Emotionale Intelligenz und kritisches Denken als Erfolgsfaktoren
Als kritisches Denken bezeichnen wir die Fähigkeit, Informationen zu analysieren, auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen und Schlussfolgerungen zu ziehen. Die selbsdisziplinierte, selbstgesteuerte Reflexion mit möglichst objektiven Argumenten ist ein wirkungsvolles Instrument der Problemlösung und der Kommunikation. Es geht darum, die richtigen Fragen zu stellen, um kohärente Rückschlüsse und Konsequenzen zu ziehen.
Kritisches Denken ist Mangelware, doch es handelt sich um ein gefragtes Soft Skill, das in dem enormen digitalen Informationsuniversum, in dem wir uns bewegen, zu einem der wichtigsten Erfolgsfaktoren zählt. Unser Gehirn wird täglich mit Daten überflutet und mit zahlreichen Entscheidungen konfrontiert. Die Qualität dieser Entscheidungen macht den Unterschied.
Kritisches Denken erfordert emotionale Intelligenz. Es unterscheidet uns von Maschinen und macht uns künstlicher Intelligenz überlegen. Es ist die Grundlage für erfolgreiche Veränderungen – in allen Lebensbereichen eine Fähigkeit von unschätzbarem Wert.
“Handeln ist leicht, Denken schwer, nach dem Gedanken handeln unbequem.”
Warum erfordert kritisches Denken emotionale Intelligenz?
Kritisches Denken erfordert tiefgehende Analysefähigkeiten, um Informationen und Daten zu bewerten. Der Vergleich mit der wissenschaftlichen Herangehensweise liegt nahe. Doch auch Emotionen spielen dabei eine wesentliche Rolle: Sie unterstützen das kritische Denken, werden durch dieses allerdings auch beeinflusst.
Eine Studie der Universität von Florida sowie andere Forschungsarbeiten weisen darauf hin, dass kritisches Denken positive Auswirkungen auf unsere Gefühlswelt hat: Es macht uns ausgeglichener und rationaler. Es besteht also eine interessante Wechselwirkung: Ein gutes emotionales Management verbessert unsere kritische Denkfähigkeit und umgekehrt. Wir beleuchten dieses Thema nachfolgend etwas genauer.
Emotionen und rationale Gedanken sind wie die Fahrbahn einer zweispurigen Autobahn.
1. Selbsterkenntnis: Emotionen und Gedanken unter Kontrolle
Die emotionale Intelligenz gibt dir ein entscheidendes Werkzeug an die Hand: die emotionale Selbsterkenntnis. Sie hilft dir, innere Zustände besser zu verstehen und zu kontrollieren. Sind Defizite in diesem Bereich vorhanden, kommt es unter anderem zu großer Impulsivität oder emotionalen Schwierigkeiten. Effektives Denken ist in diesem Zustand schwierig, denn oft sind unterschwellige Ängste vorhanden, die Entscheidungen beeinflussen. Daniel Goleman bezeichnet deshalb die emotionale Selbstwahrnehmung als Eckpfeiler der emotionalen Intelligenz.
2. Selbstregulierung zur Kontrolle des impulsiven Denkens
Einer der größten Feinde des kritischen Denkens ist die Impulsivität. “Schnelles Denken”, wie Daniel Kahneman sagen würde, und Automatismen hindern uns daran, jene Prozesse auszuführen, die analytisches, kritisches Denken erfordert. Der Verstand hat keine Zeit zu reflektieren, zu meditieren oder Informationen zu vergleichen.
Emotionale Intelligenz und kritisches Denken stehen in direktem Zusammenhang, denn es gibt ein Bindeglied, das sie verbindet: die Selbstregulierung. Die Fähigkeit, sich nicht von Emotionen treiben zu lassen, sondern zu versuchen, sie zu verstehen und zu regulieren, ist ein entscheidendes Werkzeug. Wenn Frustration nicht dominiert, kannst du besser denken und effektivere Entscheidungen treffen. Dein Verstand wird nicht von Wut vernebelt, wenn du in der Lage bist, deine Emotionen zu managen.
Emotionale Intelligenz ermöglicht eine erfolgreiche Kommunikation und Empathie, was grundlegend ist, um mehr Informationen über die Umwelt zu erhalten und kritisch zu denken.
3. Kritisches Denken und soziale Kompetenz
Empathie und eine offene, emotionale Kommunikation ermöglichen es dir, Informationen zu erlangen, die das kritische Denken ermöglichen. Je mehr Daten du hast (auch nonverbale Informationen), desto effizienter ist deine Entscheidungsfindung. Es geht darum, einen offenen, flexiblen Geist zu entwickeln, der unter anderem in der Lage ist, auch eigene Überzeugungen zu hinterfragen.
4. Motivation zur Problemlösung
Wenn du ein begründetes Urteil fällst, sind immer verschiedene Emotionen im Spiel. Es handelt sich um psychophysiologische Zustände mit positiver Valenz. Diese Zustände kommen durch ein weiteres Hauptelement der emotionalen Intelligenz zum Ausdruck: die Motivation.
Motiviertes Verhalten wird unter anderem durch Neugier, Entschlossenheit, Zuversicht und Inspiration genährt. Sind diese Fähigkeiten nicht vorhanden, ist die Problemlösung schwierig. Kritisches Denken erfordert einen motivierten Geist, der in der Lage ist, negative emotionale Zustände zu regulieren und effektiv zu argumentieren.
Emotionale Intelligenz und kritisches Denken sind wie eine Brücke in beide Richtungen, wobei der gesamte Prozess die Selbstmotivation als Getriebe nutzt. Dank dieser Dimension ist unsere Aufmerksamkeit auf das Wesentliche gerichtet und kann Ablenkungen ausblenden. Gleichzeitig ist sie ein entscheidendes Element, das Frustration abbaut und agiles und dynamisches Denken ermöglicht.
Fazit
Kritisches Denken ist eine Fähigkeit, die immer wichtiger wird. Es geht darum, das Problem zu identifizieren, kreativ darüber nachzudenken, es zu analysieren und schließlich eine Entscheidung zu treffen, bei der auch andere berücksichtigt werden. Emotionale Intelligenz ist nötig, um diese Prozesse effizient durchzuführen. In einer zunehmend chaotischen Welt der sozialen Netzwerke, Fake News und Deepfakes ist kritisches Denken ein bedeutendes Werkzeug, das wir alle benötigen.
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