Die paradoxe Denkweise, der Schlüssel zum Erfolg

Das Leben bringt uns manchmal in widersprüchliche Situationen, die komplexe Entscheidungen erfordern. Die paradoxe Denkweise hilft dir, aus diesen komplexen Situationen Nutzen zu ziehen.
Die paradoxe Denkweise, der Schlüssel zum Erfolg
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 07. Dezember 2021

In Zeiten der Ungewissheit, der Not und des Wandels sind wir fast gezwungen, existenzielles Unbehagen als eine Art des Lebens zu akzeptieren. Die Dinge sind nicht einfach und sich nicht damit abzufinden, macht es vielleicht noch etwas komplizierter. Deshalb kann sich im aktuellen Kontext der Komplexität eine paradoxe Denkweise lohnen. Dieser Ansatz hilft, mit dem Fremden und dem Widersprüchlichen umzugehen.

Dieser Vorschlag mag auf den ersten Blick seltsam und schwer zu verstehen sein. Die Wahrheit ist jedoch, dass wir fast jeden Tag mit mehreren persönlichen Paradoxien konfrontiert sind: Mache ich mit diesem Job weiter, der mich langweilt, oder wage ich etwas Neues? Investiere ich in meinem Unternehmen in Effizienz oder in Innovation? Soll ich mein Kind für seine Fehler schelten oder lasse ich es gut sein?

Der Alltag ist voll von Ereignissen, die uns zwingen, eine Realität und ihr Gegenteil zu berücksichtigen. Zu gehen oder zu bleiben. Riskieren oder umsichtig sein. Ein Geheimnis verraten oder bewahren. Es scheint, als müssten wir uns immer für eine Sache entscheiden und das Gegenteil verwerfen, weil es der logische Verstand so vorschreibt.

Der paradoxe Verstand jedoch eliminiert das “Entweder-Oder”-Narrativ und zieht bei Entscheidungen alle Perspektiven in Betracht. Wir sprechen deshalb von einer sehr interessanten psychologischen Perspektive.

“Nur Schwachköpfe widersprechen sich nie.”

André Gidé

Die paradoxe Denkweise, der Schlüssel zum Erfolg

Die paradoxe Denkweise: Was ist das?

Albert Rothenberg ist ein renommierter Psychiater von der Universität Harvard, der 1966 als Erster von der paradoxen Denkweise sprach, nachdem er mehr als 22 Nobelpreisträger, aktuelle Genies und historische Analysen großer Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kunst oder Technik interviewt hatte.

Er fasste seine Untersuchungen wurden in dem Buch “Flight from Wonder: An Investigation of Scientific Creativity” zusammen. In seiner Forschungsarbeit fand Albert Rothenberg heraus, dass die kreativsten Köpfe nicht nur eine Idee, sondern auch das Gegenteil davon betrachten. 

Die paradoxe Denkweise definiert also die Fähigkeit, mit widersprüchlichen oder gegensätzlichen Gedanken umzugehen und davon zu profitieren. Voraussetzungen sind Frustrationstoleranz, Effizienz und Flexibilität, die den Menschen zum Erfolg befähigen.

Der Mut, die Spannungen und Widersprüche des Lebens zu akzeptieren

Wir wissen, dass dieses Konzept kontraintuitiv und widersinnig erscheinen mag. Denn die Wahrheit ist, dass nur wenige Dinge so viel Stress verursachen wie Widersprüche. Außerdem empfindet das Gehirn Angst angesichts von dissonanten Informationen, angesichts von Kontraposition, Antagonismus, Antinomie…. Wenn wir uns jedoch auf dieses chaotische Treiben einlassen, können wir in vielerlei Hinsicht Energie tanken.

Eine Forschungsarbeit an der Renmin Universität sowie andere Studien zeigen auf, dass mit der paradoxen Spannungen genutzt werden können, um kreativere und innovativere Antworten zu finden.

Wer widersprüchliche Fakten akzeptiert und sich nicht von ihnen frustrieren lässt, ist viel besser in der Lage, Herausforderungen zu meistern. Nur wer in der Lage ist zu verstehen, dass Spannungen auf natürliche Weise entstehen, kann sich besser auf diese unsicheren Zeiten einstellen.

Die paradoxe Denkweise: die Kraft des Konflikts

Diese widersprüchliche Denkweise macht sich kognitive Spannungen zunutze. Sie tut dies, indem sie aus der Komfortzone heraustritt, um neue und wertvolle Perspektiven zu eröffnen. Dies ist an sich schon ein psychologischer Wert von großer Kraft und Bedeutung.

Denn das Gehirn ist überraschenderweise auf Konformismus konditioniert, um den Stress des Widerspruchs auf jede erdenkliche Weise zu reduzieren. Daher entscheidet es sich immer für die Option, die den geringsten Widerstand erzeugt.

Mit anderen Worten: Wenn wir vor der Wahl zwischen mehreren Optionen stehen (meinen Job zu verlassen, zu bleiben oder etwas Neues zu beginnen), entscheidet sich der Verstand immer für den am wenigsten konfliktträchtigen Weg (bleiben, mein Leben so weiterführen, wie es jetzt ist). Diese Passivität oder dieser Konformismus hat jedoch einen versteckten Nachteil. Wer Widersprüche vermeidet, fördert keine Veränderungen, keinen Wagemut und kein innovatives Verhalten.


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  • Fletcher, Jerry (1997) Paradoxical Thinking.Berrett-Koehler Publisher
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