Die kognitive Flexibilität ist entscheidender als der IQ

Kognitive Flexibilität ist eine Fähigkeit, die es uns nicht nur ermöglicht, bessere Entscheidungen zu treffen. Sie wirkt sich auch positiv auf unser emotionales Wohlbefinden aus. Sie kann weiterentwickelt werden und ist für die Vorhersage des zukünftigen Erfolgs wichtiger als der klassische IQ.
Die kognitive Flexibilität ist entscheidender als der IQ
Gema Sánchez Cuevas

Geprüft und freigegeben von der Psychologe Gema Sánchez Cuevas.

Geschrieben von Edith Sánchez

Letzte Aktualisierung: 09. Juni 2023

Der IQ ist ein Maßstab, ein Synonym oder die Voraussetzung für Erfolg. Stimmt dieses Aussage tatsächlich? Viele der größten Werke und Entdeckungen wurden von Menschen gemacht, die nicht durch die klassische Intelligenz hervorstechen, sondern durch kognitive Flexibilität.

Diese Kompetenz umfasst unter anderem  Vorstellungskraft, Kreativität , Einfühlungsvermögen und Neugierde. Dazu gehört auch die Fähigkeit, sich an eine veränderte Dynamik anzupassen. In Kombination mit der Ausdauer bilden diese Tugenden die Voraussetzung für menschlichen Fortschritt.

Die University of Cambridge und die Nanyang Technological University führen derzeit eine Studie über die kognitive Flexibilität durch. Das Forschungsteam hat keinen Zweifel daran, dass diese Eigenschaft entscheidender ist als der IQ, und bemüht sich deshalb auch darum, Wege zu finden, diese Kompetenz zu entwickeln.

“Kognitive Flexibilität ist für das Gedeihen der Gesellschaft unerlässlich. Sie kann dazu beitragen, das Potenzial der Menschen für innovative Ideen und kreative Erfindungen zu maximieren. Letztlich sind es diese Qualitäten, die wir brauchen, um die großen aktuellen Herausforderungen zu lösen.”

Beth Daley

Kognitive Flexibilität ist entscheidender als der IQ

Kognitive Flexibilität

Kognitive Flexibilität kann als die Fähigkeit definiert werden , den eigenen Standpunkt zu ändern und das eigene Verhalten anzupassen, um mit einer neuen Umgebung zurechtzukommen. Typischerweise versuchen Menschen, gelernte Schemata oder Konzepte auf neue Gegebenheiten anzuwenden, auch wenn das nicht wirklich hilfreich ist.

Ein Beispiel: Viele Menschen müssen innere Konflikte lösen, um sich an neue Gegebenheiten anzupassen. Dasselbe gilt für Unternehmen, Institutionen und Organisationen. Anstatt daran zu arbeiten, sich an die neue Realität anzupassen, steht allerdings ein großer Teil der Bevölkerung still und sehnt sich nach der “Rückkehr” zu einem früheren Zustand.

Ein weniger extremes Beispiel wäre eine Person, die immer denselben Weg zur Arbeit nimmt. Wenn sie eines Tages feststellt, dass auf ihrer üblichen Route eine Baustelle ist, hat sie zwei Möglichkeiten: Entweder nimmt sie die gleiche Route und komm zu spät, oder sie sucht sich eine alternative Route. Genau hier kommt die kognitive Flexibilität ins Spiel.

Rationalität und Kreativität

Forscher haben festgestellt, dass die kognitive Flexibilität mit frontalen und striatalen Hirnregionen zusammenhängt. Erstere sind an höheren kognitiven Prozessen beteiligt und letztere an der Belohnung und Motivation. Es hat sich gezeigt, dass bei gleichem IQ jene Person erfolgreicher ist, die eine bessere kognitive Flexibilität besitzt.

In diesem Zusammenhang spricht man auch von “heißer” und “kalter” Kognition oder Erkenntnis. Bei der kalten Kognition geht es um eine Form der pragmatischen Rationalität, bei der Emotionen wenig Einfluss haben. Sie entspricht einer geradlinigen Verarbeitung von Daten, die nicht von Angst oder Wut beeinflusst wird.

Ein Beispiel dafür wäre, wenn jemand Feuer in der Küche sieht und ein nasses Tuch verwendet, um es zu löschen. Die heiße Erkenntnis wird jedoch von Emotionen gelenkt, nicht von der Logik oder von kritischem Denken.

Im Allgemeinen legt die kognitive Flexibilität mehr Wert auf die Informationsverarbeitung als auf andere Faktoren. Das Ergebnis ist eine rationalere Reaktion auf neue Situationen. Da der Prozess und nicht das vorherige Lernen im Vordergrund steht, können kreative und innovative Lösungen leichter gefunden werden.

Kognitive Flexibilität ist entscheidender als der IQ

Empathie und Resilienz

Im Allgemeinen wird der IQ eher mit der kristallinen Intelligenz in Verbindung gebracht. Er betont die Fähigkeit, neue Inhalte zu verstehen, sie zu verarbeiten und anzuwenden. Es geht dabei auch um die Fähigkeit, eine Situation zu beurteilen und Schlussfolgerungen daraus zu ziehen.

Im Gegensatz dazu umfasst die fluide Intelligenz, die der kognitiven Flexibilität entspricht, vorwiegend die Fähigkeit, zu argumentieren und Daten zu vergleichen. Das wiederum hat nicht nur Auswirkungen auf die Kognition als solche, sondern auch auf die emotionalen und sozialen Fähigkeiten. Diese grundlegende Anpassungsfähigkeit erhöht die Resilienz, das heißt die Fähigkeit, schwierige Situationen zu meistern.

Andererseits macht kognitive Flexibilität die Menschen auch empathischer. Sie führt zu einem viel offeneren Geist bei der Beurteilung anderer, wodurch Vorurteile abgebaut werden. Sowohl Empathie als auch Resilienz machen einen Menschen emotional gesünder.

Die anfangs erwähnte Studie hat gezeigt, dass das Training der kognitiven Flexibilität bei Kindern mit Autismus und bei älteren Erwachsenen zu deutlichen Verbesserungen führt. Im Allgemeinen profitieren alle davon, wenn sie die Fähigkeit stärken und entwickeln, sich anzupassen und neue Wege aus Schwierigkeiten zu finden.


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  • Introzzi, I., Canet-Juric, L., Montes, S., López, S., & Mascarello, G. (2015). Procesos Inhibitorios y flexibilidad cognitiva: evidencia a favor de la Teoría de la Inercia Atencional. International journal of psychological research, 8(2), 60-74.


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