Hebe deine Stimme nicht an, verbessere das Argument

Hebe deine Stimme nicht an, verbessere das Argument

Letzte Aktualisierung: 13. Dezember 2016

Wir werden nicht besser verstanden, nur weil wir die Stimme anheben. Schreien greift an und erniedrigt, und wird somit zu einer für viele familiäre Situationen typischen Form aggressiver Kommunikation. Schreien wirkt der Festigung einer gesunden partnerschaftliche Beziehung entgegen, wird oft sogar zur gängigen Form von Misshandlung.

Der Psychologe Albert Mehrabian ist ein Experte in non-verbaler Kommunikation. In der Mehrheit seiner Arbeiten zu diesem Thema hebt er die Bedeutung des stimmlichen Ausdrucks hervor, wenn es darum geht, empathisch, aber auch selbstbehauptend, ein Gespräch zu führen. Er geht soweit, zu behaupten, dass in jedem kommunikativen Prozess nur 7% der Bedeutung durch Wörter übermittelt wird, der Rest hängt vom Ton der Stimme und von der Körpersprache ab.

Ob wir es glauben oder nicht: Wir alle begehen Fehler in der Kommunikation. Ironie, Zweideutigkeit, Schreien oder die Unfähigkeit, effektiv emotionale Kommunikation zu nutzen, sind sehr häufig auftretende Probleme.

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Wir dürfen niemals die Stimme gegenüber einem Kind erheben

Der Kommunikationsstil, mit dem man ein Kind erzieht, hat große Auswirkungen auf seine persönliche und emotionale Entwicklung. Es ist gang und gäbe, dass wir in den Klassenräumen eingeschüchterte Schulkinder vorfinden, die ein schwaches Selbstwertgefühl haben, weil einer der Eltern regelmäßig auf aggressive Weise, in Form von Befehlen und Drohungen mit ihnen kommuniziert.

Dies ist nicht richtig. Wir sollten uns hier daran erinnern, dass wir oft einfach die Geduld verlieren und deshalb die Stimme gegenüber den Jüngeren erheben. Man muss noch nicht einmal ein autoritärer Elterntyp sein, um den Fehler zu machen, mit Schreien dafür zu sorgen, dass das Kind hört. Wir alle wissen das, und wir sollten aufpassen, dass so etwas nicht passiert.

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Die Folgen die es hat, wenn man Kinder anschreit

Experten in kindlicher Verhaltenstherapie weisen uns auf die Wichtigkeit hin, unsere Kinder oder Schüler aus den folgenden Gründen nicht anzuschreien:

  • Jedes Mal, wenn du ein Verhalten dem Kind gegenüber an den Tag legst, denke zunächst über die Folgen nach, die dieses bei deinem Kind auslösen könnte. Wir dienen als nachzuahmendes Modell.
  • Mit Schreien zu erziehen führt dazu, dass das Kind sich zunächst erschreckt und hört, aber nach und nach wir es dem gegenüber eine “Toleranz” entwickeln. Wir werden immer mehr schreien müssen, und wahrscheinlich ist, dass auch sie uns irgendwann anschreien werden.
  • Das Schreien wird somit zu einem Kommunikationsstil, den unsere Kinder mit der Zeit übernehmen.
  • Die missbräuchliche Anwendung von Schreien hat noch weitere Folgen: Das Kind wird diesen erhöhten Ton nicht mehr mit Ärger in Verbindung bringen, es wird aufhören, mit anderen mitzufühlen und kann nicht verstehen, wann jemand sauer ist und wann jemand normal mit ihm spricht.
  • Schreien ist eine Form der Misshandlung, dass sollte uns klar sein. Eine fortdauernde Kommunikation, die nur auf Schreien basiert, wird in vielen Fällen niedriges Selbstwertgefühl und Depression bei Jugendlichen hervorrufen, so wie es uns eine Studie der Universität Michigan (Michigan, USA) zeigt.
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Senke die Stimme, verbessere dein Argument

Innerhalb einer partnerschaftlichen Beziehung können Schreie zu Nadeln werden, die sich in unserer Inneres bohren, um unsere Integrität und unser Selbstwertgefühl zu verletzen. Es ist ein destruktives Verhalten, das wir nicht tolerieren sollen. Denn wer dich liebt, der respektiert dich; wer dich lieb hat, greift dich nicht an. Aggressive Kommunikation ist eine echte Erniedrigung.

Natürlich gibt es manchmal auch solche, die sich daran gewöhnt haben, die Stimme anzuheben, und denken, dass sie nur mit Schreien ihre Wahrheit und ihre Meinung durchsetzen können. Deshalb ist es wichtig, dass wir genauer über die Notwendigkeit nachdenken, die Stimme zu senken, besser zu argumentieren und stattdessen emotionale Kommunikation anzuwenden. Folgende sind ihre wichtigsten Säulen:

Beschreibe Verhaltensweisen und keine Personen

Die einfache Tatsache, dass man uns mit anderen Menschen vergleicht, ist ohne Zweifel ein Zeichen für fehlendes Kommunikationsvermögen: “Du bist so wie die Cousine des Nachbarn, genauso dumm.” – “Du bist wie mein Arbeitskollege, genauso verlogen.”

Das bringt nichts, mach das also nicht und lass es auch andere nicht mit dir machen. Es ist viel konstruktiver, wenn man argumentieren kann und Verhaltensweisen beschreiben kann: “Versuche doch einfach mal, ehrlich zu mir zu sein, mir die Wahrheit zu sagen.”

Benutze Verben, mit denen du eine emotionale Bindung aufbauen kannst

Emotionen sind ansteckend und Wörter sind regelrechte Kanäle für positive Emotionen, die wir alle in unserer Reichweite haben. Warum verwenden wir sie dann also nicht?

  • Ich mag es, dass…
  • Ich denke, glaube….
  • Mir gefällt es, wie…
  • Ich fühle, dass…
  • Es scheint mir, dass…

Eine Stimme, die Ruhe bringt

Mit einem entsprechenden Tonfall kannst du verführen, beruhigen, Vertrauen und eine angemessene Nähe erzeugen. Ein Schrei hingegen wird nur Wut, Misstrauen und Furcht bei deinem Gesprächspartner erzeugen. Er ist weder konstruktiv noch respektvoll, und deshalb solltest du deine eigenen Emotionen beherrschen und die Kontrolle darüber behalten.

Sanfte, entspannte Worte, die sich auch durch eine gute Argumentation und Respekt auszeichnen, sind das Band, was uns mit den Personen verbindet, die wir lieben.

Wirkliche Kommunikation erreicht man nicht, indem man redet oder schreit, sie fängt damit an, dass man von ganzem Herzen zuhören kann.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.