Posttraumatische Belastungsstörung nach einem Herzinfarkt
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Stress zählt zu den größten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die in Deutschland für rund ein Drittel der Todesfälle verantwortlich sind. Dieses lebensbedrohliche Ereignis stellt eine enorme psychische Belastung dar, die in rund 11 Prozent der Fälle eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) auslöst.
Der Myokardinfarkt ist ein plötzlich eintretendes lebensbedrohliches Ereignis, das Betroffene zwingt, über Leben und Tod nachzudenken.
Psychosoziale Faktoren als Auslöser für einen Herzinfarkt
Es gibt zahlreiche Forschungsergebnisse, die psychosoziale Faktoren als mögliche Auslöser eines Herzinfarkts beschreiben – Stress und unser beschleunigter Lebensstil zählen zu den häufigsten Belastungen, die Herz-Kreislauf-Krankheiten auslösen. Zusätzlich zu berufsbedingtem, persönlichem oder finanziellem Stress sind auch bestimmte Persönlichkeitsfaktoren (wie Feindseligkeit) zu berücksichtigen. Patienten mit dieser Tendenz haben ein höheres Risiko für einen Myokardinfarkt.
Auch die Typ-D-Persönlichkeit (Distressed Personality Type) ist besonders gefährdet. Diese Menschen sind an ihrer negativen Affektivität und an sozialer Inhibition zu erkennen (Jackson et al., 2018). Sie erleben Emotionen mit negativer Valenz besonders intensiv und entwickeln deshalb häufiger Depressionen und Ängste. Diese Merkmale erhöhen nicht nur die Wahrscheinlichkeit, an einem Myokardinfarkt zu leiden, sondern beeinflussen auch die Prognose negativ. Metaanalysen weisen eindeutig darauf hin, dass psychosoziale Faktoren bei einem Herzinfarkt den Krankheitsverlauf beeinflussen (Castilla et al., 2022).
Posttraumatische Symptome nach einem Myokardinfarkt
Nach einem Herzinfarkt berichten Patienten oft über Symptome von posttraumatischem Stress. Die Symptome werden allerdings oft vernachlässigt, auch von Fachkräften. Diese mangelnde Aufmerksamkeit für Stresssymptome erhöht nachweislich die Wahrscheinlichkeit künftiger Wiedereinweisungen wegen weiterer Infarkte. Dieses lebensbedrohliche Ereignis führt in den nachfolgenden Wochen häufig zu akuten Stresssymptomen. Wenn diese länger als einen Monat anhalten, kann eine posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert werden.
Die Beurteilung des psychischen Zustands ist deshalb nach einem Myokardinfarkt grundlegend (Castilla et al., 2022). Die genauen biologischen Mechanismen, die Stress und die Sterblichkeit nach einer Herz-Kreislauf-Erkrankung miteinander verbinden, sind noch unbekannt. Es wird jedoch vermutet, dass eine verstärkte Entzündung sowie eine unregelmäßige Einnahme der Arzneimittel und ungesunde Lebensgewohnheiten eine Rolle spielen könnten.
Welche Prädiktoren weisen nach einem Herzinfarkt auf eine posttraumatische Belastungsstörung hin?
Die Wissenschaftlerin Cristina Castilla erwähnt folgende Vorhersagevariablen für eine posttraumatische Belastungsstörung nach einem Myokardinfarkt:
- Junges Alter
- Niedriges sozioökonomisches Niveau
- Weibliches Geschlecht
- Gefühl des Kontrollverlusts
- Depressionen zum Zeitpunkt des Herzinfarkts
- Psychiatrische Vorgeschichte
- Mangel an sozialer Unterstützung
- Die Wahrnehmung des Myokardinfarkts als extrem ernstes Ereignis
- Selbstvorwürfe (z. B. “Das ist mir passiert, weil ich nicht auf meine Gesundheit geachtet habe”)
Menschen mit negativen Gefühlen, Depressionen oder den genannten Faktoren entwickeln nach einem Herzinfarkt häufiger eine posttraumatische Belastungsstörung. Deshalb ist die psychologische Beobachtung grundlegend, um diesen Patienten rechtzeitig helfen zu können. Die Entwicklung von Interventionsprotokollen zur Behandlung dieser Symptome ist eine Notwendigkeit.
“Die selbst wahrgenommene Schwere des Infarkts steht in direktem Zusammenhang mit der Schwere der posttraumatischen Symptome, die mit der koronaren Episode verbunden sind.”
Cristina Castilla