Wie das Lernen einer Fremdsprache das Gehirn beeinflusst

Dieser Artikel wird dich davon überzeugen, dass du eine Fremdsprache lernen solltest. Suche dir eine motivierende Lehrkraft und beginne noch heute damit! Ob Englisch, Französisch, Japanisch oder Swahili: Jede neue Sprache ist ein ausgezeichnetes Gehirntraining.
Wie das Lernen einer Fremdsprache das Gehirn beeinflusst

Geschrieben von Redaktionsteam

Letzte Aktualisierung: 14. März 2023

Sprachen öffnen uns Türen zu neuen Kulturen, Denkweisen und Weltanschauungen. Du kannst Bücher in ihrer Originalsprache lesen und die Texte deiner Lieblingssongs verstehen. Außerdem macht dich jede zusätzliche Sprache auf dem Arbeitsmarkt wettbewerbsfähiger. Doch nicht nur das: Das Lernen einer Fremdsprache trainiert auch das Gehirn und kann sogar in der Demenz-Prävention vorteilhaft sein.

Das stundenlange Lernen von Grammatik, Rechtschreibung und Vokabeln lohnt sich, denn Mehrsprachigkeit hat kognitive Vorteile. Unabhängig davon, ob du Spanisch oder Französisch als Schulfach hast, dir einen Englischlehrer online suchst, oder Italienisch im Selbststudium paukst: Das Erlernen einer neuen Sprache hält dein Gehirn fit! Du kannst damit die Konzentration und die Gedächtnisleistung trainieren und eine kognitive Reserve aufbauen. Im Kindesalter ist der Fremdsprachenerwerb einfacher, doch auch Erwachsene profitieren von diesem Gehirntraining.

Es ist nie zu spät, um mit dem Lernen einer Sprache zu beginnen, um in den Genuss der zahlreichen kognitiven Vorteile zu kommen.

Fremdsprache lernen

Wie Zweisprachigkeit das Gehirn verändert

Kinder, die zweisprachig aufwachsen, unterscheiden die beiden Sprachen perfekt, obwohl sie in den Sprachzentren im Gehirn gleichzeitig aktiv sind. Die Exekutivfunktionen sind ständig gefordert, denn sie müssen gewährleisten, dass die richtige Sprache zur Anwendung kommt. Der Energieaufwand ist also größer, doch trotzdem überwiegen die Vorteile.

In einer Studie analysierte ein Wissenschaftlerteam unter der Leitung von Andrea Mechelli die Dichte der grauen Substanz von einsprachigen und zweisprachigen Personen. 25 Teilnehmer hatten ihre zweite Sprache vor dem 5. Lebensjahr erworben, 33 lernten sie in einem Alter zwischen 10 und 15 Jahren, 25 Teilnehmer waren einsprachig.

Anhand von bildgebenden Verfahren konnten die Wissenschaftler zeigen, dass die graue Substanz zweisprachiger Personen im linken unteren Parietallappen eine höhere Dichte aufweist. Dieses Gehirnareal ist für die visuelle und auditorische Aufmerksamkeit zuständig und wird auch mit der Fähigkeit assoziiert, zwischen zwei Sprachen zu wechseln. Allerdings fanden die Wissenschaftler heraus, dass die Dichte mit zunehmendem Erwerbsalter abnimmt.

Eine in der Zeitschrift Scientific Reports veröffentlichter Artikel weist darauf hin, dass Personen, die bereits in ihrer frühen Kindheit eine zweite Sprache lernen, visuelle Veränderungen schneller wahrnehmen und ihre Aufmerksamkeit schneller verlagern können.

Es scheint also vorteilhaft zu sein, die Fremdsprache in möglichst jungem Alter zu erwerben. Doch wir werden anhand von anderen Studien sehen, dass der Fremdsprachenerwerb in jedem Alter sehr zu empfehlen ist.

Wissenschaftler haben strukturelle Veränderungen in bestimmten Gehirnarealen nachgewiesen. So verdichtet sich die graue Substanz in jenen Bereichen, die für das Erlernen und Verarbeiten von Sprache zuständig sind. Das Lernen der neuen Sprache und der ständige Wechsel zwischen Mutter- und Fremdsprache zwingen das Gehirn, sich umzustrukturieren.

Fremdsprache verstehen

Das Lernen einer Fremdsprache im Erwachsenenalter

Das Lernen einer Zweitsprache ist zwar im Erwachsenenalter mühsam, doch wie bei der Muttersprache wird das Wernicke-Areal im linken Schläfenlappen aktiv. Es verarbeitet die Bedeutung von Wörtern und Sätzen (Semantik). Das Broca-Arel im linken Stirnlappen ist hingegen für die Syntax, also für den Aufbau grammatikalisch richtiger Sätze zuständig. Während du Vokabeln paukst und versuchst, deine ersten Gespräche in der Fremdsprache zu führen, verändert sich dein Gehirn: Es organisiert sich neu, um beide Sprachen flexibel zu nutzen.

Wir haben bereits erwähnt, dass beide Sprachen im Gehirn gleichzeitig aktiv sind. Solange du die Fremdsprache noch nicht richtig beherrschst, bedeutet das eine enorme Anstrengung. Anfangs findet die Umstrukturierung primär im präfrontalen Kortex statt. Nach längerer Zeit verändern sich auch andere Gehirnbereiche. Unser Denkorgan passt sich an, um die schwierige Aufgabe, die jeweils richtige Sprache zu wählen, effektiv zu meistern und Interferenzen zwischen den Sprachen zu vermeiden.

Veränderungen der weißen Substanz

Eine Studie unter der Leitung von Christos Pliatsikas zeigt, dass sich die weiße Substanz im Gehirn nicht nur verändert, wenn die Zweisprachigkeit bereits in der frühen Kindheit erreicht wird. Auch Personen, die eine zweite Sprache erst später lernen und beide Sprachen aktiv nutzen, weisen ähnliche Auswirkungen auf. Dieses Ergebnis zeigt, dass sich das Lernen einer Fremdsprache in jedem Alter lohnt.

Verdickung der Myelinscheide

Verschiedene Studien legen nahe, dass die Zweisprachigkeit die Myelinhülle stärkt. Es handelt sich um eine Fettschicht, welche die Axone (Nervenfortsätze) umhüllt. Diese Myelinhülle verbessert die Informationsübertragung und beugt Informationsverlusten vor, das bedeutet also, dass die Kommunikation im Gehirn schneller und effizienter erfolgt. Der Aufbau der Myelinschicht könnte vor altersbedingten Problemen wie Demenz schützen.

Kognitive Flexibilität durch das Lernen einer Fremdsprache

Eine besondere Herausforderung für das Gehirn ist das gleichzeitige Sprechen mehrerer Sprachen: Dolmetscher haben darin Erfahrung, doch wenn du nicht daran gewöhnt bist, auf Spanisch gefragt zu werden und auf Englisch einer anderen Person antworten zu müssen, wirst du sehen, dass kognitive Flexibilität gefragt ist. Diese Fähigkeit ist grundlegend, um andere zu verstehen und effektiver zu arbeiten. Außerdem ist das mehrsprachige Gehirn durch die größere kognitive Reserve auch im Alter oder beispielsweise nach einem Schlaganfall flexibler und anpassungsfähiger.

Eine Studie unter der Leitung von Suvarna Alladi zeigte, dass zweisprachige Personen in der Regel 4,5 Jahre später an Demenz erkranken als einsprachige. 

Wie du siehst, hat das Lernen einer Fremdsprache für das Gehirn in jedem Alter zahlreiche Vorteile. Wir fassen kurz zusammen:

  • Zweisprachigkeit verbessert die mathematischen Fähigkeiten und die Kreativität.
  • Aufbau einer kognitiven Reserve, was unter anderem in der Demenz-Prävention wichtig ist.
  • Das Erlernen einer Fremdsprache trainiert die exekutiven Funktionen, insbesondere das Gedächtnis, die Konzentration und die kognitive Flexibilität.
  • Es fördert außerdem die Gehirnentwicklung und verbessert das Hörverständnis.

Haben wir dich überzeugt? Es ist nie zu spät, eine neue Fremdsprache zu lernen. Suche dir eine motivierende Lehrkraft und beginne noch heute damit!


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.