Situativer Führungsstil: Was ist das?
Der Arbeitsmarkt verändert sich ständig, deshalb ist eine flexible Führung vorteilhaft, die sich an verschiedene Situationen anpasst. Ein situativer Führungsstil geht auf die Bedürfnisse, Erfahrungen und Situationen der Arbeitskräfte ein und kombiniert verschiedene Führungstheorien, um flexibel und anpassungsfähig zu sein.
Es ist offensichtlich, dass die Technologie unser Leben und unsere Arbeit revolutioniert (Payá & Polo, 2022). Unternehmen, die sich von der Konkurrenz abheben wollen, benötigen Arbeitskräfte mit Soft Skills wie Kreativität, kritischem Denken und guten Kommunikationsfähigkeiten. Doch auch die Führungskräfte müssen der Aufgabe gewachsen sein und wissen, welche Prozesse oder Richtlinien in jeder Situation am effektivsten sind. Erfahre nachfolgend Wissenswertes über die situationsbezogene Führung.
Situativer Führungsstil
Dieser Ansatz wurde 1969 von zwei Experten für menschliches Verhalten und Management vorgeschlagen: Paul Hersey und Ken Blanchard. Die Autoren stellten fest, dass eine effektive Führungskraft ihr Verhalten an die Entwicklung des Teams anpasst. Die Maßnahmen und Methoden hängen also von der Entwicklung der Arbeitskräfte ab und müssen deshalb flexibel und anpassungsfähig sein, es gibt nicht eine einzige Methode, die immer passend ist.
Ein situativer Führungsstil berücksichtigt insbeesondere folgende Aspekte.
- Die Beschaffenheit der Aufgaben: Es geht um die Tätigkeiten der Arbeitskräfte, die individuell angepasst werden müssen. Jede Arbeitskraft muss sich an konkreten Erwartungen und Zielen orientieren und die genauen Fristen kennen.
- Die interpersonellen Beziehungen: Die menschliche Beziehung zwischen Führungskraft und Arbeitskräften beeinflussen das Verhalten und die Leistung. Konstruktives Feedback, Wertschätzung und Lob sowie Motivation und Unterstützung in schwierigen Zeiten sind grundlegend, damit die Arbeitskräfte gute Leistung erbringen können.
Die situative Führungskraft kennt die Schwächen und Stärken des Teams und jedes einzelnen Mitarbeiters. Sie kann deshalb auch die Aufgaben und Ziele an jede Einzelperson anpassen. Die Führungsstrategien hängen vom jeweiligen Reifegrad des Mitarbeiters oder der Mitarbeiterin ab. Grundsätzlich nutz ein situativer Führungsstil folgende Stufen, die auch kombiniert werden können.
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Situativer Führungsstil: 4 Stufen
Je nach Reifegrad oder beruflicher Entwicklung und Erfahren jeder Arbeitskraft, kommen folgende Strategien zum Einsatz (Afshari, et al., 2017):
1. Dirigieren (geringer Reifegrad)
Mitarbeiter, die noch nicht wissen, wie sie ihre Aufgaben am besten erfüllen, benötigen klare, detaillierte und eindeutige Anweisungen und Richtlinien, die sie einfach befolgen können. Diese Stufe ist auch für jene Personen geeignet, die zwar fähig, jedoch nicht motiviert oder bereit sind, bestimmte Aufgaben auszuführen.
2. Überzeugen (mittlerer Reifegrad)
Auch bei diesem Reifegrad benötigen die Mitarbeiter präzise Anweisungen, doch sie müssen auch die Möglichkeit erhalten, Fragen zu stellen und Zweifel zu klären. Außerdem werden sie in Entscheidungen eingebunden.
3. Teilhaben (höherer Reifegrad)
Dieser Führungsstil ist geeignet, wenn die Mitarbeiter für ihre Aufgabe qualifiziert sind, es jedoch nicht wagen, ihre Rolle zur Gänze wahrzunehmen. Sie benötigen Unterstützung, Beratung und Motivation zur Eigeninitiative. In diesem Fall ist die Kommunikation bedeutungsvoll, Entscheidungen können gemeinsam getroffen werden, die Führungskraft kann die Mitarbeiter jedoch auch ermutigen, selbst Entscheidungen zu treffen.
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4. Delegieren (höchster Reifegrad)
Die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter verfügt über alle Fähigkeiten, um Aufgaben und Tätigkeiten selbstständig durchzuführen. Sie sind motiviert, haben Eigeninitiative und Verantwortung. Deshalb muss die Führungskraft kaum eingreifen und kann verschiedene Aufgaben an diese Personen delegieren.
Situativer Führungsstil: die Vorteile
Dieser Führungsstil ermöglicht es, den Fokus auf die Mitarbeiter zu legen und sich an die unterschiedlichen Bedürfnisse anzupassen. Deine von der Centria University of Applied Sciences veröffentlichte Arbeit weist darauf hin, dass damit die Bereitschaft und Motivation der Mitarbeiter gefördert werden kann, was sich positiv auf das Gleichgewicht zwischen Unternehmensnutzen und individuellem Wohlbefinden auswirkt.
Dieser Ansatz entfernt sich vom traditionellen Führungsmodell mit einem dominanten Stil und berücksichtigt die Bereitschaft und Entwicklung jeder Person in der Organisation. Dadurch wird die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Leistung des Mitarbeiters optimiert (De Paris, 1997).
Schrittweiser Übergang zum situativen Führungsstil
Dieses Modell gibt es schon lange, es ist jedoch immer noch aktuelle. Ein Artikel in der Fachzeitschrift Leadership & Organisation Development Journal veröffentlichter Artikel weist jedoch auch auf Schwachstellen hin. Mit einigen Anpassungen, die einen schrittweisen Übergang der Führungskraft zur Rolle des Teamentwicklers ermöglichen, bietet das Modell jedoch wichtige Vorteile. Es lohnt sich daher, sich genauer damit zu befassen.
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
- Afshari, J., Moein, Z., Afshari, F., Sharifi-Rad, J., Balouchi, A., & Afshari, A. (2017). A comparison of leadership styles with respect to biographical characteristics. SA Journal of Human Resource Management, 15(1), 1-7. https://www.proquest.com/openview/d93b7e505123113fb9a546a77a850d84/1?pq-origsite=gscholar&cbl=646363
- De Paris, R. J. (1997). Situational leadership: Problem-solving leadership for problem-solving policing. Police Chief, 64, 74-87. https://www.ojp.gov/ncjrs/virtual-library/abstracts/situational-leadership-problem-solving-leadership-problem-solving
- Hersey, P., & Blanchard, K. H. (1969). Life cycle theory of leadership. Training & Development Journal. 23(5), 26–34. https://psycnet.apa.org/record/1970-19661-001
- Nicholls, J. R. (1985). A new approach to situational leadership. Leadership & Organization Development Journal, 6(4), 2–7. https://doi.org/10.1108/eb053578
- Payá Uranga, C., & Polo Campabadal, C. (2022). La Cuarta Revolución Industrial y el Futuro del Talento. En OBS Business School. https://www.observatoriorh.com/wp-content/uploads/2022/05/Informe-OBS-Empleabilidad.pdf
- Schweikle, N. (2014). Situational Leadership: How to effectively lead and motivate employees through each development stage [thesis Degree programme in Business Management]. Centria University of Applied Sciences. https://www.theseus.fi/handle/10024/82414