Innere Familien-System Therapie: Verletzungen heilen

In deinem Inneren gibt es Bereiche, die von schmerzhaften Emotionen bewohnt werden. Das sind Teile, die du am liebsten verbannen möchtest, weil sie Leid verursachen. Wenn du ein echtes und starkes zentrales Selbst entwickeln möchtest, gibt es eine Therapie, die dir dabei helfen kann... Entdecke sie!
Innere Familien-System Therapie: Verletzungen heilen
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 09. Dezember 2022

Die Innere Familien-System Therapie (IFS) geht davon aus, dass jeder von uns verschiedene Persönlichkeitsanteile in sich integriert, die miteinander interagieren – wie eine innere Familie. Diese Methode stärkt die innere Selbstheilungskraft, die uns hilft, Wunden, traumatische Erfahrungen oder schmerzhafte Gefühle zu überwinden.

Die Innere Familien-System Therapie wurde 1980  von Richard C. Schwartz entwickelt und zielt darauf ab, den Kern des wahren Selbst zu entdecken und die verschiedenen Persönlichkeitsanteile zu entlasten und zu beruhigen, um Wohlbefinden zu erreichen.

Dr. Schwartz nutzte metaphorische Bilder, um zu erklären, was in unseren Köpfen vor sich geht. Die “Feuerwehr” zum Beispiel versucht, Leiden um jeden Preis zu beschwichtigen, zu ersticken und zu löschen, und um das zu erreichen, kann sie uns in den Drogenmissbrauch oder in Essstörungen treiben.

Innere Familien-System Therapie: Verletzungen heilen
Die interne Familiensystemtherapie ermöglicht es uns, den Lärm unseres mentalen Universums zu reduzieren, um einen gesünderen inneren Dialog zu entwickeln.

Innere Familien-System Therapie (IFS)

Die Innere Familien-System Therapie geht davon aus, dass es im menschlichen Geist eine Reihe von Persönlichkeitsanteilen gibt, die miteinander in Konflikt stehen. Richard Schwartz beobachtete bei seiner täglichen Arbeit als Therapeut, dass viele bei der Beschreibung ihrer Probleme und Beschwerden ähnliche Sätze verwendeten: “Ein Teil von mir sagt mir…”, “Ein Bereich in meinem Inneren leidet…”. 

Schwartz entwickelte darauf aufbauend seine Theorie der Teilpersönlichkeiten. Metaphorisch gesehen ist unser psychologisches Universum nach diesem Ansatz wie eine Familie, die miteinander interagiert. Jede Figur symbolisiert ein Bedürfnis, ein Problem, einen Gedanken oder ein unbeachtetes Trauma. Es geht darum, Streitigkeiten und Unstimmigkeiten zwischen diesen Teilpersönlichkeiten zu verhindern und Ausgleich zu schaffen.

Die Innere Familien-System Therapie verbindet eine systemische Perspektive, die den Patienten einlädt, nach innen zu schauen. Von dieser Schwelle aus wird er die Gesamtheit der Teile entdecken, die aus dem Gleichgewicht geraten sind (Gedanken, Gefühle, Empfindungen, Bedürfnisse usw.). Das Ziel ist, den inneren Dialog zu reduzieren, mehr Vertrauen zu schaffen und eine Versöhnung der verschiedenen Teile zu erreichen.

Die Verwendung des Ausdrucks “Teile” ermöglicht es dem Patienten, zu erkennen und zu verstehen, an welchem Bereich er arbeiten muss, um sich zu heilen.

Die Persönlichkeitsanteile, die Leid auslösen

Richard Schwartz veröffentlichte in seinem Buch “Systemische Therapie mit der inneren Familie” eine interessante und originelle therapeutische Strategie, die heute erfolgreich zur Anwendung kommt. Diese Methode ermöglicht es, problematische oder pathologische Verhaltensweisen zu erkennen, die das Leid auslösen. Zu diesen Rollen zählen unter anderem folgende:

  • Der Manager, der ausgeklügelte Pläne, Überlegungen und Strategien ausführt, um Schmerz zu verhindern.
  • Der Verbannte, den wir verdrängen und nicht sehen möchten. Er stellt das ungelöste Problem oder Trauma dar.
  • Der Feuerbekämpfer ist dein falscher Beschützer: Er will den Schmerz löschen und ersticken, aber er tut es mit wenig hilfreichen und sogar schädlichen Strategien. Er drängt dich beispielsweise dazu, dein Leid mit Alkohol zu löschen.

Innere Familien-System Therapie: 6 Schritte

Therapeuten, die in dieser Therapie ausgebildet sind, leiten ihre Patienten an, ihre “verletzlichen Bereiche” zu identifizieren und zu heilen. Es ist ein Prozess, der in sechs Schritten organisiert ist und in den folgenden Therapiezielen zum Ausdruck kommt:

  • Problembereiche finden, die Aufmerksamkeit erfordern (ungelöste Traumata, Emotionen, die das Wohlbefinden einschränken, latente Ängste, Phobien, Befürchtungen, unerfüllte Bedürfnisse usw.).
  • Fokussieren. Die Fähigkeit, sich auf den problematischen Teil zu konzentrieren, der Unbehagen auslöst.
  • Beschreiben. Die Beschreibung der problematischen inneren Realität, das heißt, sie in Worte fassen.
  • Fühlen. Die Emotionen und Gefühle erforschen und verarbeiten.
  • Freundschaft. Es geht darum, einen positiven Dialog und einen gesünderen mentalen Ansatz zu entwickeln.
  • Angst. Die letzte Phase der Therapie lädt die Person zum Nachdenken über die Veränderungen in ihrem Leben ein, die notwendig sind, um ihre Angst abzulegen.

Das Ziel der Familien-System Therapie ist, das Selbst und alle Teile zu koordinieren und zu harmonisieren, damit sie in Harmonie zusammenarbeiten und jede Schwierigkeit bewältigen können.

Frau symbolisiert Innere Familien-System Therapie
Die Innere Familien-System Therapie hilft in stressigen Zeiten. 

Für wen ist diese Therapie geeignet?

Die  Innere Familien-System Therapie  ist nicht für Patienten mit Persönlichkeitsstörungen geeignet. Besonders wirksam ist sie jedoch in folgenden Fällen:

Zuverlässigkeit und Gültigkeit

Wenn wir uns fragen, ob diese von Richard C. Schwartz in den 1980er-Jahren entwickelte Therapieform zuverlässig und gültig ist, lautet die Antwort: Ja. Ein Beispiel dafür ist eine Studie, die 2013 im The Journal of Rheumatology veröffentlicht wurde.

Patienten mit chronischen Schmerzen im Zusammenhang mit rheumatoider Arthritis konnten ihre Lebensqualität in einem Zeitraum von drei Monaten durch diese Therapie verbessern und Schmerzen lindern. Es handelt sich also um eine interessante therapeutische Möglichkeit in bestimmten Bereichen.


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  • Breunlin, Douglas C.; Schwartz, Richard C.; Kune-Karrer, Betty Mac (1992). Metaframeworks: transcending the models of family therapy. The Jossey-Bass social and behavioral science series. San Francisco: Jossey-Bass. ISBN 1555424260
  • Pais S. A systemic approach to the treatment of dissociative identity disorder. Journal of Family Psychotherapy. 2009;20(1):72-88. doi:10.1080/08975350802716566
  • Lester RJ. Self-governance, psychotherapy, and the subject of managed care: Internal Family Systems therapy and the multiple self in a US eating-disorders treatment center: Eating disorders and managed care. American Ethnologist. 2017;44(1):23-35. doi:10.1111/amet.12423
  • Schwartz, Richard C.; Rose, Michi (2002). “Internal family systems therapy”. In Carlson, Jon; Kjos, Diane (eds.). Theories and strategies of family therapy. Boston, MA: Allyn & Bacon. pp. 275–295. ISBN 020527403X

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