Wir müssen uns an Chaplins Rede in "Der große Diktator" erinnern

"Unser Wissen hat uns zynisch, die Schärfe unseres Verstandes hat uns kalt und lieblos gemacht. Wir denken zu viel und fühlen zu wenig. Dringender als der Technik bedürfen wir der Menschlichkeit. Güte und Sanftmut sind wichtiger für uns als Intelligenz. Mit dem Verlust dieser Eigenschaften wird das Leben immer gewalttätiger, und alles wird verloren sein."
Wir müssen uns an Chaplins Rede in "Der große Diktator" erinnern
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 07. Februar 2023

Superheldenfilme mit Umhängen und außergewöhnlichen Kräften, die die Welt retten und uns mit einfachen Witzen zum Lachen bringen, sind in Ordnung. Sie unterhalten uns und lenken uns von Sorgen und Kummer ab. Es lohnt sich jedoch, gelegentlich einen Filmklassiker abzustauben, der uns zum Nachdenken bringt. Es gibt Produktionen, die den Test der Zeit bestehen und uns Botschaften vermitteln, die auch heute noch relevant sind. Charles Chaplins Der große Diktator ist ein Film, den jeder mindestens einmal im Leben sehen sollte – noch besser einmal im Jahr!

Die Rede des kleinen jüdischen Barbiers, dem Doppelgänger Hynkels (Hitler), zählt zu den denkwürdigsten Momenten des Films. Die Worte, Ideen und Botschaften seiner Worte sind ein Gegenmittel gegen Intoleranz und Gewalt.

“Hoffnung… Es tut mir leid, aber ich will kein Kaiser sein. Das ist nicht meine Sache. Ich möchte niemanden beherrschen und niemanden bezwingen. Es ist mein Wunsch, einem jeden zu helfen – wenn es möglich ist – sei er Jude oder Nichtjude, Weißer oder Schwarzer. Wir alle haben den Wunsch, einander zu helfen. Das liegt in der Natur des Menschen. Wir wollen vom Glück des Nächsten leben – nicht von seinem Elend. Wir wollen nicht hassen und uns nicht gegenseitig verachten. In dieser Welt gibt es Raum für alle, und die gute Erde ist reich und vermag einem jeden von uns das Notwendige zu geben.”

Der große Diktator - Charlie Chaplin
Die Botschaften, die uns Charles Chaplin in seiner Rede in Der große Diktator hinterlassen hat, lassen sich eins zu eins auf die heutige Zeit übertragen.

Chaplins Rede in Der große Diktator, ein unauslöschliches Vermächtnis

Nach dem Einmarsch Hitlers in Frankreich drehte Charles Chaplin am 24. Juni 1940 diese vierminütige Sequenz in seinen Studios, in der er sich leidenschaftlich gegen den Faschismus und für den Frieden einsetzte. Viele warteten auf den neuesten Film des großen Komikers, während die Welt dem Untergang nahe war. Für Chaplin selbst war dieses Werk eine wahre Herausforderung – nicht nur, weil der Film eine der bedrohlichsten Figuren der Zeit kritisierte und parodierte.

In Hollywood wollte niemand etwas mit dem Krieg zu tun haben. Der deutsche Markt war damals für die USA relevant, trotz des Völkermordes an den Juden entschieden deshalb die meisten, die Augen zu schließen. Chaplin ließ sich jedoch nicht von seiner Idee abhalten: Er finanzierte sein Projekt selbst. Seine aufrüttelnde Rede schrieb er in aller Eile, um Hass in Nächstenliebe zu verwandeln. Seine Worte berühren uns noch heute, denn auch wir schließen oft die Augen, um die schreckliche Realität nicht zu sehen.

Filme haben mehr Macht, als wir denken: Sie vermitteln universelle Empfindungen und Emotionen, die tiefe Spuren hinterlassen. Chaplins Rede hat Millionen von Menschen motiviert, sich gegen Hass und Gewalt zu engagieren.

“Wir könnten frei und anmutig durchs Leben gehen, doch wir haben den Weg verloren. Die Gier hat die Seelen der Menschen vergiftet – sie hat die Welt mit einer Mauer aus Hass umgeben – hat uns im Stechschritt in Elend und Blutvergießen marschieren lassen. Wir haben die Möglichkeit entwickelt, uns mit hoher Geschwindigkeit fortzubewegen, doch wir haben uns selbst eingesperrt. Die Maschinen, die uns im Überfluss geben sollten, haben uns in Not gebracht. Unser Wissen hat uns zynisch, die Schärfe unseres Verstandes hat uns kalt und lieblos gemacht. Wir denken zu viel und fühlen zu wenig. Dringender als der Technik bedürfen wir der Menschlichkeit. Güte und Sanftmut sind wichtiger für uns als Intelligenz. Mit dem Verlust dieser Eigenschaften wird das Leben immer gewalttätiger, und alles wird verloren sein.”

Dringender als der Technik bedürfen wir der Menschlichkeit

Chaplins Rede in Der große Diktator ist nun mehr als achtzig Jahre alt und aktueller denn je. Die Technologie hat sich seit dem 20. Jahrhundert rasant weiterentwickelt und zeigt nicht nur ihre positiven, sondern auch ihre zerstörerischen Seiten. Soziale Netzwerke erleichtern beispielsweise die Kommunikation, doch gleichzeitig stellen sie eine entmenschlichende, mächtige Waffe dar. Viele nutzen sie, um Hass, Diskriminierung und Angriffe auf Andersdenkende zu verbreiten. “Güte und Sanftmut sind wichtiger für uns als Intelligenz” – so Charles Chaplin in seiner Rede.

Charles Chaplin in Der große Diktator
Chaplins Rede ist auch heute noch hochaktuell. 

Engagement für eine bessere Welt

Der Fortschritt hat unsere Welt nicht besser gemacht, solange es an Menschlichkeit fehlt, ist das ein illusorisches Ziel. Jeden Tag sehen wir Ungerechtigkeit, Diskriminierung, Neid, Hass und Kriege. Der große Diktator  ist deshalb so aktuell, da wir bis jetzt nicht in der Lage waren, diese Probleme zu lösen. Wir leben in einer zunehmend polarisierten Welt, in der Irrationalität und Extremismus oft im Stillen eskalieren, ohne das Haus verlassen zu müssen.

Wir müssen aufwachen und uns für eine bessere Welt engagieren, für mehr Menschlichkeit und Gerechtigkeit – damit sich die Wolken zerstreuen und die Sonnenstrahlen sichtbar werden.

“Die Wolken zerstreuen sich. Die Sonne bricht durch! Wir kommen aus der Finsternis in das Licht! Wir kommen in eine neue Welt – in eine freundlichere Welt, wo die Menschen sich über ihre Gier, ihren Hass und ihre Gewalttätigkeit erheben. Blicke empor, Hannah! Die Seele des Menschen hat Flügel bekommen, und nun endlich beginnt er zu fliegen! Er fliegt in den Regenbogen, in das Licht der Hoffnung.”


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  • Chaplin, Charles— (1964). Mi Autobiografía. Nueva York: Simon & Schuster
  • Chaplin, Charles (1974). Mi vida en imágenes. Nueva York: Grosset & Dunlap
  • Hayes, Kevin J. (2005). Charlie Chaplin: Entrevistas . Jackson: Prensa de la Universidad de Mississippi.

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