Wie können wir mit Verzweiflung und Depressionen umgehen?
Es gibt Zeiten im Leben, in denen wir sehr verzweifelt sind, weil wir nicht verstehen können, was mit uns und um uns herum geschieht. Wir sind wütend auf uns selbst und lassen diese Wut oftmals an den Menschen aus, die uns besonders nahe stehen. In Wahrheit verbirgt sich hinter diesen belastenden psychologischen Realitäten die andere Seite der Depression. In unserem heutigen Artikel werden wir uns daher mit der Frage beschäftigen, wie wir mit dieser Verzweiflung umgehen können.
Verzweiflung ist das Echo, das aus der Leere entsteht. Sie ist die Wut, wenn wir die Hoffnung verlieren. Wenn Menschen glauben, sie hätten alles verloren, dann empfinden sie diese unendliche Traurigkeit. Jene Menschen, die kein Licht mehr am Horizont erkennen und keinen Sinn mehr in ihrem Leben und ihrer Existenz finden können.
Es gibt nur wenige psychische Zustände, die so gefährlich werden, wie der, bei dem ein Mensch nicht mehr weiß, welchen Weg er beschreiten soll und woran er wirklich glauben kann.
Philosophische Sichtweise
Wir wissen, dass Verzweiflung eine verbreitete menschliche Erfahrung ist. Philosophen wie beispielsweise Søren Kierkegaard haben viel darüber gesprochen. Er beschreibt Verzweiflung als den Mangel an Geist, Sinn und Herausforderung. Jean-Paul Sartre hingegen sieht sie als die frustrierende Unfähigkeit, sich weiterzuentwickeln und voranzuschreiten. Außerdem betrachtet er Verzweiflung als Folge der feigen Negativität, die uns die Gesellschaft oftmals einimpft.
Aus der psychologischen Perspektive hat sich niemand intensiver mit der menschlichen Verzweiflung beschäftigt als Viktor Frankl. Er war der Begründer der Logotherapie und überlebte mehrere Konzentrationslager im Dritten Reich. Die Logotherapie basiert auf zwei grundlegenden Ideen: Leiden und Bedeutungsverlust.
Zweifelsohne sind diese beiden Erfahrungen die freudlosesten, die ein Mensch durchleben kann. Allerdings ist es selbst in dieser scheinbar aussichtslosen Situation noch möglich, die Verzweiflung zu überwinden und aus dieser Erfahrung gestärkt hervorzugehen. Wir alle haben die Fähigkeit, unser Leben mit neuer Kraft und Ressourcen wieder in die Hand zu nehmen.
“Aber das, was wir als Verzweiflung bezeichnen, ist oft nur das schmerzhafte Verlangen ungestillter Hoffnung.”
-George Eliot-
Tiefe Verzweiflung kann Depressionen verursachen
Wenn kein Mensch auf diesem Planeten ein Ziel hätte und keinen Sinn im Leben sehen würde, dann würde dies zur vollständigen Verzweiflung führen. Obwohl wir diesen Zustand oft als Mischung aus Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit beschreiben, sollten wir uns darüber bewusst sein, dass er in Wahrheit viel schwerwiegender ist.
Verzweiflung ist ein Gefühl der inneren Leere und ein Geisteszustand, in dem sich jemand fortlaufend Fragen stellt, auf die er keine Antworten findet. Hier sind einige Beispiele für derartige Fragen:
- Was genau ist der Sinn des Lebens?
- Wo ist mein Platz in dieser Welt?
- Was kann ich tun in einer Situation, in der nichts einen Sinn zu haben scheint?
Derartige Fragen verstärken die Spirale der Verzweiflung. Sie führen dich immer tiefer in die psychische Dunkelheit und lassen dich mehr und mehr verzweifeln.
Verzweiflung, die aus Angst entsteht
Studien, wie die von Dr. Martin Bürgy von der Universität Stuttgart, zeigen, dass Verzweiflung ein in der Psychologie sehr lange vernachlässigtes Thema war. Aus irgendeinem Grund wurde dieses Thema weitgehend der Philosophie überlassen, die sich mit der Beantwortung der existentiellen Lebensfragen beschäftigt.
- Allerdings hat sich diese Situation in den vergangenen Jahren verändert. Heute besteht in der kognitiven Psychologie Einigkeit darüber, dass dieser Zustand klinisch sehr relevant ist. Verzweiflung kann zu jeder Zeit unseres Lebens entstehen.
- Wenn wir das Gefühl haben, dass sich alles gegen uns wendet und wir nichts im Leben erreichen können, dann kann sich das Gefühl der Verzweiflung in uns ausbreiten. Daraus können sich dann sehr ernsthafte Problem für uns und unser Leben entwickeln.
- Außerdem tritt diese Verzweiflung auf, wenn wir in negative Denkmuster verfallen und uns hilflos und handlungsunfähig fühlen. Dadurch entstehen dann eine Vielzahl ebenfalls negativer und schwerer Emotionen wie beispielsweise Traurigkeit, Angst, Wut und Frustration.
Daher kommt es häufig vor, dass Verzweiflung sich aufgrund von Ängsten manifestiert. Wenn dieser Zustand für einige Zeit anhält, dann wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit aus dieser Angst eine depressive Erkrankung ausbilden.
Überwinde die Verzweiflung, indem du dich deinen Problemen stellst
Wenn Verzweiflung nicht behandelt wird, dann kann sie dazu führen, dass die betroffene Person verschiedenste extreme Ideen und Überzeugungen entwickelt. Aufgrund der empfundenen Hoffnungs- und Sinnlosigkeit des Lebens können auch Selbstmordgedanken entstehen. In dieser Situation ist es absolut erforderlich, dass die betroffene Person professionelle psychologische Hilfe in Anspruch nimmt.
Fast immer tritt Verzweiflung bei schweren Depressionen und auch bei bipolaren Störungen auf. Diese Erkrankungen sind sehr ernsthaft und erfordern neben medikamentöser Behandlung auch eine therapeutische Begleitung. Doch auch diese Erkrankungen können mit der Hilfe von Spezialisten und der Mitarbeit des Patienten behandelt und überwunden werden.
Kanalisiere deine Wut
Wut ist ein mächtiges, kraftvolles und transformatives Gefühl, wenn wir sie richtig einsetzen. Verzweiflung entsteht aus der Wut, die Menschen empfinden, für die alles sinnlos zu sein scheint. Daher sind sie wütend auf die Welt und auch auf sich selber. Allerdings ist genau dieses Gefühl sehr positiv, auch, wenn dich das verwundern mag. Viel gefährlicher ist es, wenn ein Mensch nur noch apathisch, unbeweglich und ohne Empfindungen ist. Wenn das Gefühl der Leere vorherrscht und letztendlich nichts mehr Bedeutung im Leben hat.
Wenn wir nun versuchen, unsere Wut so zu nutzen, dass sie uns hilft, Dinge zu verändern, dann wird sich unser Leben allmählich verbessern und wir werden langsam wieder ausgeglichener werden und unsere Balance wiederfinden. Wir müssen nur diese negative Energie in etwas Positives umwandeln. Dadurch können wir dann auch unsere Probleme nach und nach lösen und überwinden.
Beginne noch einmal von Neuem und stelle dich dir selber
Einige sagen, dass Verzweiflung entsteht, wenn uns unsere dunkelste Seite gefangen hält. Diese dunkle Seite will, dass wir schwach sind und uns verloren fühlen. Carl Jung sagte, dass es das Ziel einer Psychotherapie ist, dass wir uns transformieren. Darüber hinaus sollen wir durch die Therapie einen Punkt in unserem Leben erreichen, an dem wir den wirklichen Sinn unseres Lebens erkennen können.
Verzweiflung zwingt uns dazu, uns mit uns selber auseinanderzusetzen. Wir müssen uns mit unserer dunkelsten Seite konfrontieren. Daher müssen wir diese “dunkle Seite”, die Jung beschreibt, akzeptieren und lernen, sie zu überwinden. Nur dann werden wir in der Lage sein, die hellere und leichtere Seite zu erreichen. Dort gewinnen wir dann auch wieder unsere Hoffnung und unsere Sicherheit zurück.
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- Hicks, D. (1998). Stories of Hope: a response to the ‘psychology of despair.’ Environmental Education Research, 4(2), 165–176. https://doi.org/10.1080/1350462980040204