Narzisstisches Anspruchsdenken: Was ist das?

Narzissten glauben, mehr Rechte als andere zu haben. Sie gehen davon aus, dass sie eine Sonderbehandlung verdienen, mehr Anerkennung als andere und mehr Zugeständnisse als die meisten. Kennst du so jemanden?
Narzisstisches Anspruchsdenken: Was ist das?
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 21. Mai 2023

Narzisstisches Anspruchsdenken kennzeichnet Menschen, die aufgrund ihres irrationalen Überlegenheitsgefühls glauben, dass sie eine Sonderbehandlung verdienen. Sie sind ausbeuterisch, manipulativ und aufmerksamkeitsheischend. Sie wollen alles für sich und denken, ein Recht darauf zu haben. Mit großem Einfallsreichtum und perversen Künsten versuchen sie, alle Vorteile zu monopolisieren.

Diese völlig verzerrte Erwartung, dass alle anderen ihre Erwartungen erfüllen müssen, prägt viele Figuren in unserer Gesellschaft. Das Aufwachsen mit einem narzisstischen Elternteil ist ein typisches Beispiel dafür. In diesen Fällen sind die Kinder gezwungen, um ihre Eltern zu kreisen und jeden Plan, jede Begebenheit und jeden Befehl zu erfüllen.

Ihre Selbstwahrnehmung kann zum Teil sogar komisch wirken, doch das Schlimmste ist, dass diejenigen, die sich überlegen fühlen, ihre Mitmenschen manipulieren, um ihre Ziele zu erreichen.

Narzisstisches Anspruchsdenken: Was ist das?
Eine Person mit Anspruchsdenken hat eine Vision von der Welt, in der sie allein die Hauptperson ist.

Narzisstisches Anspruchsdenken: “Weil ich es wert bin”

Anspruchsdenken zeigt sich nicht nur bei der narzisstischen Persönlichkeit. Dieses Konstrukt beschreibt einen Charakter, der davon ausgeht, dass er eine besondere Behandlung verdient und dass die Welt ihm etwas schuldet, nur weil er so ist, wie er ist. Wir verdienen alle Respekt, Wertschätzung, Rücksichtnahme usw., doch bei narzisstischen Menschen geht es um andere Aspekte.

Wir sprechen von Menschen, die keine Empathie empfinden und sich ausschließlich von ihrer vermeintlichen Überlegenheit nähren. Daher ist das Anspruchsdenken auch häufig bei antisozialen Persönlichkeitsstörungen vorzufinden.

“Weil ich es wert bin” ist eine allzu häufige Einstellung, die auf Egoismus und Unreife hinweist. Die Tatsache, dass eine Person eine Reihe von Forderungen stellt, nur weil sie sich überlegen fühlt, ist infantil. Das narzisstische Anspruchsdenken ist jedoch in vielen Paarbeziehungen und Familien zu beobachten. In diesen Fällen sind die psychischen Kosten immens.

Wenn das Anspruchsdenken eines Narzissten nicht befriedigt wird, kann er einen Nervenzusammenbruch erleiden, mit Wut und Verachtung reagieren oder einen kindischen Wutanfall bekommen.

Die psychologischen Komponenten

Das Konzept des narzisstischen Anspruchsdenkens erregt schon seit Jahren die Aufmerksamkeit von Experten. Sie versuchen zum Beispiel, die positive Selbstwahrnehmung (durch Anstrengung, Erfolg und Kompetenz) von der rein egoistischen und manipulativen zu unterscheiden.

Das Gefühl der Zufriedenheit ist nach einem Erfolg zulässig, doch es darf nicht zur Unterwerfung anderer führen. Die Psychologen Robert Ackerman und Brent Donnellan zeigen dies in einer Studie auf.

Sie veröffentlichten eine Arbeit, in der sie ihre Psychological Entitlement Scale (PES) vorstellten, um spezifische Merkmale dieses Persönlichkeitstyps zu messen:

  • Sie glauben, dass sie eine besondere Behandlung verdienen,
  • und haben das Gefühl, dass sie mehr verdienen, als sie bekommen.
  • Manche nehmen ihre gesellschaftliche Stellung, ihre Schönheit, ihr Geld oder ihre Position in einem Unternehmen als Vorwand, um eine Reihe von unlogischen und vor allem unerlaubten Verpflichtungen von anderen zu verlangen.
  • Was sie brauchen, steht über den Rechten und Bedürfnissen der anderen.
  • Sie wissen nicht zu schätzen, was sie haben.
  • Sie tolerieren nicht, dass andere ihnen nicht das bieten, was sie brauchen. Wenn sie auf Ablehnung stoßen, brechen sie zusammen.

Narzisstisches Anspruchsdenken: Wie kommt es dazu?

Es gibt verschiedene Arten von Narzissmus: Manche Narzissten sind verletzlich und haben ein geringes Selbstwertgefühl, andere sind grandios und glauben, über allen anderen zu stehen. Beide Typen brauchen eine besondere Behandlung und eine Welt, die ihren Erwartungen entspricht.

Bekommen sie nicht, was sie wollen, brechen sie zusammen oder explodieren in einem Wutanfall. Das narzisstische Anspruchsdenken ist der Kern dieser Persönlichkeitsstörung, die ihren Ursprung meist in der Kindheit hat. Forschungsergebnisse, die in der Zeitschrift PNAS (Proceedings of the National Academy of Sciences) veröffentlicht wurden, stützen mehrere Hypothesen in diese Richtung.

  • Die Theorie des sozialen Lernens besagt, dass Kinder ein Bild von sich selbst entwickeln, das darauf basiert, wie ihre Eltern sie behandeln. Fehlende Grenzen und überbewertete Aufmerksamkeit wären klare Auslöser.
  • Die psychoanalytische Theorie hingegen legt die Aufmerksamkeit auf einen anderen Aspekt. Es gibt Kinder, die ohne Aufmerksamkeit, Verstärkung und Zuneigung von ihren Eltern aufwachsen. Das führt dazu, dass sie mit erheblichen Defiziten ins Erwachsenenalter kommen und sich vorwiegend nach einem Thron sehnen, auf dem sie die Aufmerksamkeit bekommen, die sie in ihrer Kindheit nicht hatten….
Narzisstisches Anspruchsdenken: Wie kommt es dazu?
Viele Menschen stellen Ansprüche, die sie mit ihrer sozialen Stellung oder ihrem Geld begründen.

Narzisstisches Anspruchsdenken geht über dieses Persönlichkeitsmerkmal hinaus

Es ist wichtig zu betonen, dass das Anspruchsdenken nicht nur bei narzisstischen Menschen auftritt. Schließlich sind nur 5 % der Bevölkerung von einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung betroffen. Viele Männer und Frauen haben ein sehr enges Weltbild, in dem sich alles um sie selbst zu drehen scheint.

Das sind Personen, die sich für überlegen halten und eine kalte, defensive, rücksichtslose und empathielose Haltung an den Tag legen. Es ist ein Verhalten, mit dem wir umgehen müssen, indem wir nicht nachgeben und uns weigern, uns von denen unterjochen zu lassen, die den Sinn für Höflichkeit, Respekt und Koexistenz verloren haben.

Lasst uns daran denken, dass wir alle gleich wertvoll sind, niemand ist besonderer als der Rest…


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  • Ackerman, R. A., & Donnellan, M. B. (2013). Evaluating self-report measures of narcissistic entitlement. Journal of Psychopathology and Behavioral Assessment, 35, 460-474. doi: 10.1007/s10862-013-9352-7
  • Campbell, W. K., Bonacci, A. M., Shelton, J., Exline, J. J., & Bushman, B. J. (2004). Psychological entitlement: Interpersonal consequences and validation of a new self-report measure. Journal of Personality Assessment, 83, 29-45.
  • Exline, J. J., Baumeister, R. F., Bushman, B. J., Campbell, W. K., & Finkel, E. J. (2004). Too proud to back down: Narcissistic entitlement as a barrier to forgiveness. Journal of Personality and Social Psychology, 87,894-912.
  • Day, N.J.S., Townsend, M.L. & Grenyer, B.F.S. Living with pathological narcissism: a qualitative study. bord personal disord emot dysregul 7, 19 (2020). https://doi.org/10.1186/s40479-020-00132-8

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