Die emotionale Schematherapie von Robert L. Leahy

Emotionen zu verstehen und zu regulieren, ist für die psychische Gesundheit grundlegend. Wir alle haben Vorstellungen von Traurigkeit, Angst, Furcht oder Scham, die falsch sind. Die Schematherapie befasst sich mit diesem Thema.
Die emotionale Schematherapie von Robert L. Leahy
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 30. November 2022

Wie fühlst du dich heute, welche Gefühle begleiten dich in diesem Moment? Eine Erfahrung, die viele von uns teilen, ist die Vorstellung, dass Zustände wie Angst, Furcht, Kummer und Traurigkeit ewig anhalten. Wenn uns ein widriges und schwieriges Ereignis widerfährt, beispielsweise der Verlust eines geliebten Menschen, glauben wir, dass dieses Leiden immer präsent sein wird. Der Psychologe Robert L. Leahy erklärt, dass wir durch den Glauben, bestimmte Emotionen nicht kontrollieren zu können, schädliche emotionale Muster entwickeln, die uns in unserem Unbehagen verankern.

Um dieser Realität, die er täglich mit seinen Patienten erlebt, zu begegnen, entwickelte er die emotionale Schematherapie. Es ist eine therapeutische Strategie, die die kognitiv-verhaltenstherapeutische Perspektive mit einigen interessanten Neuformulierungen in emotionalen Angelegenheiten verbindet. Diese Besonderheit macht diesen Ansatz zu einem psychologischen Modell von großem Interesse.

Bei allen psychischen Störungen geht es um Schwierigkeiten beim Ertragen oder Erleben von Emotionen.

Frau sitzt auf dem Boden. Sie benötigt emotionale Schematherapie von Robert L. Leahy
Die emotionale Schematherapie zeigt Patienten unter anderem, mit Stress und Widrigkeiten besser umzugehen.

Die emotionale Schematherapie

Die Schematherapie ist ein soziokognitives Modell, das uns lehrt, wie Menschen ihre eigenen Emotionen und die anderer interpretieren, bewerten und darauf reagieren. Wie Dr. Robert L. Leahy selbst in einer Studie erklärt, geht es bei diesem Ansatz darum, uns zu zeigen, dass wir alle eine Reihe von Überzeugungen (Schemata) über Emotionen in uns tragen, die dem Wohlbefinden nicht immer förderlich sind.

Ein weiteres wesentliches Ziel ist es, die richtigen Werkzeuge bereitzustellen, um diese komplexe Gefühlswelt zu unseren Gunsten zu regulieren und auszurichten. Andererseits ist es interessant zu wissen, dass die Art und Weise, wie wir mit unseren Emotionen umgehen, von mehreren Szenarien beeinflusst wird.

Zum einen ist da unsere Familie und die Art, wie wir erzogen wurden. Unsere Eltern waren die wichtigsten Vorbilder, die dieses wertvolle Lernen ermöglichten oder verhinderten. Und dann sind da noch unsere Erfahrungen und die Art und Weise, wie wir jede Empfindung, jedes Gefühl und jede Emotion interpretieren. Das kann dazu führen, dass wir Zustände wie Verzweiflung, Angst und Scham für bedeutungslos halten.

Wir neigen auch dazu, den Glauben zu verstärken, dass wir allein mit diesen inneren Realitäten umgehen, die zudem unkontrollierbar sind. Die emotionalen Schemata, die wir im Laufe unseres Lebens validiert haben, sind für die meisten unserer psychischen Störungen verantwortlich.

Das wesentliche Ziel der emotionalen Schematherapie ist nicht, unser Unbehagen oder Unglücklichsein vollständig zu beseitigen. Ziel dieses Ansatzes ist es, Missverständnisse auszuräumen und den Einzelnen zu befähigen, ein gesünderes Leben zu führen. Das bedeutet, dass wir verstehen, dass negative und unangenehme Erfahrungen (Emotionen) etwas Alltägliches sind, das wir akzeptieren und dem wir uns stellen müssen.

Daher sind die Ziele dieser Therapie die folgenden:

  • Verbesserung der Selbstwirksamkeit und der emotionalen Selbstwahrnehmung
  • Entwicklung gesünderer und nützlicherer Sichtweisen auf die Emotionen
  • Lernen, ohne Angst Risiken einzugehen
  • Verbesserung der Problemlösungsfähigkeiten
  • Zukunftsorientierung und Zielplanung
  • Verbesserung der Frustrationstoleranz
  • Entwicklung einer positiven Selbsteinschätzung
  • Förderung von Eigenverantwortung und Unabhängigkeit
  • Verringerung der Impulsivität

Das Ziel der Emotionsschematherapie ist es, die Person zu befähigen, ihre Emotionen richtig zu regulieren und zu ihren Gunsten zu nutzen.

Was sind die Merkmale dieses therapeutischen Modells?

Das von Richard L. Leahy entworfene therapeutische Modell bezweckt nicht, dass sich der Patient in jedem Moment und unter allen Umständen gut fühlt. Es versucht, die emotionalen Funktionen näherzubringen und den Umgang damit zu erleichtern. Um dieses Ziel zu erreichen, nutzt die Schematherapie die folgenden Strategien:

  • Sokratischer Dialog
  • Emotionale Validierung
  • Verhaltensexperimente (Gespräche über Verhaltensweisen und Erfahrungen zur Analyse von Emotionen)
  • Erforschung der Werte der Person, um ihr einen Lebenssinn zu geben

Es ist auch interessant zu verstehen, welche Merkmale diese interessante therapeutische Arbeit zwischen Psychologe und Patient ausmachen. Im Allgemeinen werden die folgenden Themen angesprochen:

1. Emotionale Validierung/Invalidierung

Menschen neigen dazu, ihre Gefühle zu entwerten, weil die Emotion dahinter unangenehm ist. Die emotionale Schematherapie hilft uns, diese Vorstellung zu korrigieren, damit wir verstehen, dass all diese chaotischen Erfahrungen einen Sinn haben.

2. Unverständlichkeit

Dieser Gedanke ist mit dem vorherigen verwandt. Viele von uns fragen sich oft, welchen Nutzen so problematische Zustände wie Angst, Scham oder Melancholie haben. Wenn wir ein gültiges und nützliches Verständnis für jede Emotion erlangen, können wir besser auf das reagieren, was uns widerfährt.

3. Korrigiere vereinfachte Vorstellungen über Gefühle

“Wie kann ich meinen Partner gleichzeitig lieben und hassen? Das ist nicht möglich!”, “Wut ist eine negative Emotion, die ich vermeiden sollte, aber ich kann nicht aufhören, sie zu empfinden, also stimmt etwas nicht mit mir.” – Wir alle haben völlig verzerrte Vorstellungen von Emotionen, die revidiert werden müssen. Das ist eines der Ziele der emotionalen Schematherapie.

Mann in der Schematherapie
Die emotionale Schematherapie befähigt uns, ein erfüllteres Leben zu führen und Widrigkeiten zu überwinden.

4. Emotionale Kontrolle und Verdrängung

Das ist ein Klassiker. Wenn uns Zustände wie Furcht, Angst oder Traurigkeit überwältigen, haben wir Angst, die Kontrolle zu verlieren und neigen deshalb zur Verdrängung. Wir unterdrücken, lenken ab oder vermeiden die unangenehmen Gefühle, um so zu tun, als ob sie nicht da wären. Das ist ein Irrtum.

Psychisches Wohlbefinden liegt nicht in der emotionalen Kontrolle oder Unterdrückung, sondern in der Regulierung der gefühlten Emotion. Es geht darum, sie zu verstehen, zu akzeptieren und eine angemessene Reaktion zu finden, um diesen Zustand zu unseren Gunsten zu verändern.

Emotionen zu verstehen braucht Zeit, um ein angemessenes Selbstbewusstsein, einen angemessenen Ausdruck und eine angemessene Bestätigung zu entwickeln.

5. Übertriebene Rationalität

Manche Menschen orientieren ihr Verhalten an dem, was sie als “rationales” Verhalten definieren, und halten es für selbstverständlich, dass Emotionen ihre Entscheidungen und Handlungen behindern. Das Bedürfnis, praktisch, logisch und rational zu sein, verdrängt die Wichtigkeit, auf das zu achten, was wir fühlen. Das ist weder sinnvoll noch glaubwürdig.

Wir sind emotionale Wesen, die denken, und wir können weder das Emotionale noch das Rationale aus dieser Variable ausschließen.

6. Nein, Gefühle sind nicht ewig

Es gibt komplizierte Erfahrungen, die uns glauben lassen, dass der Schmerz, den sie auslösen, ewig anhält. Aber Angst, Sorgen und Schmerz durch einen Verlust oder eine Trennung sind nicht ewig.

7. Emotionaler Ausdruck

Fällt es dir schwer, deine Gefühle auszudrücken, oder gehörst du vielleicht zu denjenigen, die kaum Filter einsetzen und sich mitreißen lassen? Das psychische Wohlbefinden hängt auch davon ab, wie wir unsere Gefühle ausdrücken. Dies auf eine ausgewogene und angepasste Weise zu tun, ist eine Kunst.

Die emotionale Schematherapie ist ein bereicherndes Modell, das uns jenen Teil der Realität näherbringt, der uns oft entgeht.


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  • Leahy, R. L. (2015). Emotional schema therapy. New York: Guilford.
  • Leahy, RL Introducción: Esquemas Emocionales y Terapia de Esquemas Emocionales. J Cog Ther 12 , 1–4 (2019). https://doi.org/10.1007/s41811-018-0038-5

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