diese Zustände, bei denen beide Arten von Symptomen auftreten, integriert.
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- Fusar-Poli, P., de Pablo, G. S., Correll, C. U., Meyer-Lindenberg, A., Millan, M. J., Borgwardt, S., … & Arango, C. (2020). Prevention of psychosis: advances in detection, prognosis, and intervention. JAMA psychiatry, 77(7), 755-765.
- Rycroft, C., & Carstairs, G. M. (2018). Anxiety and neurosis. Routledge.