Menschen, die wir verloren haben, begleiten uns immer

Der Tod bedeutet Abschied nehmen, doch trotzdem begleiten uns die von uns geliebten Menschen das ganze Leben lang, während sie in unserem Herzen schlafen.
Menschen, die wir verloren haben, begleiten uns immer
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 24. April 2023

Mit dem Tod eines geliebten Menschen konfrontiert zu sein, ist so, als würdest du in einem Ozean voller einsamer Eisberge segeln. Langsam wachst du auf, du bewegst dich wieder zum Leben, fühlst seinen schwachen Puls und wirst dir bewusst, dass der Mensch, den du verloren hast, da ist und dich begleitet, während er in deinem Herzen schläft.

Daphne du Maurier sagte einmal in einer ihrer Kurzgeschichten, dass der Tod wie ein Abschied am Bahnhof sein sollte. Er sollte uns Zeit geben, uns zu verabschieden, in einer langen Umarmung zu verschmelzen, in der wir nichts unvollendet lassen und dem geliebten Menschen eine gute Reise wünschen.

“Das ganze Leben ist ein Akt des Loslassens, aber was am meisten schmerzt, ist, keinen Moment des Abschieds zu haben.”

Wir alle wissen, dass wir im echten Leben nicht immer diese idyllische Zeit des Abschieds haben. Denn das Schicksal ist manchmal grausam und scharf und reißt uns gerne unsere wertvollsten Schätze weg: die von uns geliebten Menschen. Deshalb begegnen wir Verlusten mit einer Mischung aus Wut, Trauer und einer undefinierbaren Ungläubigkeit.

Nach dem Tod eines nahestehenden Menschen geht es oft nicht mehr um das Leben, sondern um das Überleben. Wir beschränken uns darauf, gegen den Strom zu schwimmen und uns über Wasser zu halten. Diese Art der Trauer bringt uns jedoch nicht weiter. Wir sind verpflichtet, unser Leben neu aufzubauen, unsere Tage zu einer Hommage an die geliebte Person zu machen, die in unserem Herzen lebt und uns ihr schönstes Vermächtnis hinterlassen hat.

Lasst uns darüber nachdenken.

Wie uns Menschen, die wir verloren haben, begleiten

Geliebte Menschen, die du verloren hast

Wir erinnern uns oft an jene Menschen, die wir verloren haben. Doch sie sind nicht so weit weg, es trennt uns nicht ein ganzer Himmel und auch nicht eine dicke Mauer. Die so sehr geliebten Menschen leben in unserem emotionalen Gehirn, im Palast unserer Seele und in unserem Herzen.

Wir bestehen aus Erinnerungen, Erfahrungen und emotionalen Vermächtnissen, die uns prägen, inspirieren und motivieren. Julian Barnes erzählt in seinem Buch “Lebensstufen“, dass ihm nach dem Tod seiner Frau viele Dinge klar wurden. Er lernte, dass die Welt in zwei Gruppen eingeteilt werden kann: jene, die den Tod eines geliebten Menschen erlebt haben und jene, die diese Erfahrung nicht gemacht haben.

Ein taktloser Freund, der ihm sagte, dass er jetzt, nach dem Verlust seiner Frau, den Vorteil habe, tun zu können, was er wolle, machte ihm das bewusst. Barnes verstand sein Leben nur gemeinsam mit seiner Frau. Er konnte Dinge nur verstehen oder genießen, nachdem er sie der Liebe seines Lebens erklärt hatte. 

Wie uns Menschen, die wir verloren haben, begleiten

Die zweite Lektion, die Julian Barnes über den Tod lernte, ist, dass das Leben trotz der blutenden Leere lebenswert ist. Denn Nein zum Leben zu sagen bedeutet, den geliebten Menschen, der in uns lebt und unser Glück, unser Lächeln sehen möchte, noch einmal zu verlieren.

Geliebte Menschen begleiten dich immer

Manche glauben, dass das Überleben nach einem Verlust bedeutet, die geliebte Person jeden Tag etwas mehr zurückzulassen. Es geht jedoch darum, unsere Gegenwart neu aufzubauen, um eine Zukunft möglich zu machen, in der Erinnerungen und neue Erfahrungen ein Ganzes bilden.

“Das Meer ist in Samt gekleidet, und die Tiefsee ist in Trauer gemalt.”

Rubén Darío

Es gibt ein sehr interessantes Buch zu diesem Thema mit dem Titel “Love Never Dies: How to Reconnect and Make Peace with the Deceased“. Darin gibt uns Dr. Jamie Turndorf eine sehr nützliche Strategie an die Hand, nicht nur um mit der Trauer umzugehen, sondern auch um zu erkennen, auf welche Weise Menschen, die wir verloren haben, jeden Tag begleiten.

Menschen, die wir verloren haben, begleiten uns

Die emotionale Erinnerung an die Menschen, die wir verloren haben, hilft, den Schmerz zu lindern

Die von Dr. Turndorf vorgeschlagene Strategie ist einfach und kathartisch. Sie basiert auf einem angemessenen inneren Dialog, in dem wir mögliche unerledigte Angelegenheiten abschließen, Wunden heilen und das emotionale Vermächtnis bewahren, das der geliebte Mensch hinterlassen hat.

Diese Schlüssel sind dabei hilfreich:

  • Lass deine Gedanken nicht nur zu den letzten Momenten wandern, lass dein Gedächtnis weise und wählerisch sein und nähre dich jeden Tag von den glücklichen Momenten, dem Lächeln, den Momenten der Komplizenschaft. Die Freude von gestern wird dich in der Gegenwart motivieren.
  • Sprich innerlich mit der Person, die du verloren hast, sag ihr, dass du sie vermisst, dass du jedoch allmählich lernst, die Situation zu akzeptieren, denn du weißt, dass es ihr gut geht. Erkläre, dass es Tage gibt, an denen die Dinge für dich schwieriger sind, aber dass du danach an Stärke gewinnst, weil du dich an alles erinnerst, was diese Person dir beigebracht hat, an alles, was sie dir geschenkt hast. Sie hat dir geholfen, ein großartiger Mensch zu werden.

Dieser innere Dialog kann eine große Hilfe sein. Du schaffst dir damit private Räume, in denen du dich Tag für Tag heilen kannst, weil du weißt, dass die Liebe im Gegensatz zur physischen Ebene niemals stirbt. Wir haben es mit einem ewigen Gefühl zu tun, das uns Trost und Licht spendet. Lass zu, dass dich dieses Licht einhüllt und dir Wärme schenkt, damit du wieder lächeln kannst.

Bilder mit freundlicher Genehmigung von Catrin Welz-Stein


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