Die 10 wichtigsten positiven Emotionen nach B. Fredrickson

Barbara Fredrickson ist auf dem Gebiet der positiven Emotionen die führend. Sie geht davon aus, dass Freude, Liebe, Ehrfurcht oder Gelassenheit unsere Gedanken und unser Verhalten prägen und wir sie deshalb fördern sollten.
Die 10 wichtigsten positiven Emotionen nach B. Fredrickson
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 16. Januar 2023

Wenn du dich für ein Gefühl entscheiden müsstest, welches würdest du wählen? Für viele ist der nährende, kraftvolle und transformative Gefühlszustand zweifellos die Liebe. Für andere ist es die Ruhe, die Erfahrung des Gleichgewichts und der absoluten Zufriedenheit, in der uns das Leben für einen Moment nicht mit seinen Ecken und Kanten, mit seinen Lasten und Verzerrungen stört. Barbara Fredrickson erforscht die positiven Emotionen schon seit geraumer Zeit. Wir nehmen heute ihr Modell etwas genauer unter die Lupe.

Das gesamte Spektrum der Emotionen ist für den Menschen grundlegend. Diejenigen mit positiver Valenz sind jedoch unser täglicher Antrieb und das Licht, das unsere Motivation, Hoffnung und Verbindung zu unserer Umwelt erhellt. Leidenschaft, Inspiration, Neugierde, Freude… Wer würde sie nicht gerne für immer umarmen?

Wir wissen, dass das nicht möglich ist. Im Alltag werden wir auch mit Traurigkeit, Kummer und Enttäuschungen konfrontiert. Wenn wir jedoch das Wesen der lohnendsten emotionalen Zustände verstehen, können wir sie fördern, um geistiges Wohlbefinden zu erreichen.

“So wie die Seerosen sich zurückziehen, wenn das Sonnenlicht schwindet, tun das auch unsere Gedanken, wenn die Positivität schwindet.”

Barbara Fredrickson

Gemeinsames Glück zählt zu den positiven Emotionen nach B. Fredrickson
Liebe, Neugierde oder Inspiration sind die Emotionen, die unser psychisches Wohlbefinden am meisten fördern.

Die wichtigsten positiven Emotionen

Eine der größten Expertinnen auf dem Gebiet der positiven Psychologie ist Barbara Fredrickson. Dieser Professorin, die an der Universität von North Carolina in Chapel Hill (USA) forscht, haben wir es zu verdanken, dass der Bereich der positiven Emotionen zum ersten Mal wissenschaftlich und objektiv betrachtet wird.

Bis Anfang der 1990er-Jahre hatte sich niemand näher mit den Funktionen und Zielen dieser psychobiologischen Zustände beschäftigt. Dr. Fredrickson hat jedoch gezeigt, dass solche Erfahrungen der Schlüssel sind, um neues Lernen zu ermöglichen, neue Kenntnisse und Verhaltensweisen zu etablieren und unsere Beziehungen zu stärken.

Positive Emotionen sind der Funke, der das Leben möglich macht und das menschliche Wohlbefinden und Wachstum festigt. Sie wirken wie ein kognitiver Impuls, der die Kraft zur Konstruktion und Veränderung der Realität ermöglicht. Deswegen hat eine im Jahr 2021 veröffentlichte Studie die wichtigsten positiven Emotionen, die wir fördern sollten, detailliert beschrieben. Wir analysieren sie im Folgenden.

1. Vergnügen, das unser Wohlbefinden fördert

Was bereitet dir Vergnügen, Genuss, Freude und Zufriedenheit? Freude ist das Gegenteil von Schmerz und steht für den emotionalen Zustand, der uns Erfüllung und Glück bringt. Es ist ein kurzer Zustand, den ein Kind beispielsweise beim Essen von Eiscreme erlebt, Erwachsene beim Sex oder beim Lesen eines Buches. Es gibt einfache, grundlegende und bereichernde Aktivitäten, die uns ein befriedigendes Wohlbefinden erleben lassen.

2. Inspiration, die uns ans Ziel bringt

Inspiration ist die Fähigkeit, Ziele, Konzepte und Bezüge zu finden, die uns neugierig, leidenschaftlich, experimentierfreudig, lernbegierig, nachahmungsfreudig und sogar transzendent machen. Es ist der Atem, der uns zum Handeln bewegt, der uns Energie, Kraft und neue Interessen überträgt, die uns auf unserem Weg vorankommen lassen.

Eine Studie der Psychologen Todd M. Thrash und Andrew J. Elliot betont zum Beispiel, dass diese Emotion ein entscheidendes Konstrukt für das Wohlbefinden ist.

“Positive Emotionen öffnen unser Herz und unseren Verstand, machen uns aufnahmefähiger und kreativer.”

Barbara Fredrickson

3. Freude, der tägliche Funke, der nicht fehlen darf

Was macht dich glücklich, was erregt dein Herz, schüttet Endorphine in deinem Gehirn aus und zaubert ein Lächeln auf dein Gesicht? In unserem täglichen Leben gibt es Aufgaben, die unerlässlich sind: Arbeit, Essen, Erholung… Freude ist jedoch der Sauerstoff, der in deinem Tag nicht fehlen darf.

4. Gelassenheit und innere Ruhe

Gelassenheit ist eine der wichtigsten positiven Emotionen. Es ist ein Gefühl voller Harmonie, ein Gemütszustand, in dem uns nichts Äußeres oder Inneres stört oder Leid bringt. Der gelassene Geist weiß mit Ängsten umzugehen und lässt sich nicht durch übermäßige Sorgen aus der Ruhe bringen.

5. Ehrfurcht und unschuldiges Staunen

Ehrfurcht bezieht sich auf Dinge, die dich beeindrucken und zum Staunen bringen. Wir empfinden dieses Gefühl, wenn ein Kind die ersten Schritte tut oder die ersten Worte spricht. Kinder sind darin Meister: Sie lassen sich von den einfachsten Dingen beeindrucken und begeistern. Diese Fähigkeit dürfen wir auch im Erwachsenenalter nicht verlieren. Wir müssen die Welt mit Neugier, Offenheit und Faszination betrachten.

6. Hoffnung, das Vertrauen in die Zukunft

Hoffnungsvolle Herzen und Köpfe sind nicht naiv. Dieses Gefühl geht über einen optimistischen Ausblick hinaus. Wer sich an die Hoffnung klammert und sie jeden Tag kultiviert, erwartet nicht, dass alles, gut und außergewöhnlich ist. Hoffnungsvolle Menschen glauben, dass alles, was passiert einen Sinn hat und sie in der Lage sind, sich diesen Situationen zu stellen. Sie vertrauen darauf, dass das Morgen besser sein wird, obwohl wir alle in einem Ozean der Ungewissheit segeln.

7. Stolz, das Gefühl, wertvoll zu sein

Zu den wichtigsten positiven Emotionen, die wir kultivieren und stärken sollten, gehört der Stolz. Weit davon entfernt, ihn als negativ zu betrachten und mit Egoismus oder Narzissmus zu begründen, sollten wir den Stolz in einer angepassten Perspektive verstehen. Jemand, der stolz auf seine Leistungen ist, der seine Kompetenzen erkennt und sie effektiv einsetzt, hat nichts Angeberisches an sich.

Diese Emotion stärkt das Selbstwertgefühl, indem sie als Validator des Selbst fungiert.

“Positive Emotionen wie Liebe, Freude und Dankbarkeit fördern neue und kreative Handlungen, Ideen und soziale Bindungen.”

Barbara Fredrickson

8. Interesse an der Welt, am Leben, an dir

Barbara Fredrickson betont in ihrer Arbeit die Bedeutung dieser Emotion als Schlüssel zur persönlichen Entwicklung und Evolution. Kein Lernen wird gefestigt, wenn kein Interesse vorhanden ist, bestimmte Bereiche oder neue Informationen zu entdecken. Ein interessierter Geist treibt die Person zur Erkundung an, motiviert sie, bringt sie dazu, von der Sicherheit zur Neuheit zu wechseln, um Perspektiven und Wissen zu erweitern.

Zwei Hände symbolisieren die positiven Emotionen nach B. Fredrickson
Ein positiver Geisteszustand kann die Beziehungen und die Gesundheit verbessern und den Geist erweitern.

9. Dankbarkeit und Anerkennung

Es mag überraschen, aber Dankbarkeit ist eine der wichtigsten Fähigkeiten, um ein optimales Maß an Zufriedenheit, Lebensqualität und emotionalem Wohlbefinden zu entwickeln und zu erhalten. Durch diese Erfahrung wissen wir alles zu schätzen, von der Qualität unserer Beziehungen bis zu unserer eigenen Existenz in dieser Welt.

Frag dich also…. Wofür bist du heute dankbar?

10. Liebe, der Motor, der die Welt bewegt

Liebe zählt zu den wichtigsten positiven Emotionen. Sie ist die Energie, die unser Leben nährt, uns wachsen, stark und wertvoll fühlen lässt. Ohne diese Lebenskraft fühlen wir uns von Kindheit an verloren. Es reicht nicht aus, sie nur zu empfangen, wir müssen auch wissen, wie wir Liebe geben können.

Liebe ist der soziale Kitt, der unsere Bindungen festigt, und auch die Linse, durch die wir die Welt in allen Einzelheiten betrachten. Nur wer das Leben aus der Perspektive der Liebe betrachtet, ist in der Lage, immer das Beste von sich zu geben. Wie wir alle wissen, wirkt sich das direkt auf unser körperliches und emotionales Wohlbefinden aus.

Wie wäre es, wenn wir uns darauf konzentrieren würden, diese emotionalen Zustände mehr zu fördern? Die Vorteile sind unbestreitbar.

Literaturempfehlung


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  • Fredrickson BL. The role of positive emotions in positive psychology. The broaden-and-build theory of positive emotions. Am Psychol. 2001 Mar;56(3):218-26. doi: 10.1037//0003-066x.56.3.218. PMID: 11315248; PMCID: PMC3122271.
  • Fredrickson, B. L. (1998). What good are positive emotions? Rev. Gen. Psychol. 2, 300–319. doi: 10.1037/1089-2680.2.3.300
  • Fredrickson, B. L. (2013). “Positive emotions broaden and build,” in Advances in Experimental Social Psychology. Vol. 47. eds. P. Devine and A. Plant (Academic Press), 1–53.
  • Fredrickson, B. L., and Losada, M. F. (2005). Positive affect and the complex dynamics of human flourishing. Am. Psychol. 60, 678–686. doi: 10.1037/0003-066X.60.7.678

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