Gehirnwäsche: Wie Sekten manipulieren

Sekten und Psychogruppen verführen und manipulieren ihre Anhänger, um sie zu kontrollieren und ihre Identität außer Kraft zu setzen. Finde heraus, welche Methoden sie dafür einsetzen.
Gehirnwäsche: Wie Sekten manipulieren
Elena Sanz

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Elena Sanz.

Letzte Aktualisierung: 10. Dezember 2022

Sekten sind religiöse, philosophische oder politische Gruppen, die ihre Anhänger manipulieren. Sie leben mitten unter uns und leisten ausgezeichnete Überzeugungsarbeit, um neue Opfer zu finden. Bestimmte Lebensumstände machen uns anfälliger dafür, dem Irrglauben zu verfallen, den diese Gruppen, die auch als Gurubewegungen oder Psychogruppen bekannt sind, verbreiten.

Es geht nicht primär um die Ideologie, sondern um die Gruppendynamik und die Kontrolle des Verhaltens der Mitglieder einer Sekte. Diese Gruppen unterliegen einer starken Hierarchie, wobei das Gruppeninteresse immer im Mittelpunkt steht. Wir sprechen heute über die Manipulationsmechanismen von Sekten und über die Gefahren, die damit einhergehen.

Das lateinische Wort “secta”, das die Grundlage für den Begriff “Sekte” bildet, bedeutet Schule oder Partei.

Gehirnwäsche: Wie Sekten manipulieren

Sekten und Psychogruppen

Sekten unterscheiden sich von harmlosen Glaubensgruppen durch verschiedene Mechanismen, die gefährliche Folgen haben. Die Strategien zur Überzeugung und Manipulation, die häufig zum Einsatz kommen, bezwecken die absolute Kontrolle der Mitglieder. Diese geraten in eine zunehmende Abhängigkeit und verehren den Sektenführer wie eine Art Prophet oder Messias. Menschen in verletzlichen Situationen sind besonders gefährdet, diese Abhängigkeit in einer Sekte oder Psychogruppe zu entwickeln.

Wir nennen anschließend einige für diese Gruppen charakteristische Merkmale:

  • Die Gruppe wird von einem charismatischen Anführer geleitet, der verehrt wird.
  • Kritisches Denken oder das Hinterfragen der Lehren ist unerwünscht, es geht ausschließlich um Indoktrination.
  • Die Mitglieder werden oft emotional, finanziell, sexuell oder auf andere Weise ausgebeutet.
  • Außerdem ist ihre persönliche Autonomie stark eingeschränkt. Die Opfer haben keine Kontrolle über ihr Leben, sie sind von der Sekte abhängig.

Der hohe Preis

Die Opfer von Sekten zahlen meist einen hohen Preis: Sie geraten in Schulden, werden ihres Besitzes beraubt, von Familie und Freunden getrennt und vom Berufsleben ferngehalten. Ihr gesamtes Leben dreht sich um die Sekte, sie haben keine Chance mehr auf Selbstbestimmung. Von außen betrachtet wundern wir uns, wie ein Mensch in die Fallen einer Sekte geraten kann, ohne sich darüber bewusst zu sein. Und warum ist es so schwierig, dieser Situation wieder zu entkommen?

Sekten und Psychogruppen sind überall vertreten. Sie tarnen sich geschickt und bieten in verschiedenen Bereichen ihre Hilfe an. Oft versprechen sie ein besseres Leben und Lösungen in schwierigen Situationen. Allmählich wird das neue Mitglied in die Pyramidenstruktur eingegliedert, es findet Freunde und Gleichgesinnte, doch was anfangs vielversprechend klingt, führt in die totale Abhängigkeit.

Nach der Anwerbung und Einführung in die Heilslehre, wird das neue Mitglied so in die Gruppe eingegliedert, dass es schließlich alle Kontakte außerhalb der Sekte verliert. Es kommt zur Entfremdung, auch von der Familie. In der Folge festigt sich der Glaube an die Gruppe und gleichzeitig die AbhängigkeitSekten bauen auf die Indoktrination ihrer Mitglieder auf, die wir als mentale Umprogrammierung oder Gehirnwäsche bezeichnen können.

Die Distanzierung von der Gesellschaft ist eine der häufigsten Strategien von Sekten. Sie verstärkt die Abhängigkeit und vereinfacht die Kontrolle.

Die Anwerbung

Sekten machen sich die Ängste und Schwächen zunutze, die viele von uns plagen. Die Annäherung ist freundlich und verspricht Hilfe. Es handelt sich um bestens geschulte Mitglieder, die sehr vertrauenswürdig erscheinen und die psychische Beeinflussung meisterhaft beherrschen. Sie wecken Sehnsüchte und versprechen Problemlösungen, Gemeinschaftsglück, Wohlbefinden und ehrwürdige Lebensziele. Außerdem erhalten die Anwärter Aufmerksamkeit und Zuneigung.

Sobald die Anwerber ein Vertrauensverhältnis aufgebaut haben, werden die Opfer immer mehr integriert und fühlen sich anfangs in der Gemeinschaft wohl. Besonders anfällig sind junge Menschen mit unstabiler Persönlichkeit, Personen aus dysfunktionalen Familien und mit emotionalen Problemen. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Anwerber oft nahestehende Personen sind, die vertrauenswürdig scheinen.

Kontrolle und Indoktrination

Nach der Anwerbung wird die allmähliche Entfremdung von der Umgebung angestrebt. Doch auch andere Kontrollstrategien kommen zum Einsatz:

  • Zu den Strategien zählen Schuld- und Schamgefühle, jedoch auch die Förderung des positiven Gefühls in der Gruppe.
  • Die Organisation kontrolliert die finanziellen Mittel ihrer Mitglieder, ihre Aktivitäten und den Tagesablauf.
  • Mitglieder werden dazu verpflichtet, sich für die Sache der Sekte zu engagieren und neue Mitglieder zu werben.
  • Die Mitglieder verlieren ihre eigene Identität, nur die Gruppe zählt.
  • Kritisches Denken wird verachtet und bestraft. 
  • Der Sektenführer wird verehrt und als absolute Autorität anerkannt.
Sekten tarnen sich oft hinter fernöstlichen Philosophien

Schutz vor Sekten

Die Opfer von Sekten verlieren ihre Identität, ihre Beziehungen, ihr Vermögen und ihre Autonomie. Der Manipulation und Kontrolle der Kultgemeinschaft zu entkommen, ist ein extrem schwieriges Unternehmen. Wenn die Gruppenzugehörigkeit als gefährlich eingestuft wird, werden diese Gemeinschaften verboten. Ein Beispiel dafür ist die amerikanische Sekte Scientology, die für ihre Einschüchterungsversuche bei ehemaligen Mitgliedern bekannt und deshalb in Deutschland verboten ist.

Der verantwortungsvolle Umgang mit Coaching-Angeboten, alternativen Heilangeboten und Seminaren ist deshalb grundlegend. Informiere dich immer genau über den Anbieter, denn in manchen Fällen versteckt sich hinter unseriösen Veranstaltungen eine Sekte.


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  • González J. L., Ibáñez, J., & Muñoz, A. M. (2000). Introducción al estudio de las sectas. Papeles del psicólogo, (76), 51-56.
  • Rodríguez-Carballeira, Á., Almendros, C., Escartín, J., Porrúa, C., Martín-Peña, J., Javaloy, F., & Carrobles, J. A. (2005). Un estudio comparativo de las estrategias de abuso psicológico: en pareja, en el lugar de trabajo y en grupos manipulativos. Anuario de psicología/The UB Journal of psychology, 299-314.

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