Die Motivation wird überschätzt: Das funktioniert wirklich

Die Motivation ist wie ein Wind, der manchmal die Segel und das Tempo beschleunigt und an anderen Tagen stillsteht oder nicht in die richtige Richtung weht. Du benötigst andere Strategien, um deine Ziele tatsächlich zu erreichen.
Die Motivation wird überschätzt: Das funktioniert wirklich
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 01. Mai 2023

Die Motivation ist ein psychologischer Prozess, der in den letzten Jahren große Aufmerksamkeit erhielt. Oft wird jedoch die Rolle, die sie in der Zielerreichung spielt, überschätzt. Manche Menschen glauben, dass sie damit alles erreichen können, dass jedes Ziel mit Motivation zum Erfolg wird. Wir wissen jedoch, dass diese Dimension weitaus komplexer ist.

Viele Selbsthilfebücher gehen davon aus, dass der innere Antrieb alle Hindernisse oder Schwierigkeiten überwinden kann. Das klingt gut, doch die Realität sieht anders aus. Du möchtest wissen, wie du den Mechanismus der Motivation aktivieren kannst und was du damit tatsächlich erreichst?

Wenn sich ein Sportler bei seinem Training jeden Tag auf die Motivation verlassen würde, wäre er vermutlich nicht sehr erfolgreich. Ein Schriftsteller, der nur auf Inspiration wartet, bräuchte vielleicht jahrelang, um ein Werk zu vollenden. Das Problem ist in den meisten Fällen mangelnde Initiative oder ApathieDies ist jedoch kein Grund für eine negative Selbstwahrnehmung.

Wir analysieren nachfolgend, wie du deine Ziele entschlossener und erfolgreicher verfolgen kannst.

Um ein Ziel zu erreichen, müssen wir lernen, die Unannehmlichkeiten der täglichen Anstrengung zu ertragen und auf bestimmte Dinge zu verzichten.

Frau am Computer überschätzt die Motivation
Um unsere Ziele zu erreichen, müssen wir mit negativen Emotionen umgehen können.

Wenn die Motivation überbewertet wird, was funktioniert dann wirklich?

Erinnere dich an die Zeit, als du ein Fach für eine Prüfung lernen musstest. Hast du dich motiviert gefühlt, sie zu machen? Wenn es nicht gerade dein Lieblingsfach war, ist die Antwort vermutlich negativ. Die meisten fühlen sich in dieser Situation unwohl, zögerlich, energielos und gestresst.

Es ist schwer, sich jeden Tag und in jeder Situation motiviert zu fühlen. Wir sind kaum in der Lage, unsere Gedanken und Gefühle so zu kontrollieren, dass sie zusammenarbeiten, um ein Ziel zu erreichen. Oft geht unser Verstand in die eine Richtung (ich muss mit dem Projekt weitermachen) und unser Gefühl in die andere (ich habe Stress, ich verschiebe es lieber auf morgen).

Wenn die Motivation überbewertet wird, was funktioniert dann? Wir können unsere Handlungen kontrollieren. Es ist unser Verhalten, das unsere Stimmung verändern kann. Egal, wie du dich fühlst, dein Handeln erleichtert dir die Zielerreichung.

Wenn du immer darauf wartest, von positiven Gefühlen motiviert zu werden, tappst du in die Falle der Prokrastination, die dich von deinen Zielen fernhält.

Verhaltensaktivierung heißt das Zauberwort

Die Verhaltensaktivierung ist ein Ansatz, der traditionell als klinische Intervention für Patienten mit Depressionen eingesetzt wird. Sie besteht darin, die Person dazu zu bringen, Verhaltensweisen in ihr Leben einzuführen, die Veränderungen in ihren Gedanken, ihrer Stimmung und ihrer Lebensqualität bewirken.

Eine Studie der Curtin University of Technology in Australien erinnert uns daran, dass diese Ressource auch im nicht-klinischen Bereich großen Nutzen hat. Was hat diese Technik mit Motivation zu tun? Nun, die Verhaltensaktivierung zeigt uns, dass du dich nicht “gut fühlen” musst, um etwas zu tun.

Menschen mit Depressionen haben zum Beispiel jeden Tag mit Gedanken wie “Ich schaffe es nicht mehr” zu tun. Wenn du eine Aufgabe beginnen oder ins Fitnessstudio gehen möchtest, verführt dich dein Verstand mit Prokrastination und dem klassischen “Ich fange morgen an”. Der Schlüssel ist die Selbstdisziplin, denn du musst lernen, trotz Frustration, Langeweile oder mangelnder Initiative ans Werk zu gehen.

Wähle, welche Gedanken du wertschätzt und welche nicht

Hätten wir doch einen Schalter, mit dem wir die Tendenz unserer Gedanken ändern könnten. Es wäre toll, sich jeden Tag energiegeladen und hoffnungsvoll zu fühlen. Die Motivation wird jedoch überbewertet: Die Wahrheit ist, dass wir uns nicht immer gut fühlen, wenn wir eine Aufgabe erledigen müssen. “Ich kann es schaffen, ich bin es wert und ich werde erreichen, was ich will” sind Worte, die nicht unbedingt zutreffend oder produktiv sind.

In diesen Situationen gibt es nur eine Option: Du kannst nicht wählen, wie du dich jeden Tag fühlst, aber du kannst entscheiden, welchen Wert du deinen Gedanken beimisst. Wenn dein Verstand sagt: “Ich habe keine Lust, heute etwas zu tun”, dann ersetze diesen Gedanken durch: “Es stimmt, ich habe keine Lust, aber ich mache es trotzdem und lasse mich überraschen.”

Erinnere dich daran, dass nur ein disziplinierter Verstand den Gipfel erreicht. Das bedeutet, dass wir negativen und aufdringlichen Gedanken keinen Wert beimessen, sondern uns an die Gründe erinnern sollten, warum wir etwas erreichen wollen.

Auch wenn dein Gehirn dir sagt: “Es lohnt sich nicht, das anzufangen”, kannst du es trotzdem tun. Du wirst bald merken, wie sich die Negativität und die Wolken der Apathie verflüchtigen.

die Motivation und andere kognitive Mechanismen
Wenn dich Apathie und Energielosigkeit gefangen halten, aktiviere deinen Körper: Tue, was du tun wolltest, und du wirst die Veränderung sehen.

Die Motivation wird überbewertet, nutze Disziplin und Selbstwertgefühl

Motivation ist wie ein Wind, der manchmal die Segel und das Tempo beschleunigt und an anderen Tagen stillsteht oder nicht in die richtige Richtung weht. Du musst dein Schiff in die gewünschte Richtung steuern, indem du akzeptierst, manchmal gegen deine Wünsche handeln zu müssen, gegen deine Gefühle oder deinen Zustand.

Motiviertes Verhalten erhält die Homöostase in unserem Gehirn: Wenn du hungrig bist, suchst du nach Essen. Wenn Gefahr droht, läufst du weg. Menschen mögen es nicht, sich unwohl zu fühlen und ein Ziel anzustreben, denn das erfordert fast immer, sich mit allen möglichen Unannehmlichkeiten auseinandersetzen zu müssen (früh aufstehen, auf Freizeit verzichten, Zeit investieren usw.).

Das erklärt, warum unser Gehirn uns dazu bringt, zu prokrastinieren oder eine Stressreaktion auszulösen. Das Geheimnis liegt in der Disziplin, in der bereits erwähnten Verhaltensaktivierung und im Selbstwertgefühl. Du musst dich nicht nur jeden Tag für die Ziele einsetzen, die du erreichen willst. Du solltest dich auch daran erinnern, dass du es dir verdient hast, sie zu erreichen.


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