Die metabolischen Auswirkungen von Antipsychotika

Antipsychotika sind Medikamente, die den Stoffwechsel verschiedener Substanzen im Körper stark verändern können. Welche Folgen hat das?
Die metabolischen Auswirkungen von Antipsychotika
Gorka Jiménez Pajares

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Gorka Jiménez Pajares.

Letzte Aktualisierung: 10. Mai 2023

Antipsychotika können unerwünschte gesundheitliche Auswirkungen haben und unter Umständen sogar lebensbedrohlich sein. Trotzdem sind sie in der haben sie in der Behandlung von Krankheiten wie Schizophrenie eine wesentliche Bedeutung. Sie kommen unter anderem bei psychotischen Symptomen wie Wahn, Halluzinationen oder Denkzerfahrenheit zum Einsatz.

Die therapeutische Wirkung der verschiedenen Antipsychotika ist ähnlich, bei der Verschreibung dieser Medikamente müssen allerdings die Nebenwirkungen berücksichtigt werden (Burchinski, 2023). Da die Therapie mit Antipsychotika langwierig ist und oft jahrelang andauert, hat eine aktuelle Studie ihre metabolischen Auswirkungen analysiert. Erfahre mehr über die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit.

Die metabolischen Auswirkungen von Antipsychotika
Die Forscherin Angelica Burchinski erklärt, dass die metabolischen Nebenwirkungen von Antipsychotika wahrscheinlich dazu beitragen, dass die Lebenserwartung von Menschen mit Schizophrenie um 14,5 Jahre verkürzt ist.

Die metabolischen Auswirkungen von Antipsychotika

Zu den häufigsten metabolischen Auswirkungen von Antispychotika zählt die Gewichtszunahme. Dies kann auf medikamentenbedingte Veränderungen des Cholesterin- und Triglyceridstoffwechsels im Körper zurückzuführen sein. Diese metabolische Wirkung wird Dyslipidämie genannt. Außerdem kommt es aufgrund von Veränderungen des Insulins zu einem Ungleichgewicht des Blutzuckerspiegels.

Dies wird mit Elementen des Morbiditäts- und Todesrisikos in Verbindung gebracht, z. B. mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Insbesondere mit Herzinfarkt und Schlaganfall. Außerdem ist die Lebensqualität von Menschen mit erhöhtem Gewicht infolge einer Pharmakotherapie geringer (Burchinski, 2023).

“Es gibt Hinweise auf eine erhöhte Insulinresistenz, Hyperglykämie und Diabetes mellitus bei Patienten, die Antipsychotika einnehmen, was ihre Lebenserwartung verringern könnte.”

Benjamin Cortes

Medikamente wie Risperidon oder Brexpiprazol führen zu einer Gewichtszunahme von bis zu zwei Kilogramm pro Patient. Oft bewirkt dies, dass die betroffene Person die Einnahme der Medikation stoppt und die psychotischen Symptome wieder auftreten.

Medikamente, die mit einer höheren Gewichtszunahme in Verbindung gebracht werden, führen oft zu stärkeren Veränderungen der üblichen Lipid- und Glukoseprofile. Zu den Arzneimitteln, die diese metabolischen Nebenwirkungen am häufigsten hervorrufen, gehören Chlorpromazin, Olanzapin und Ziprasidon (Burchinski, 2023).

Dies wird gewöhnlich als metabolisches Syndrom bezeichnet. Zu diesem Syndrom gehört auch eine Neigung zur Thrombenbildung und zu Entzündungen. Letzteres ist auf die Wirkung des Antipsychotikums auf den Anstieg eines Proteins im Blut zurückzuführen, das als C-reaktives Protein bekannt ist (Cortés, 2011). So wurde dieses Syndrom bei fast 40 von 100 Patienten festgestellt, die mit Antipsychotika behandelt wurden.

“Das Auftreten des metabolischen Syndroms ist eines der größten Gesundheitsprobleme des 21. Jahrhunderts, da es die Prävalenz von Herz-Kreislauf-Erkrankungen nachweislich um das Dreifache erhöht.”

Benjamín Cortés

Frau nimmt Antipsychotika
Das Metabolische Syndrom begünstigt die Entstehung von Thromben und Entzündungen.

Was bedeuten diese Stoffwechselveränderungen?

Aktuelle Erkenntnisse zeigen, dass für jedes Kilogramm, das durch die Einnahme von Antipsychotika zugenommen wird, die Wahrscheinlichkeit, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu entwickeln, um etwa drei Prozentpunkte steigt. Je stärker die Gewichtszunahme durch die Einnahme von Antipsychotika ist, desto mehr verändern sich auch die Lipid- und Glukoseprofile.

Andererseits stabilisiert sich die Gewichtszunahme, sobald sie ihren Höhepunkt erreicht hat. So berichtet die Studie zum Beispiel, dass Männer, die täglich fünf oder mehr Milligramm Olanzapin einnahmen, nach sechs Wochen Behandlung fast fünf Kilogramm zunahmen, sich dann stabilisierten und bei der Nachuntersuchung nur noch knapp eineinhalb Kilogramm zunahmen.

Mit anderen Worten: Es scheint, dass sich die metabolischen Auswirkungen von Antipsychotika langfristig normalisieren. Chlorpromazin könnte allerdings das Antipsychotikum sein, das die dramatischste Gewichtszunahme verursacht. Außerdem scheint es, wie oben erwähnt, dass die Medikamente, die das Gewicht der Patienten am stärksten destabilisieren, auch die Glukose- und Lipidprofile deutlich beeinträchtigen, was darauf hindeutet, dass Chlorpromazin ein Medikament mit potenziellen metabolischen Nebenwirkungen ist.

Weitere Untersuchungen sind erforderlich. Vor allem, weil bekannt ist, dass es noch andere Variablen gibt, die bei der Beurteilung der Anfälligkeit für eine Gewichtszunahme wichtig sind, wie Ernährung, Grad der Aktivierung oder Bewegungsmangel und Qualität der medizinischen Versorgung.

Fachärzte berücksichtigen diese und andere neue Erkenntnisse in der Behandlung ihrer Patienten. Sie wissen, wie sie die Warnzeichen erkennen und entsprechend handeln können, um die Stoffwechselauswirkungen zu minimieren.

“Da Schizophrenie normalerweise eine chronische Erkrankung ist, sollten diese Erkenntnisse bei der Wahl der Medikamente stärker berücksichtigt werden als kurzfristige Daten.”

Angélica Burchinski


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  • Burschinski, A., Schneider-Thoma, J., Chiocchia, V., Schestag, K., Wang, D., Siafis, S., Bighelli, I., Wu, H., Hansen, W.-P., Priller, J., Davis, J.M., Salanti, G. and Leucht, S. (2023), Metabolic side effects in persons with schizophrenia during mid- to long-term treatment with antipsychotics: a network meta-analysis of randomized controlled trials. World Psychiatry, 22: 116-128. https://doi.org/10.1002/wps.21036
  • Cortés Morales, B. (2011). Síndrome metabólico y antipsicóticos de segunda generación. Revista de la Asociación Española de Neuropsiquiatría, 31(2), 303-320.

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