Welche Folgen hat sexuelle Ablehnung?
Hast du jemals sexuelle Ablehnung erfahren? Manchmal stellen wir uns eine Begegnung vor, fantasieren darüber und halten es für selbstverständlich, dass die Erfahrung erhaben, magisch und befriedigend sein wird. Gleichgültigkeit und Abneigung zu ernten, kann ein harter Schlag sein, eine Enttäuschung und sogar ein Kratzer in unserem Selbstwertgefühl.
Es tut weh, das ist wahr. Denn alle Formen der Ablehnung erzeugen Schmerzen und sind ein Warnsignal für das Gehirn, dass etwas nicht stimmt. Wenn diese Ablehnung von der affektiven und sexuellen Ebene ausgeht, ist das Unbehagen tiefer und weckt eine Vielzahl von gegensätzlichen Empfindungen und starken Emotionen. “Willst du mich nicht mehr?”, “Habe ich etwas falsch gemacht?”…
Viele gehen davon aus, dass der Partner immer Verlangen und Lust haben muss. Doch die Sorgen des Lebens, die Routine und andere Faktoren beeinflussen die Libido. Das muss jedoch noch lange nicht bedeuten, dass die Liebe erlischt.
Sexuelle Ablehnung
In Bezug auf sexuelle Ablehnung gibt es immer noch Stereotypen und falsche Überzeugungen, die tief in der Volksmentalität verwurzelt sind. Es gibt viele, die glauben, dass “Männer immer in Stimmung sind, deshalb werden sie nie einen Antrag ablehnen”. Es kommt aber vor und es gibt viele Frauen, die irgendwann eine Absage von ihrem Partner bekommen.
In dieser allgemeinen Bestandsaufnahme gehen viele davon aus, dass Sex für Männer nur eine Möglichkeit ist, körperliche Lust zu erlangen. Diese Argumentation ist Teil der sogenannten “Männlichkeitstheorie”, nach der das Bedürfnis von Männern nach Sex rein lustbetont ist und nur selten eine emotionale Bindung zur Partnerin herstellt. Das ist natürlich Unsinn.
Sich sexuell zurückgewiesen zu fühlen, tut körperlich und psychisch weh. Es gibt Auswirkungen, es gibt Nachwirkungen und Konsequenzen für die affektive Beziehung.
Es geht nicht darum, dass mein Partner “keinen Sex will”, sondern darum, dass mein Partner “mich nicht will”
Wenn wir über die sexuelle Ablehnung sprechen, müssen wir Folgendes berücksichtigen: Es ist nicht dasselbe, von einem Partner, mit dem wir seit 1, 6 oder 20 Jahren zusammen sind, zurückgewiesen zu werden, oder von einer Person, die nur auf Gelegenheitssex aus ist. Du kannst dich über eine App mit jemandem verabreden, dessen Profil dich anspricht. Wenn du diese Person dann triffst, läuft es vielleicht nicht besonders gut und es ist kein Interesse für Sex vorhanden.
Du ärgerst dich vielleicht, doch die Chancen stehen gut, dass du es nach ein paar Tagen erneut versuchst und nach einem anderen potenziellen Partner Ausschau hältst. Wenn du hingegen einen festen Partner hast, erlebst du sexuelle Ablehnung in einem anderen Ausmaß.
Viele Männer und Frauen tun diese Ablehnung nicht einfach mit “na ja, er hat heute keine Lust auf Sex, das ist schon in Ordnung” ab. Der erste Gedanke ist vielmehr, dass dich dein Partner nicht mehr will. Das männliche und auch das weibliche Gehirn interpretiert diese Situation als Enttäuschung. Es entsteht die Angst, nicht mehr das Objekt der Begierde zu sein.
Negativ für das Selbstwertgefühl
Es ist nicht dasselbe, einmal oder mehrfach zurückgewiesen zu werden. Dass der Partner irgendwann keine Lust auf Sex hat, ist verständlich. Doch wenn es wiederholt zur Ablehnung kommt, machen sich viele Sorgen. Dies ist ein Schlag für das Selbstwertgefühl, denn die sexuelle Anziehung ist eine Bestätigung von Liebe und tiefer Zuneigung.
Stimmungsschwankungen, emotionale Höhen und Tiefen
Sexuelle Ablehnung führt fast immer zu emotionaler Verstimmung. Was dir im Bett fehlt, wirkt sich auf das tägliche Leben aus. Ablehnung schafft eine anhaltende Leere, durch die Motivation, Sicherheit und Wohlbefinden entgleiten. Stimmungsschwankungen, emotionale Höhen und Tiefen sind die Folgen. Und all das wirkt sich auf die Beziehung aus – vor allem, wenn die Ablehnung andauert.
Studien wie die von Dr. James King an der Universität Toronto zeigen uns zum Beispiel, dass der Mangel an Sex in einer Beziehung einer der Hauptauslöser für Trennungen ist. Es geht schließlich nicht nur um Lust, sondern um die Sprache der Gefühle, um die Bestätigung der Bindung von zwei Menschen. Wenn das fehlt, ohne dass wir genau wissen, warum, fällt fast alles auseinander.
Sexuelle Ablehnung führt zu körperlichen und emotionalen Schmerzen
Ablehnung tut fast genauso weh wie körperlicher Schmerz. Eine Studie, die Dr. Ethan Kross an der Universität von Michigan durchführte, konnte dies bestätigen. Das Gehirn interpretiert diese Art von Situation genauso wie einen Schlag oder eine Verbrennung.
Mit anderen Worten: Die Erfahrung, eine negative Antwort von einem geliebten Menschen zu erhalten, sich zurückgewiesen oder beiseite geschoben zu fühlen, aktiviert die gleichen Gehirnregionen wie ein körperlicher Schlag. Das erklärt, warum wir uns nach solchen Situationen müder und schlapper fühlen und sogar Beschwerden in verschiedenen Körperteilen verspüren. Andere mögliche Folgen sind:
- Ressentiments gegenüber deinem Partner. Eine weitere häufige Folge, die manche Menschen nach einer sexuellen Zurückweisung erleben, ist Groll gegenüber ihrem Partner. Sie werden versuchen, ihm diesen Umstand in einer späteren Aktion mit der gleichen Münze zurückzuzahlen.
- Du zweifelst an der Liebe deines Partners. Manche beziehen die Ablehnung nur auf den sexuellen Aspekt, andere übertragen ihre Motive auf die Beziehung im Allgemeinen. Vielleicht denkst du, dass dein Partner dich nicht mehr liebt, dass er Zweifel hat oder sogar untreu ist.
- Feindseliges Verhalten. Feindselige Reaktionen sind auch relativ häufig. Forscher haben herausgefunden, dass dies bei Männern häufiger vorkommt und sogar zu körperlicher Aggression eskalieren kann. Im Gegensatz dazu neigen Frauen zu Schuldgefühlen.
- Überlegungen, die Beziehung zu beenden. Forscherinnen und Forscher weisen darauf hin, dass Veränderungen in der sexuellen Zufriedenheit zu einer allgemeinen Unzufriedenheit führen. Viele denken darüber nach, die Beziehung zu beenden. Einigen Experten zufolge neigen Menschen dazu, die Auswirkungen von sexueller Zurückweisung zu überschätzen, wenn intime Begegnungen selten sind.
Die Art und Weise, wie sich sexuelle Ablehnung auswirkt, wird durch intensive Gefühle gesteuert. Wenn du also diese Situation erlebst, ist es wichtig zu wissen, was vor sich geht. Der Mangel an Sex kann verschiedene Gründe haben, die du immer mit Vertrauen und gemeinsam mit deinem Partner lösen solltest. Kommunikation ist in diesen Fällen unerlässlich.
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