Ängste und Depressionen bei Zwangsstörung

Wir sprechen in diesem Artikel über eine schwere psychische Krankheit, die oft mit Angst- und Stimmungsstörungen einhergeht.
Ängste und Depressionen bei Zwangsstörung

Geschrieben von Redaktionsteam

Letzte Aktualisierung: 24. November 2022

Die Zwangsstörung ist eine sehr einschränkende klinische Entität, die zu zwanghaften Gedanken oder Handlungen führt. Immer wieder führen Betroffene die gleichen Rituale aus, immer wieder kreisen ihre beunruhigenden Gedanken um dasselbe Thema. Der meist chronische Verlauf dieser Krankheit verstärkt sich durch Stress zusätzlich und kann zu weiteren Symptomen führen: Angst und Depressionen sind häufige Begleiter.

Zwangsstörungen äußern sich sehr unterschiedlich: Sie reichen von Putz- und Ordnungszwang bis zu blasphemischen oder gewalttätigen Gedanken. Personen mit dieser schweren psychischen Erkrankung wissen oft, dass ihre Gedanken und Handlungen unsinnig sind, sind jedoch nicht in der Lage, sie zu stoppen.

Was ist eine Zwangsstörung?

Eine Zwangsstörung ist ein psychiatrisches Krankheitsbild, das zu zwanghaften Gedanken und/oder Handlungen führt:

  • Zwangsvorstellungen sind obsessive, unerwünschte Gedanken in Form von Bildern oder Impulsen (Trieben). Betroffene versuchen meistens erfolglos, sie zu unterdrücken, was Stress und Angst auslöst.
  • Zwangshandlungen sind obsessive, sich wiederholende Verhaltensweisen, die nach starren Regeln ablaufen. Dabei kann es sich um Verhaltensrituale (z. B. denselben Gegenstand mehrmals reinigen) oder um mentale Rituale (z. B. im Zweierschritt bis 100 zählen).

Die Diagnose erfolgt, wenn diese Zwänge eine erhebliche Beeinträchtigung in persönlichen, familiären, sozialen, beruflichen, schulischen oder anderen relevanten Bereichen darstellen.

Frau mit Zwangsstörung
“In 65 % der Fälle manifestiert sich die Zwangsstörung vor dem 25. Lebensjahr, weniger als 5 % der Patienten berichten von einem Beginn nach dem 40. Lebensjahr.”(Belloch)

Personen mit einer Zwangsstörung sind sich oft darüber bewusst, dass sie unsinnige Handlungen ausführen, doch das muss nicht immer der Fall sein. Deswegen nimmt die WHO eine weitere Klassifizierung vor:

  • Patienten mit mittlerer bis guter Selbsteinschätzung. In diesen Fällen ist die betroffene Person die meiste Zeit über in der Lage zu verstehen, dass ihre obsessiven Gedanken oder Handlungen unsinnig sind. Sie ist bereit, eine Erklärung für ihre Symptome zu akzeptieren.
  • Patienten mit schlechter oder fehlender Selbsteinschätzung. Betroffene sind die meiste Zeit (oder immer) davon überzeugt, dass ihre Gedanken oder Handlungen normal sind und akzeptieren deshalb keine pathologische Erklärung.

Bei Zwangsstörungen ist die Komorbidität (gleichzeitiges Auftreten von zwei oder mehr Störungen) mit Angst und Depressionen besonders groß.

Wie wirken sich Angst und Depression bei Zwangsstörungen aus?

Menschen mit einer Zwangsstörung erleben ein breites Spektrum an affektiven Reaktionen, darunter Angst, Depression, Ekel oder das Bedürfnis, Orte, Menschen oder Objekte zu meiden. Auch soziale Phobie und Suchterkrankungen (insbesondere Alkoholsucht) sind häufig zu beobachten.

Depression und Zwangsstörung

Bis zu 50 % der betroffenen Menschen leiden an Depressionen, die sich in vielen Fällen nach der Zwangsstörung entwickeln. Die Zwangsstörung könnte also eine depressogene Störung sein, das bedeutet, dass sie depressive Zustände auslösen kann. In diesem Zusammenhang spielt das Gedankenkarussell, das viele nicht stoppen können, eine maßgebliche Rolle.

Betroffene sind kaum in der Lage, der Gedankenschleife zu entkommen, die ihnen immer wieder ihre Probleme und Symptome vorspielt. Das Grübeln ist ein transdiagnostischer Prozess: Es tritt bei einer Vielzahl von Krankheitsbildern wie Traumata, Depressionen, Angstzuständen und Zwangsstörungen auf.

“Wenn eine Komorbidität von Zwangsstörung und Depression auftritt, ist der Schweregrad der Störung höher, die Lebensqualität schlechter und die funktionelle Beeinträchtigung deutlich größer. Außerdem haben Depressionen einen größeren Einfluss auf Zwangsvorstellungen als auf Zwangshandlungen.”

McNally

Frau mit Zwangsstörung und Depression
“Bis zu 90 % der Patienten mit einer Zwangsstörung haben mindestens eine andere psychische Störung, die gleichzeitig auftritt.” (Belloch)

Angst und Zwangsstörung

Menschen mit Zwangsstörungen leiden häufig an sozialer Phobie. Auch generalisierte Angststörungen und spezifische Phobien sind häufig zu beobachten. Zwischen 30 und 40 % der Patienten leiden nicht nur an Zwängen, sondern auch an einer Angststörung. Bis zu 34 % der Betroffenen experimentieren Panikattacken.

Angst und Depression sind im Zusammenhang mit Zwangsstörungen zwei relevante Krankheitsbilder. Das Exposition-Reaktionsmanagement ist eine wirksame Behandlungsmöglichkeit: Diese Therapie ermöglicht es, bei Ängsten Vermeidungsreaktionen zu verhindern. In einer kognitiven Verhaltenstherapie lernen Betroffene, Auslöser für Zwänge zu erkennen, sich ihnen zu stellen und die zwanghaften Reaktionen zu verhindern (Reizkonfrontation mit Reaktionsverhinderung). 


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