Der emotionale Rucksack: Welche Lasten trägst du?

Es ist oft schwierig, belastende Emotionen zu verarbeiten und zurückzulassen. Doch es ist wichtig, das Loslassen zu lernen, damit das Gepäck auf dem Weg leichter ist.
Der emotionale Rucksack: Welche Lasten trägst du?
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 03. Januar 2023

Wir alle tragen emotionale Lasten mit uns: gescheiterte Beziehungen, Enttäuschungen und unerreichte Ziele. Wir wandern auf einer Achterbahn, auf der es immer auf und ab geht. Wenn wir jedoch lernen, mit unseren Erfahrungen effektiv umzugehen und schwierige Herausforderungen zu bewältigen, ist der emotionale Rucksack einfacher zu tragen.

Die Lasten entstehen oft bereits in der Kindheit und begleiten uns bis ins Erwachsenenalter. Stress, ungelöste Trennungen oder Verluste sowie alltägliche Belastungen und Schwierigkeiten markieren unseren Weg. Wir sind nicht immer in der Lage, mit diesen emotionalen Lasten richtig umzugehen.

Manche Menschen werden dadurch unsicher und ziehen sich zurück, andere entwickeln Misstrauen und Angst. Ist dies der Fall, ist es an der Zeit, den emotionalen Rucksack auszupacken und zu analysieren. Du musst Ballast loswerden und effektive Bewältigungsmechanismen entwickeln.

Angst, Scham, Unsicherheit, chronischer Stress? Der emotionale Rucksack enthält viele “Steine”, von denen du dich befreien musst.

Der emotionale Rucksack stimmt den Mann, der auf dem Bett sitzt, traurig
Der emotionale Rucksack wird durch negative Gedanken, die dein Leid nähren, nur noch schwerer. 

Wie dich der emotionale Rucksack belastet

Der emotionale Rucksack enthält Probleme, Traumata und Kummer, die sich ansammeln, wenn du nicht über angemessene Bewältigungsstrategien verfügst. Viele tragen zusätzliches Gewicht mit sich, das ihr Leben blockiert oder einschränkt.

Die meisten dieser emotionalen Schwierigkeiten beginnen in der Kindheit, prägen jedoch auch die komplexe Welt im Erwachsenenalter. Eine Studie der Norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie zeigt zum Beispiel, wie diese Art von Ballast Menschen in schlechten Gewohnheiten gefangen hält, von denen sie nicht wissen, wie sie sich befreien können.

Dysfunktionale Familien und ihre zerstörerische Dynamik bilden fast immer das Epizentrum, das emotionales Leid verursacht. Schon als Kinder schleppen wir metaphorisch eine Reihe von “psychologischen Steinen” mit, die unsere Fähigkeit, uns selbst gut zu fühlen, unerträglich belasten. Die Unterscheidung der verschiedenen Arten von emotionalem Gepäck hilft, damit besser umzugehen.

Groll ist eines der emotionalen Gepäckstücke, die uns am häufigsten begleiten. Er ist das Ergebnis von dem, was hätte sein können und was nicht war, von Verrat und Enttäuschungen.

1. Schamgefühle

Wenn wir an Scham denken, stellen wir uns das klassische Kind vor, das rot wird, wenn es jemanden ansprechen muss. Hinter dieser Emotion stecken jedoch sehr schädliche Erfahrungen, Wahrnehmungen und Gedanken. Scham ist die Selbstwahrnehmung, dass du fehlerhaft bist, dass du nicht gut genug oder unfähig für alles bist, was du dir vornimmst.

Die Universität von Exeter in Großbritannien hat in einer Arbeit den Zusammenhang zwischen dieser Emotion und Traumata aufgezeigt. Wenn wir eine Reihe von negativen Ereignissen erleben, hinterlässt das einen tiefen Eindruck: das Gefühl der Scham. Es ist ein Gewicht, das alles belastet, erstickt und begrenzt.

2. Nicht überwundene Verluste

Es gibt Trauer, die chronisch wird und sich in Leere verwandelt: Sie erlaubt es den Betroffenen nicht, zu leben. Der Verlust eines geliebten Menschen, einer bedeutenden Person, ist eine der häufigsten und schmerzhaftesten Arten von emotionalem Gepäck.

Der Tod eines Elternteils in der Kindheit, eines Partners im Erwachsenenalter oder der Verlust eines Kindes verursacht einen tiefen Schmerz, der nicht immer überwunden werden kann.

3. Ängste, die stillen Monster

Ängste können dich daran hindern, dich zu bewegen, zu lieben, für deine Träume zu arbeiten, Beziehungen einzugehen und dein Potenzial zu entwickeln. Es gibt viele Arten von Angst, besonders einschränkend sind irrationale Ängste.

4. Der Groll des gebrochenen Herzens

Der emotionale Rucksack füllt sich oft mit Groll. Wir alle erleben Enttäuschungen, allerdings ist der Umgang damit entscheidend. Wenn du dich nicht damit auseinandersetzt, wird die Wunde immer größer: Du nährst negative Gedanken, Frust oder auch Hass. Was hätte sein können und nicht war, tut weh und kann ein Trauma verursachen. Doch du musst lernen zu akzeptieren, zu vergeben und loszulassen.

Traumata konditionieren das Leben und stehen der Zielerreichung häufig im Weg.

5. Chronischer Stress

Die täglichen Verpflichtungen und Aufgaben sind oft überwältigend. Der emotionale Rucksack enthält deshalb in vielen Fällen auch chronischen Stress. Du hast vielleicht auch hohe Selbstansprüche und setzt dich damit unter Druck. Die emotionale Belastung ist vielfach das Ergebnis ungelöster Realitäten. Du musst dir darüber bewusst werden und Maßnahmen treffen, um dein Wohlbefinden zu fördern.

der emotionale Rucksack belastet die Frau
Der emotionale Rucksack füllt sich mit schwierigen Erfahrungen, die verarbeitet werden müssen.

6. Der negative innere Dialog

Negative Selbstgespräche sind sehr belastend. Sie werden dadurch beeinflusst, wie du von anderen behandelt wirst. Du musst dir darüber bewusst werden, um deinen inneren Dialog zu lenken und dir nicht selbst zu schaden.

7. Schuld, die Fessel, die dich nicht atmen lässt

Schuld ist wie ein bösartiger Kobold, der dich jeden Tag an deine vergangenen Fehler erinnert. Es vergeht kein Tag, an dem du die fesselnde Last nicht spürst. Wenn du dich dieser Situation nicht stellst und sie nicht löst, kann sie für immer in deinem Gedächtnis bleiben.

Lerne loszulassen

Packe deinen emotionalen Rucksack aus: Du musst Kummer, Groll, Ängste oder Schuldgefühle akzeptieren, verarbeiten und loslassen. Zögere nicht daran, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.


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  • Dolezal, L., Gibson, M. Beyond a trauma-informed approach and towards shame-sensitive practice. Humanit Soc Sci Commun 9, 214 (2022). https://doi.org/10.1057/s41599-022-01227-z
  • Følling, I.S., Solbjør, M. & Helvik, AS. Previous experiences and emotional baggage as barriers to lifestyle change – a qualitative study of Norwegian Healthy Life Centre participants. BMC Fam Pract 16, 73 (2015). https://doi.org/10.1186/s12875-015-0292-z

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