Wissenschaftler bestätigen: Lieblingsmusik verbessert die Gehirnplastizität

Wenn du dir deine Lieblingssongs immer wieder anhörst, kannst du dich beglückwünschen. Du verbesserst damit die kognitive Leistungsfähigkeit deines Gehirns und schützt es vor dem Lauf der Zeit!
Wissenschaftler bestätigen: Lieblingsmusik verbessert die Gehirnplastizität
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 29. Juli 2022

Die Lieblingsmusik ist Seelennahrung und hat eine heilende Wirkung auf Körper und Geist. Doch das ist noch nicht alles: Die Wissenschaft bestätigt, dass sich damit auch die Gehirnplastizität verbessert. Je öfter du deine liebsten Songs hörst, umso besser…

Die Daten sind tatsächlich kurios und motivierend, denn Wissenschaftler haben auch festgestellt, dass Musikhören für Patienten mit kognitiven Einschränkungen besonders vorteilhaft ist, denn diese positive Beschäftigung optimiert die Gehirnfunktionen.

Wir alle haben von den Vorteilen der Musik für Menschen gehört, die mit der Alzheimer-Krankheit zu kämpfen haben. Lieblingsmusik aus ihrer Jugendzeit ist eine ausgezeichnete Möglichkeit, sie aus ihrer Lethargie zu wecken und ihre Aufnahmefähigkeit und gute Laune zu fördern. Musiktherapie und musikbasierte Interventionen haben viele Vorteile.

Musik bestimmt einen Teil unseres Lebens. Diese emotionale Prägung bleibt immer latent in unserem Gehirn.

Mann denkt an seine Lieblingsmusik

Wie verbessert die Lieblingsmusik die Gehirnplastizität?

Die Studie, die diese interessanten Daten liefert, ist sehr aktuell. Erst vor wenigen Wochen haben Forscher der Universität Toronto die Ergebnisse eines interessanten und entscheidenden Projekts veröffentlicht. Es hat sich gezeigt, dass das wiederholte Hören von Musik, die eine persönliche Bedeutung hat, die Plastizität des Gehirns bei Patienten mit leichtem kognitivem Abbau optimiert.

Auch Patienten im Frühstadium der Alzheimer-Krankheit profitieren davon. Mit anderen Worten: Sie haben beobachtet, dass ihre Lieblingsmusik ihr Gedächtnis stimuliert und strukturelle Veränderungen im präfrontalen Kortex auslöst. Bedeutet dies, dass neurodegenerative Krankheiten verlangsamt oder rückgängig gemacht werden können? Die offensichtliche Antwort ist nein.

Doch mit Musik verlangsamen sich die Prozesse, solange sich die Patienten noch in einem sehr frühen Stadium befinden. Daher ist es sinnvoll, diese Strategie in die klassischen Stimulationstherapien oder Workshops für Menschen mit Alzheimer einzuführen. Doch nicht nur kranke Menschen, wir alle profitieren davon. Denn die Lieblingsmusik hilft auch, die kognitive Reserve aufzubauen, was in der Prävention degenerativer Krankheiten essenziell ist.

Musiktherapie für Patienten in einem frühen Stadium der kognitiven Beeinträchtigung

Diese Art der Intervention kann zu Hause durchgeführt werden, ist kostengünstig und einfach. Eine der Hauptautorinnen dieser Forschungsarbeit, Dr. Corinne Fischer, Leiterin der Alterspsychiatrie am St. Michael’s Hospital von Unity Health in Toronto, weist darauf hin, dass wir alle diese Musiktherapie praktizieren können.

Wenn  du ein Familienmitglied hast, das sich im Anfangsstadium der Alzheimer-Krankheit befindet, kannst du seine Lieblingsmusik abspielen. Die Musik sollte einen autobiografischen Bezug zur Person haben. Vielleicht das Lied, bei dem sich die betroffene Person verliebt hat, die Musik ihrer Lieblingsband… Wie Dr. Fisher erklärt, haben die Vorteile einen nachhaltigen Effekt auf das Gehirn.

  • Diese emotional wichtige Musik aktiviert ein bestimmtes neuronales Netzwerk, das mit dem emotionalen und autobiografischen Gedächtnis verbunden ist. Es handelt sich jedoch nicht dasselbe Netzwerk, das beim Hören neuer, unbekannter Lieder stimuliert wird.
  • Die Forscher beobachteten auch eine Verbesserung der Gehirnverbindungen und der weißen Substanz, was die Aufmerksamkeit, das Gedächtnis und die exekutiven Funktionen verbessert.

Diese strukturellen Veränderungen zeigen, dass das Hören deiner Lieblingsmusik die Plastizität deines Gehirns verbessert.

“Egal, ob du ein lebenslanger Musiker bist oder noch nie ein Instrument gespielt hast, Musik ist ein Schlüssel zu deinem Gedächtnis, deinem präfrontalen Kortex. Hör also nicht auf, deine Lieblingssongs zu hören oder besondere Momente beim Hören eines bestimmten Musikstücks zu schaffen.”

Michael Thaut, Professor an der Universität Toronto.

Mann hört Lieblingsmusik

Musikhören ist kognitive Gymnastik

Eine Studie, die in Zusammenarbeit mit mehreren finnischen Universitäten wie der Universität Helsinki durchgeführt wurde, hat außerdem gezeigt, dass das Hören von Musik praktisch das ganze Gehirn stimuliert. Es aktiviert den präfrontalen Bereich, die subkortikalen Bereiche, das Kleinhirn, das limbische System… Das heißt, nur wenige Reize sind so kraftvoll, motivierend und transformierend wie Musik!

Wir wissen jetzt , dass das wiederholte Hören von Lieblingsmusik die Plastizität des Gehirns verbessert und vor dem Lauf der Zeit schützt. Das ist wie kognitive Gymnastik. Wir müssen uns nicht anstrengen, sondern einfach nur entspannen und immer wieder das Lied unserer Lieblingsband oder unseres Lieblingskünstlers hören.

Es gibt aber noch einen weiteren Aspekt, den du beachten musst. Damit Musik als kathartisches und transformatives Element für dein Gehirn wirken kann, muss sie eine intime und transzendente Bedeutung haben. Es reicht nicht aus, einfach nur zuzuhören, wir müssen ihr auch einen Sinn geben, und dazu gehört, dass wir sie erleben, leben, lieben, träumen, lachen…

Es gibt Musik, die wie ein Soundtrack zu unserer Existenz wirkt. Diese emotionalen Momente, die mit Musik verbunden sind, sind Enklaven in unserem Gehirn, neuronale Schaltkreise, die auch im Laufe der Zeit unverändert bleiben.


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  • Corinne E. Fischer, Nathan Churchill, Melissa Leggieri, Veronica Vuong, Michael Tau, Luis R. Fornazzari, Michael H. Thaut, Tom A. Schweizer. Long-Known Music Exposure Effects on Brain Imaging and Cognition in Early-Stage Cognitive Decline: A Pilot Study. Journal of Alzheimer’s Disease, 2021; 84 (2): 819 DOI: 10.3233/JAD-210610
  • Vinoo Alluri, Petri Toiviainen, Iiro P. Jääskeläinen, Enrico Glerean, Mikko Sams, Elvira Brattico. Large-scale brain networks emerge from dynamic processing of musical timbre, key and rhythm. NeuroImage, 2011; DOI: 10.1016/j.neuroimage.2011.11.019

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