Gewagte Sexualität und ungewöhnliche Fantasien: Was ist Kinky-Sex?
Sexualität hat unendlich viele Sprachen, Formen und Ausdrücke. Manche Menschen sind eher konventionell, andere offen und experimentierfreudig. Kinky beschreibt explosive, ungewohnte sexuelle Praktiken, die wilde Fantasien anregen und Konventionen überschreiten. Fetischismus und Voyeurismus sind Teil dieses Sexualverhaltens, das über gesellschaftlich akzeptierte Muster hinausgeht.
Die Psychologie und Soziologie interessieren sich schon lange für alternative Sexualitäten wie Kinky-Sex, BDSM oder Polyamorie. Auf dem Weg der Selbstentdeckung legen immer mehr Menschen Vorurteile und stereotype Denkweisen ab, um Neues auszuprobieren. “Kinkster” (Menschen, die Kinky-Sex praktizieren) lieben den Adrenalinkick, den unter anderem sadomasochistische Praktiken oder Sex im öffentlichen Raum bieten.
“Ich bin unverfroren genug, mich Dank meiner derben Neigungen für glücklicher zu halten als andere, weil ich davon überzeugt bin, daß mich diese Neigungen zu größerem Genuss befähigen.”
Casanova
Was ist Kinky?
Der englische Ausdruck “Kink” bedeutet Knick oder Tick und bezieht sich auf unkonventionelle Sexualpraktiken. Die Definition ist schwierig, da Kinky-Sex verschiedenste Arten von sexuellen Fantasien und Ausdrucksformen umfasst. Interessant zu wissen ist, dass diese Form der Sexualität die Beziehung vieler Paare gerettet hat.
Diese Praxis ermöglicht es vielen, Bedürfnisse und Wünsche zu erkennen, die außerhalb der Norm liegen. Es geht um sexuelle Kreativität und Fantasie jenseits von Angst, Scham, Peinlichkeit oder Vorurteilen. Nicht jede Person oder Beziehung fühlt sich dabei wohl, doch “Kinkster” sehen in dieser Praxis die Möglichkeit, ihren eigenen Weg zur sexuellen Freiheit zu finden.
Welche Praktiken sind üblich?
Wie wir bereits erwähnt haben, umfasst Kinky-Sex eine sehr breite Palette sexueller Praktiken. Zu den häufigsten gehören folgende:
- BDSM (bondage, discipline, dominance, submission, sadism, masochism) steht für Dominanz und Unterwerfung, Lustschmerz, Fesselspiele, Sadismus, Masochismus, spielerische Bestrafung und Disziplinierung. Diese Praxis baut auf Vertrauen und Einverständnis auf.
- Fetischismus. Fetischisten lieben Füße, Schuhe, Leder, Samt oder andere Gegenstände und spezifische Praktiken. Auch Kinky-Sex nutzt Materialien, Gegenstände oder Körperteile, um die sexuelle Erregung zu fördern.
- Fantasien. Rollenspiele ermöglichen es, Fantasien auszuleben. Dafür kommen Kostüme, Dramatisierungen oder konkrete Szenarien zum Einsatz.
- Voyeurismus und Exhibitionismus. Hier geht es unter anderem darum, dem Partner oder der Partnerin beim Sex mit einer anderen Person zuzusehen. Auch Sex im öffentlichen Raum ist für “Kinkster” aufregend.
- Gruppensex und Swinger-Aktivitäten. Sexuelle Praktiken in der Gruppe und mit verschiedenen Partnern sind bei Kinky-Sex ebenfalls üblich.
Diese Praktiken mögen etwas ungewöhnlich erscheinen, doch aus einer Studie geht hervor, dass mehr als 22 Prozent der sexuell aktiven Erwachsenen Rollenspiele und mehr als 20 Prozent Fesselspiele und Flagellation (Auspeitschen) praktiziert haben. Eine Umfrage ergab, dass fast die Hälfte der 1040 befragten Personen an paraphilischen oder perversen Sexualpraktiken interessiert sind, auch wenn diese noch keine Gelegenheit hatten, sie auszuprobieren.
Was sind die Schlüssel zu Kinky-Sex?
Die Kinky-Praxis ist nicht neu. Diese Form der Sexualität gibt es schon seit Jahrzehnten und es gibt viele Menschen, die sie praktizieren. Es ist jedoch immer notwendig, einige klare Grundlagen festzulegen:
- Fantasie ist die wichtigste Zutat. Sex ohne Vorstellungskraft und ohne individuelles Verlangen bietet kein echtes Vergnügen und ermöglicht keine Erfüllung.
- Kommunikation. Ein entscheidendes Element in jeder sexuellen Praxis ist die Kommunikation. Die Partnerin oder der Partner muss wissen, was du magst und natürlich auch umgekehrt.
- Spontaneität. Kinky-Sex bedarf keiner Bindung. Es geht darum, Vorurteile und Scham zurückzulassen und Spontaneität sowie die Lust in den Vordergrund zu stellen.
- Spiel. Experimentierfreude und Freude sind grundlegende Elemente, um die jeweiligen Bedürfnisse spielerisch zu befriedigen.
“Liebe ist die Antwort, aber während man auf sie wartet, stellt der Sex ein paar ganz gute Fragen.”
Woody Allen
Kinky kann vorteilhaft sein
Kinky-Sex kann Menschen helfen, sich besser zu fühlen und geistig gesünder zu sein. Aus einer Studie geht hervor, dass sowohl dominante als auch unterwürfige BDSM-Praktizierende
- weniger neurotisch,
- eher extrovertiert,
- weniger empfindlich gegenüber Ablehnung,
- offener für neue Erfahrungen und
- gewissenhafter sind.
Es wurde sogar festgestellt, dass die einvernehmliche BDSM-Praxis Ängste reduzieren kann, indem sie den Geist in einen veränderten Bewusstseinszustand führt oder ein Flow-Erlebnis ermöglicht. Das ist mit dem “Runner’s High”, dem rauschähnlichen Gefühl, das Läufer beim Sport erleben, vergleichbar.
Weitere Forschung bestätigen, dass Paare, die sadomasochistische Aktivitäten ausüben, einen niedrigeren Cortisolspiegel aufweisen und außerdem nach der sexuellen Begegnung mehr Nähe und Intimität in der Beziehung empfinden. Forschende der Northern Illinois University haben Speichelproben von unterwürfigen und dominanten Personen während der SM-Praxis analysiert und festgestellt, dass dominante Partner danach einen geringeren Cortisolspiegel (Stresshormonspiegel) aufwiesen.
Mehr als ein Verlangen
Manche definieren Kinky-Sex als ein Erwachen des Bewusstseins. In der Tat sprechen wir nicht über eine einfache sexuelle Praxis, in Wirklichkeit ist es für viele Menschen eine Form der Identität. So sprechen Forschungsarbeiten wie die der Psychologin Jennifer Eve von der Universität San Francisco bereits von der “Kink-Community” und von der Notwendigkeit, viel tiefer in diese Realität einzutauchen, um ein Kollektiv zu verstehen, das jeden Tag größer wird.
Auch die Universität von Kalifornien untersucht diese soziale Realität und Erfahrungen, um herauszufinden, wie Kink-Sex mit Identität, Selbstkonzept, Persönlichkeit und sogar Stressmanagement zusammenhängt.
Abschließend lässt sich sagen, dass das freie Ausleben ungewöhnlicher Wünsche für manche ein Weg ist, sich erfüllt zu fühlen und depressive Zustände oder existenzielles Unbehagen zu überwinden. Wie wir wissen, ist dieses Verhalten jedoch immer noch mit einem gewissen Stigma behaftet, und das Unterdrücken oder Verschweigen dieser Wünsche (oder Identitäten) führt in vielen Fällen zu psychischem Leid.
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