Flüssige Liebe oder die Zerbrechlichkeit von Bindungen

Um eine reife Beziehung zu einem Menschen aufbauen zu können, musst du dich zuerst selbst lieben und schätzen. Wir vertiefen diesen Gedanken in unserem heutigen Artikel. Begleitest du uns auf dieser Reise?
Flüssige Liebe oder die Zerbrechlichkeit von Bindungen
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 17. Februar 2023

Die flüssige Liebe ist ein interessantes Konzept des Soziologen Zygmunt Bauman. Dieses poetische, aber herzzerreißende Bild beschreibt eine Realität, die heutzutage recht häufig vorkommt: die Zerbrechlichkeit von Bindungen.

Es geht um das Wesentliche und um das Flüchtige, die Befriedigung eines momentanen Bedürfnisses und die Wegwerfgesellschaft, die auch in Beziehungen zum Ausdruck kommt.  

Wir sprechen nicht nur über zwischenmenschliche Beziehungen, sondern auch über die Beziehung, die wir zu uns selbst aufbauen, oder was Bauman die “flüssige Selbstliebe” nennt. 

Die flüssige Liebe kommt in unserer Gesellschaft immer häufiger vor, wir sollten uns darüber bewusst werden. Der Mangel an Selbstachtung und der fehlende Selbstwert spielen in diesem Zusammenhang eine wesentliche Rolle. Denn um eine reife Beziehung zu einem Menschen aufbauen zu können, musst du dich zuerst selbst lieben und schätzen. Wir vertiefen diese Gedanken in unserem heutigen Artikel. Begleitest du uns auf dieser Reise?

Flüssige Liebe oder die Zerbrechlichkeit von Bindungen

Flüssige Liebe und Individualität

Für viele Menschen ist es nicht einfach, eine starke und verbindliche Bindung aufzubauen. Dahinter verbirgt sich ein Gefühl von Verantwortung und persönlicher Transzendenz, das sie vielleicht nicht auf sich nehmen wollen. Es ist sogar möglich, dass ein Angstfaktor oder persönliche Unreife vorliegt, die die Vorstellung einer authentischen, soliden und stabilen Beziehung mit gemeinsamen Zukunftsprojekten nicht zulassen.

Bauman erklärt, dass viele Beziehungen heute eher “Verbindungen” als “Beziehungen” sind. Dabei geht es nicht nur um neue Technologien und soziale Netzwerke, die zu jedem gewünschten Zeitpunkt eine simultane Verbindung zu anderen Menschen möglich machen.

Dieses Konzept geht noch weiter. Der Individualismus versucht nur, bestimmte Bedürfnisse zu befriedigen, die einen Anfang und ein Ende haben, daher die Idee der flüssigen Liebe, Gefühle, die nicht festgehalten werden können und die uns flüchtig durch die Finger gleiten, bis sie verschwinden.

Es ist etwas, das zweifellos herzzerreißend klingt, wir leben in einer dynamischen Welt, in der sich das Reale manchmal mit dem Virtuellen verbindet, einer flüssigen Moderne, in der uns viele Dinge durch die Finger zu gleiten scheinen.

Wir gehen instabile Beziehungen ein, weil unsere Gesellschaft flexiblere menschliche Beziehungen zu preisen scheint. Und nein, wir reden nicht nur über Beziehungen, sondern auch über die Erziehung unserer Kinder.

Wir bieten ihnen zahlreiche Spielzeuge und Technologien an, wir lassen uns auf das Erpressungsspiel ein, bei dem wir sie mit einem Geschenk belohnen, wenn sie eine Prüfung bestehen. Wir lassen sie fast unfreiwillig in eine Konsumgesellschaft mit wenigen Werten fallen, die Individuen hervorbringt, die ihrerseits zu Tyrannen werden, die nicht erkennen, wo die Grenzen sind und die in gewisser Weise auch flüssig werden…

Viele Freundschaften entstehen in sozialen Netzwerken. Sobald das Interesse schwindet, kann man sie einfach blockieren oder ignorieren.

Was hat die flüssige Liebe mit Kindererziehung zu tun?

Die Bedeutung der Selbstliebe

Menschen sind keine Konsumgüter, und wir haben auch keine programmierte Obsoleszenz wie jedes Haushaltsgerät. Wir denken, fühlen und lieben. Aber wir müssen immer bei uns selbst anfangen und uns als Menschen sehen, die es wert sind, geliebt zu werden.

Die flüssige Liebe lässt uns immer mit einem leeren Herzen zurück, auch wenn das niemand will oder beabsichtigt. Was nützt uns das? Was nützt es uns, mit so viel Unsicherheit zu leben?

Manchmal steckt hinter der flüssigen Liebe persönliche Unsicherheit. Wir halten uns selbst nicht für fähig, eine Bindung aufrechtzuerhalten, die stark genug ist, um zu gedeihen und eine Zukunft mit einer anderen Person aufzubauen.

Unsicherheit ist ein Ausdruck eines unzureichend entwickelten Selbstwertgefühls. Die Folge, dass wir nur nach einer einmaligen Befriedigung suchen und dann weglaufen. Jedes Engagement kann unsere mangelnde Kompetenz, unsere Unreife zeigen. Aber warum sollten wir es nicht versuchen?

In diesem Leben ist nichts sicher und wir alle irren im Nebel umher. Wenn ich anfange, auf mich selbst zu vertrauen, werde ich allmählich mit mehr Sicherheit vorankommen und auf Stabilität setzen. Für das authentische Engagement für mich selbst und die Menschen um mich herum.

Bauman sagt uns, dass wir, um glücklich zu sein, zwei wesentliche Werte berücksichtigen müssen: Freiheit und Sicherheit. Sicherheit ohne Freiheit ist Sklaverei, aber Freiheit ohne Sicherheit ist totales Chaos. Wir alle brauchen beide Dimensionen, um ein Gleichgewicht in unserem Leben zu finden.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.