Wie es Island geschafft hat, den Tabak- und Alkoholkonsum durch Jugendliche zu reduzieren

Wie es Island geschafft hat, den Tabak- und Alkoholkonsum durch Jugendliche zu reduzieren

Letzte Aktualisierung: 06. Oktober 2017

Island hat geschafft, wonach viele Länder dieser Welt streben: Seine Bevölkerung hat nicht nur in jeglicher Hinsicht eine optimale Lebensqualität, sondern es ist auch gelungen, eine Lösung für das Problem von Tabak-, Alkohol– und Drogenkonsum bei Jugendlichen zu finden. Interessant daran ist auch, dass Island vor gerade einmal 20 Jahren noch zu den europäischen Staaten mit dem höchsten Pro-Kopf-Konsum psychotroper Substanzen durch Jugendliche zählte. Anhaltende Bestrebungen haben Früchte getragen.

„Junge Menschen sind davon überzeugt, die Wahrheit zu kennen. Wenn sie ihren Irrtum erkennen, sind sie leider nicht mehr jung und auch die Wahrheit hat sich verändert.“

Jaume Perich

Den Erfolg verdankt Island dem Programm Youth in Iceland. Ins Leben gerufen wurde es im Jahr 1998. Das prioritäre Ziel war es, den Tabak- und Alkoholkonsum durch junge Menschen zu reduzieren. Die Gesellschaft sorgte sich um ihre Jugendlichen, die desorientiert schienen.

Der erste Schritt, um Konsum zu reduzieren

Der Leiter des Isländischen Zentrums für Sozialanalyse und -forschung ist gleichzeitig der Verantwortliche für Youth in Iceland, und sein Name ist Jón Sigfússoon. Er war immer davon überzeugt, dass der Schlüssel zum Erfolg in einer gründlichen Vorbereitung läge. Deshalb steckte er seine ganze Kraft in die Startphase des Projekts, in der die Situation der Jugendlichen in Island studiert werden sollte.

Sigfússon sagte, dass man nicht von Vorurteilen ausgehen wollte. Man neige dazu, sich im Bezug auf Alkohol und Drogen eines Schubladendenkens zu bedienen. So mancher glaube, ausreichend über ein Thema informiert zu sein, obwohl ihm essenzielle Informationen fehlten. Aus diesem Grund räumte er der Forschung und der Verbreitung der erzielten Ergebnisse Priorität ein.

In diesem Rahmen wurden Karten zum Konsum von psychotropen Substanzen erstellt, aus denen man neben geographischen auch soziale Einflüsse ablesen konnte: Sie haben es ermöglicht, Daten bezüglich des Geschlechts der Konsumenten, der Konsumgewohnheiten, der Gestaltung ihres Zuhauses, ihrer Schulbildung und emotionaler Probleme zu sammeln. Die Karten wurden auf dem jeweils aktuellen Stand gehalten, um Veränderungen in den Triggern der Substanzabhängigkeit zu erkennen.

Auf Grundlage dieser Daten wurden Aktionsstrategien entwickelt.

Die Rolle der Erwachsenen

Die in Island durchgeführten Studien zeigten, dass die Erwachsenen eine sehr große Rolle dabei spielen, ob, was und wie ein Jugendlicher aus ihrem Umfeld konsumiert. Diese Problematik ist bekannt und stellt ein zweischneidiges Schwert dar: Einerseits sind da die Jugendlichen, die konsumieren, und andererseits die Erwachsenen, die sie in ihrer Entwicklung begleiten, die von ihrer eventuellen Mitschuld aber oft nichts wissen wollen.

Man kam zu dem Schluss, dass es notwendig sei, diese Erwachsenen an ihre Verantwortung zu erinnern. Sie müssten den Jugendlichen Wissen und Werkzeuge vermitteln, damit diese verstünden, wie sie sich in verschiedenen Situationen verhalten könnten.

So wurde ein Programm erstellt, um Eltern und andere Familienmitglieder auf ihre Verantwortung hinzuweisen. Man klärte sie über den Konsum von Drogen und dessen Auswirkungen auf. Aber vor allem wurde darauf aufmerksam gemacht, dass das Problem der Drogenabhängigkeit in Island auch von ihnen abhänge. Ein Teil der Verantwortung läge beim Jugendlichen, doch der andere Teil bei den Erwachsenen, die ihn erziehen.

Am wichtigsten war, dass den Erwachsenen bewusst wurde, welche Rolle die von ihnen gezeigte Zuneigung im Leben der Jugendlichen spielte. Es wurde angeführt, dass ein entscheidender Faktor zur Prävention des Konsums die Nähe zu den Erwachsenen sei. Ihre Fürsorge, Anteilnahme und Überwachung sei von größter Wichtigkeit. Zeit mit den Jugendlichen zu verbringen sei ausschlaggebend – nicht um sie zu leiten, aber um sie zu begleiten, auf dem richtigen Weg.

Freizeit und persönliche Verwirklichung

Ebenfalls gaben die Studien Aufschluss darüber, dass es entscheidend ist, wie Jugendliche ihre Freizeit verbringen. Jugendliche sollen ihre Freizeitaktivitäten wählen können, ihr Leben aktiv gestalten, um sich selbst zu verwirklichen. Deshalb nahm Island die notwendigen Mittel in die Hand, um das Angebot an Freizeitaktivitäten, wie sportliche, unterhaltsame und künstlerische Aktivitäten für Kinder und Jugendliche, zu vergrößern.

Gleichermaßen wurde auch ein Gesetz verabschiedet, das besagt, dass es Kindern unter zwölf Jahren untersagt sei, nach 20:00 Uhr abends allein auf der Straße zu gehen. Für Jugendliche im Alter von bis zu 16 Jahren gilt das Gleiche nach 22:00 Uhr.

So begann die isländische Gesellschaft, die Verantwortung für ihre Jugend zu übernehmen.

Heute geben nur 5% der Jugendlichen in Island an, Alkohol konsumiert zu haben. Gerade einmal 3% bestätigen, eine Zigarette pro Tag zu rauchen und nur 7% haben im vergangenen Monat Marihuana konsumiert. Für jegliches Land dieser Erde sind diese Zahlen erstrebenswert. Aber von nichts kommt nichts. Es ist notwendig, dass der Staat, die Gesellschaft und die Familien zusammen dafür Sorge tragen, dass Tabak-, Alkohol- und Drogenkonsum abnehmen. So wie in Island.

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