Warum habe ich Angst?

Manche Menschen leiden ihr ganzes Leben lang unter Angstzuständen. Sie erleben bessere und schlechtere Zeiten, doch die Angst ist immer präsent. Warum ist das so?
Warum habe ich Angst?
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 08. Januar 2023

Warum habe ich Angst, warum fühle ich diesen Druck auf meiner Brust, der mich nicht atmen lässt, und diese unruhigen, nervösen Gedanken? Übermäßige Ängste, die die Lebensqualität beeinträchtigen, bleiben für viele Menschen ein Rätsel. Manchmal tauchen sie ohne einen bestimmten Auslöser auf und verzerren die Realität.

Benjamin Franklin pflegte zu sagen, dass es gegen dieses anstrengende Gefühl nichts Besseres gibt, als Problemen nicht vorzugreifen oder an die Stürme zu denken, die in Wirklichkeit nie losbrechen werden. Aber seien wir ehrlich: Wenn man unter Angst leidet, sind Ratschläge nicht mehr wert als Meditation, ein paar Tage Urlaub oder das Malen von Mandalas. Das sind alles Flickschustereien, momentane Erleichterungsstrategien, die in Wirklichkeit auf lange Sicht nichts lösen.

Denn die Angst, die sich unserer Kontrolle entzieht, ist wie ein unsichtbares Monster, das Schmerzen im Magen verursacht, das Herz beschleunigt und uns in einer Spirale gefangen hält, die immer weiter wächst. Dieses Wesen, das sich im Geist einnistet, verschwindet nicht einfach so. Und nein, es sind nicht die Nerven.

Angst wird zu einem klebrigen Begleiter, über den wir immer noch nicht genug reden und den wir leider zu sehr vernachlässigen.

Frau stellt sich die Frage: Warum habe ich Angst?

Warum habe ich Angst?

Wenn du dich fragst, warum du Angst hast, ist dein Organismus bereits in Alarmbereitschaft, um auf den Druck, die Herausforderungen oder den Verlust der Kontrolle zu reagieren. Viele Menschen erleben Angst nicht in Prüfungssituationen, bei einem Vorstellungsgespräch oder einem Zahnarzttermin, sondern in alltäglichen Situationen, in denen es keinen konkreten Auslöser gibt. Dieses Gefühl der Unsicherheit kann auch konstant vorhanden sein und sich zu einer Pathologie entwickeln.

Im Jahr 2021 verursachten Angststörungen je 100 Versicherte 21 Ausfalltage, das sind 77 Prozent mehr als vor zehn Jahren. Die meisten haben keine Werkzeuge, um selbst mit Ängsten umzugehen, deshalb ist professionelle Unterstützung grundlegend. Doch auch davor schrecken viele zurück. Erst wenn Panikattacken auftreten, werden sie sich bewusst, dass sie Hilfe benötigen. Doch wie kommt es dazu? Wir sehen uns nachfolgend mögliche Ursachen für Angst an.

Prädispositionelle Faktoren

Es gibt Variablen, die die Wahrscheinlichkeit für Ängste erhöhen. So spielen beispielsweise genetische und familiäre Faktoren eine Rolle. Wenn ein Elternteil zu Angststörungen neigt, ist das Risiko größer, dass auch seine Kinder daran leiden.

Es gibt auch Menschen, die ein empfindliches Alarmsystem haben und deshalb immer darauf warten, dass etwas Schlimmes oder Bedrohliches passiert.

Außerdem wurde in einer Studie nachgewiesen, dass eine Anomalie bei bestimmten Proteinen, welche für die Regulierung der Serotoninproduktion verantwortlich sind, das Risiko für Angststörungen erhöhen kann. Diese Fehlfunktion führt zu einer Hyperaktivierung der Amygdala und verursacht ständige Angst, Beklemmung und Unruhe.

Die Persönlichkeit

Es gibt bestimmte Persönlichkeitsmerkmale, die das Risiko erhöhen können, an Angst zu leiden. Perfektionismus, ein geringes Selbstwertgefühl, Unsicherheit, Schüchternheit und eine mehr oder weniger zwanghafte Beschäftigung mit bestimmten Aspekten verstärken zweifellos diese Veranlagung.

Warum habe ich Angst?

Angst ist häufig das Ergebnis von Stress, der sich im Laufe der Zeit ansammelt und nie bewältigt wird. Langzeitarbeitslosigkeit, negative Arbeitsbedingungen, Familien- oder Beziehungsprobleme, Kindererziehung oder finanzielle Instabilität führen zu einem großen psychologischen Verschleiß und können Angst verursachen.

Wir müssen jedoch auch über die gegenwärtige Situation hinausschauen und dürfen nicht vergessen, dass uns die Vergangenheit prägt. Kindheitstraumata, belastende Verluste oder andere schlimme Ereignisse können ebenfalls pathologische Angst auslösen.

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Chronische Krankheiten

Angst kann auch infolge einer chronischen Krankheit auftreten: Diabetes, Fibromyalgie, Krebs, Herzerkrankungen usw. erhöhen dieses Risiko. Das sind Situationen, in denen sich der Lebensstil ändert, du fühlst dich eingeschränkt und hast Angst vor der Zukunft.

Nicht zu vergessen sind Abhängigkeiten, beispielsweise durch den Konsum von Alkohol oder Drogen. Auch sie können Angst auslösen.

In vielen Fällen liegen mehrere Auslöser vor, die das unerträgliche Gefühl der Angst schüren. Es gibt jedoch effektive Strategien, um Ängste zu überwinden. Eine Psychotherapie kann deine Lebensqualität verbessern und dir bei Angstzuständen helfen.


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    DOI: 10.1523/JNEUROSCI.2930-19.2020

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