Body Shaming: Die unsichtbaren emotionalen Narben

Aussagen wie "Du bist zu dünn, du siehst aus wie ein Bügelbrett" oder "Du hast ein schönes Gesicht, aber du solltest wirklich an deiner Figur arbeiten" sind Beispiele für Body Shaming. Erfahre in diesem Artikel Wissenswertes über die Folgen dieser weitverbreiteten Praxis.
Body Shaming: Die unsichtbaren emotionalen Narben
Sharon Laura Capeluto

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Sharon Laura Capeluto.

Letzte Aktualisierung: 17. April 2024

Der Begriff “Body Shaming” beschreibt die Kritik, das Verspotten oder das Beurteilen des körperlichen Erscheinungsbilds einer Person. Es handelt sich um eine weitverbreitete Praxis, die zur Norm werden kann und auf den ersten Blick unschuldig oder gut gemeint erscheint.

Ob persönlich oder im anonymen Raum des Internets praktiziert, Body Shaming ist ein Verhalten, das oft tief verletzend ist und zur Entwicklung von psychischen und physischen Gesundheitsproblemen beitragen kann. Erfahre anschließend mehr zu diesem Thema.

Body Shaming: Was ist das?

Body Shaming kann sich in verschiedenen Formen äußern, von direkten verletzenden Kommentaren bis zu subtilen Äußerungen der Missbilligung. Beispiele dafür sind Sätze wie “Du bist zu dünn, du siehst aus wie ein Bügelbrett” oder “Du hast ein schönes Gesicht, aber du solltest wirklich an deiner Figur arbeiten”.

Laut einem Artikel im International Journal of Bullying Prevention ist Body Shaming eine Form sozialer Aggression, auch wenn die Absicht nicht immer darin besteht, Schaden anzurichten. Kritik am Körper umfasst abfällige Bemerkungen über Gewicht, Gesichtsausdruck, Körperform oder -größe sowie andere physische Merkmale. Sie tritt sowohl persönlich als auch online auf, sei es durch mündliche Kommentare, Memes oder Beiträge in den sozialen Medien.

Oft wird Body Shaming in einem vermeintlichen Gesundheitsdiskurs gerechtfertigt, wie zum Beispiel, wenn jemand den Körper einer anderen Person mit den Worten “Ich sage das nur zu deinem Besten” kritisiert.

Body Shaming: Emotionale Auswirkungen

Die emotionalen Auswirkungen von Body Shaming sind tiefgreifend und können das körperliche und geistige Wohlbefinden nachhaltig beeinträchtigen. Mögliche Konsequenzen sind unter anderem folgende:

1. Probleme mit dem Selbstwertgefühl

Abfällige Kommentare über das Aussehen führen dazu, dass Menschen ihr Selbstwertgefühl infrage stellen und sich für ihren Körper schämen. Dies kann zu einem ständigen Gefühl der Unzulänglichkeit führen und sich negativ auf verschiedene Lebensbereiche auswirken.

2. Angst, Depression und Isolation

Body Shaming kann Angst und Depression auslösen und Menschen dazu bringen, sich zurückzuziehen, um weitere Kritik zu vermeiden. Die Angst vor dem Urteil anderer beeinträchtigt die alltäglichen sozialen Interaktionen und führt zu weiteren Problemen. Experten der Diponegoro Universität in Indonesien berichten sogar von der Tendenz heranwachsender Mädchen, soziale Einladungen, bei denen sie das Haus verlassen müssen, abzulehnen, weil sie Angst haben, aufgrund ihres Aussehens beurteilt zu werden.

3. Unterbewertung

Betroffene können das Gefühl haben, nicht wertgeschätzt zu werden und sich Gedanken darüber machen, wie sie von anderen gesehen werden. Dies kann zu einem starken Gefühl der Unterbewertung führen und das Selbstvertrauen untergraben.

4. Essstörungen

Body Shaming kann zu einer dysfunktionalen Beziehung zum Essen und einer verzerrten Wahrnehmung des eigenen Körperbildes führen. Betroffene können einem übermäßigen Druck ausgesetzt sein, bestimmten Schönheitsstandards zu entsprechen, was zu Essstörungen wie Magersucht oder Bulimie führen kann. Ein Artikel in der Fachzeitschrift Eating Behaviors erinnert daran, dass Body Shaming zu den Hauptfaktoren für Essstörungen zählt.

Body Shaming: Welchen Einfluss haben soziale Medien?

Der Einfluss der sozialen Medien spielt im Zusammenhang mit Body Shaming eine wesentliche Rolle. Plattformen wie Instagram, TikTok und Twitter fördern den ständigen Vergleich und unrealistische Schönheitsideale, während sie rücksichtslose Kritik an den Körpern anderer ermöglichen. Dies trägt zur Entstehung einer Kultur bei, die vom Streben nach einem idealisierten Körperbild geprägt ist.

Insbesondere anonyme Online-Trolle nutzen die Plattformen, um andere zu provozieren, zu belästigen und zu beleidigen. Diese Anonymität ermöglicht es Menschen, verletzende Kommentare ohne persönliche Konsequenzen zu äußern und erniedrigende Äußerungen über das Aussehen anderer zu normalisieren.

Trotz dieser negativen Auswirkungen spielen soziale Medien auch eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung von Body Shaming. Die Body-Positive-Bewegung nutzt die Reichweite und Einflussmöglichkeiten der digitalen Plattformen, um die Akzeptanz von Körpervielfalt zu fördern und Menschen dazu zu ermutigen, sich selbst zu lieben und zu akzeptieren, unabhängig von gängigen Schönheitsstandards.

Präventionsstrategien

Um die Verbreitung von Body Shaming in und außerhalb der sozialen Medien zu bekämpfen und zu verhindern, sind Bildungs- und Sensibilisierungsstrategien entscheidend, um eine Kultur zu fördern, die empathischer und respektvoller ist.

Eine Studie der Casa Grande Universität in Guayaquil identifiziert eine Reihe von Kommunikationskampagnen als wirksame Mittel gegen die Neigung, das Aussehen anderer zu beurteilen und zu kritisieren. Diese Kampagnen sollten Folgendes umfassen:

  • Die Förderung einer neuen Definition von Schönheit und die Betonung des Wertes von Vielfalt und Individualität.
  • Die bewusste Wahl unserer Worte und das Eintreten für die Wahrung der Menschenrechte, insbesondere wenn jemand aufgrund seines Aussehens diskriminiert wird.
  • Die Schaffung sicherer Räume, in denen Menschen offen über ihre Erfahrungen sprechen können, ohne Angst vor Verurteilung oder Ausgrenzung zu haben.

Kollektives Engagement gegen Body Shaming

Es handelt sich nicht um ein isoliertes oder unbedeutendes Problem. Vielmehr sehen sich viele Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene in der Situation, wegen ihres Aussehens kritisiert, belächelt und erniedrigt zu werden. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns gemeinsam dafür einsetzen, dies zu verhindern und eine freundlichere, mitfühlendere Gesellschaft zu gestalten, in der alle Menschen unabhängig von ihrem Aussehen akzeptiert und wertgeschätzt werden.


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