Psychologische Hilfe nach einem Herzinfarkt

Ängste und Stress begünstigen das Fortschreiten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, deshalb ist nach einem Herzinfarkt psychologische Hilfe wichtig, um die Lebensqualität der Betroffenen zu erhalten.
Psychologische Hilfe nach einem Herzinfarkt

Geschrieben von Redaktionsteam

Letzte Aktualisierung: 27. November 2022

Es gibt zahlreiche wissenschaftliche Belege für den Zusammenhang zwischen Stress, Angst, Depressionen und dem erhöhten Risiko für Gefäßkrankheiten. Nach einem Herzinfarkt können psychologische Strategien einen wichtigen Beitrag leisten, um Folgebeschwerden zu verhindern. Dies ist jedoch nicht der einzige Grund für eine Therapie: Betroffene leiden häufig an Depressionen oder entwickeln eine posttraumatische Belastungsstörung, denn schließlich handelt es sich um ein lebensbedrohliches Ereignis, das Konsequenzen nach sich zieht und vielfach die Lebensqualität beeinträchtigt.

Nach einem Herzinfarkt haben viele Betroffene Angst um ihr Leben und diese Angst hat direkte physische Auswirkungen: Sie erhöht den Bluthochdruck und die Ausschüttung von Cortisol, das auch als Stresshormon bezeichnet wird. Dadurch kommt es auch zu Beeinträchtigungen der Schlafqualität und anderer gesunder Verhaltensmuster.

Ängste und Stress begünstigen das Fortschreiten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, deshalb ist nach einem Herzinfarkt psychologische Hilfe wichtig, um die Lebensqualität der Betroffenen zu erhalten.

Psychologische Hilfe nach einem Herzinfarkt
Menschen mit Herzkrankheiten entwickeln oft depressive Symptome. 

Psychologische Hilfe nach einem Herzinfarkt

Nach einem Herzinfarkt folgt in der Regel die kardiale Rehabilitation. In einer Studie konnten Wissenschaftler die Vorteile einer Psychotherapie in dieser Situation aufzeigen. Wir sprechen anschließend darüber, wie wichtig psychologische Maßnahmen für Betroffene sein können.

In der Rehabilitation werden veränderbare und nicht veränderbare Risikofaktoren berücksichtigt:

  • Nicht veränderbare Risikofaktoren sind unter anderem Alter, Geschlecht oder die Familiengeschichte.
  • Zu den veränderbaren Risikofaktoren gehören biologische Umstände (Blutdruckwerte, Cholesterinspiegel, Blutzuckerspiegel usw.), verhaltensbedinge Aspekte (Rauchen, Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung usw.) oder psychosoziale Faktoren, auf die wir anschließend näher eingehen.

Die kardiologische Rehabilitation sollte psychosoziale Risikofaktoren berücksichtigen. Wie aus einer am Krankenhaus Nuestra Señoira de Gracia in Zaragoza (Spanien) durchgeführten Studie hervorgeht, zählen dazu unter anderem Stress, Nervosität, Ängste und Depressionen.

Die Rolle der Psychologie in der kardialen Rehabilitation

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert die kardiale Rehabilitation als “die Gesamtheit der Aktivitäten, die Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine optimale körperliche, geistige und soziale Genesung gewährleisten und ihnen ein möglichst normales Leben ermöglichen”. Dabei sind im Bereich der psychologischen Intervention insbesondere folgende Faktoren zu berücksichtigen.

Emotionale Faktoren

Dr. Valls erklärt, dass depressive Symptome bei Menschen mit einer Herzerkrankung häufig auftreten, entweder als prädisponierender Faktor oder als Folge davon. Außerdem ist die Sterblichkeit bei depressiven Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen höher.

  • Depressionen: Dazu kommt es häufig, wenn die medizinischen Ratschläge nicht ausreichend eingehalten werden. So wirkt sich beispielsweise mangelnde Bewegung negativ auf den Verlauf und die Prognose aus.
  • Angst: Starke, plötzlich auftretende Ängste führen vermehrt zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schwache Ängste, die über einen längeren Zeitraum auftreten, haben allerdings eine schützende Wirkung.

Die Kombination von Ängsten und Depressionen erhöht das Risiko um das Dreifache. Sie führen zu einer Kombination aus Feindseligkeit, Wut und Aggression, wobei die Feindseligkeit der vorherrschende Faktor ist. Sie erhöht die kardiovaskuläre Reaktivität erheblich und beeinträchtigt auch die Gesundheitsgewohnheiten, was die Prognose von Herz-Kreislauf-Erkrankungen stark beeinträchtigt.

“Es ist wichtig, frühzeitig zu erkennen, welche Patienten solche Symptome haben, um palliative Strategien für diese möglichen ungünstigen Auswirkungen auf die Genesung zu entwickeln.”

McGee

Persönlichkeitsfaktoren

Persönlichkeitsmerkmale wie die Neigung zu negativen Emotionen, sozialen Hemmungen, Feindseligkeit oder Unsicherheit gegenüber anderen begünstigen Herzerkrankungen. Einige Beispiele dafür sind:

  • Typ-A-Persönlichkeit: Diese Menschen sind an ihrer Ungeduld und Ruhelosigkeit zu erkennen. Sie sind ehrgeizig und streben nach Anerkennung. Oft unterdrücken sie ihre Feindseligkeit. Diese Persönlichkeitsmuster führen häufig zu Überarbeitung und haben die Vernachlässigung gesunder Aktivitäten zur Folge. Besonders Ärger und Feindseligkeit können das Risiko für Herzkrankheiten erhöhen.
  • Typ-D-Persönlichkeit: Diese Personen sind durch negative Affektivität und soziale Inhibition gekennzeichnet. Sie haben Schwierigkeiten mit der Emotionsregulation: Sie empfinden häufig Angst, feindliche Gefühle und Ärger, neigen jedoch zur Verdrängung negativer Emotionen. Dies ist sehr belastend und erhöht das Risiko für Herzkrankheiten signifikant.

“Typ-D-Persönlichkeiten mit einer Herzerkrankung haben unabhängig von den herkömmlichen Risikofaktoren ein deutlich erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität sowie ein höheres Risiko für psychosozialen Stress und eine schlechtere Lebensqualität.”

Denollet, 2010

Diese Persönlichkeitsmuster können zu dysfunktionalen Verhaltensweisen wie Alkoholismus und zwischenmenschlichen Konflikten führen. Betroffene halten sich außerdem häufig nicht an die Termine des kardialen Rehabilitationsprogramms.

Psychosoziale Faktoren

Aspekte wie die wahrgenommene soziale Unterstützung sind entscheidend, da sie mit einer besseren Prognose und einer niedrigeren Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen einhergehen. So ist zum Beispiel bekannt, dass Männer, die allein leben und wenig soziale Hilfe erhalten, eine schlechtere kardiovaskuläre Prognose haben. Bei Frauen scheint dieser Zusammenhang nicht so ausgeprägt zu sein.

“Was die Ergebnisse psychologischer Interventionen in kardiologischen Rehabilitationseinrichtungen angeht, so zeigen neuere Studien, dass psychosoziale Risikofaktoren, die kardiovaskuläre Sterblichkeit und die Lebensqualität vor allem durch kognitive Verhaltenstherapien verbessert werden können.”

Albus

Gruppentherapie nach einem Herzinfarkt
Die psychologische Behandlung von Menschen, die einen Schlaganfall erlitten haben, erfolgt in der Regel gruppenbasiert und auf der Grundlage eines kognitiven Verhaltensansatzes.

In welchen Fällen ist eine psychologische Intervention angezeigt?

Nach einer ischämischen Herzerkrankung (u.a. akuter Herzinfarkt, Angina pectoris oder Koronaroperation) und der Entlassung aus dem Krankenhaus beginnt die Genesungsphase. Das Ziel dieser Phase ist die Stabilisierung des Patienten und die Verbesserung der Folgeerscheinungen und Begleitsymptome. Sie dauert in der Regel zwischen 2 und 6 Monaten.

Die psychologische Intervention umfasst erzieherische und verhaltensbezogene Aspekte sowie die Kontrolle biologischer Risikofaktoren. Die Aufgabe des Psychologen in der Rekonvaleszenzphase besteht darin, eine Bewertung von Risikofaktoren vorzunehmen und dem Patienten Strategien zu vermitteln, um diese bestmöglich zu minimieren. Es handelt sich oft um Gruppentherapien, wobei auch die Einbeziehung der Familie sehr vorteilhaft ist. Die kognitive Verhaltenstherapie sowie Entspannungstechniken können gute Ergebnisse erzielen.

Die Patienten müssen die erlernten Strategien nach der psychologischen Intervention beibehalten, um ihre Gesundheit und Lebensqualität zu erhalten. Regelmäßige Kontrolltermine helfen, dies zu überwachen. Gesunde Lebensgewohnheiten sind maßgeblich, um weitere Beschwerden im Rahmen des Möglichen zu vermeiden.


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