Uns geschützt zu fühlen, macht uns glücklich

Uns geschützt zu fühlen, macht uns glücklich
Gema Sánchez Cuevas

Geprüft und freigegeben von der Psychologe Gema Sánchez Cuevas.

Geschrieben von Edith Sánchez

Letzte Aktualisierung: 28. Juni 2023

Alle Menschen brauchen Schutz. Manchmal fühlen wir uns zerbrechlich und haben ein tiefes Bedürfnis, geschützt zu werden. Dies ist ein grundlegendes Verlangen, das sich über den Zeitraum von unserer Geburt bis zu dem Tag unseres Todes erstreckt. Uns geschützt fühlen, hilft uns, gesunde Bindungen zu unseren Mitmenschen aufzubauen.

Der Wunsch und das Bedürfnis, geschützt zu werden, sind nicht immer intensiv. Offensichtlich werden diese Gefühle stärker, wenn wir uns in einer verwundbaren Position befinden, etwa wenn wir krank sind oder uns neu orientieren müssen. Grundsätzlich verstärken sich diese Empfindungen, wenn wir uns einer Situation stellen müssen, die von Natur aus riskant oder uns unbekannt ist.

Das grundlegende Bedürfnis, geschützt zu werden, steigt auch, wenn wir uns in einem fragilen emotionalen Zustand befinden. In Momenten der Unsicherheit, Verzweiflung oder Angst verspüren wir ein größeres Bedürfnis nach Menschen und Orten, an denen wir uns sicher fühlen. Tief im Inneren haben wir alle diese Sehnsucht. Aber kultivieren und verstärken wir diese schützenden Bindungen in unserem Leben auch?

“Das wahre Maß für die Gerechtigkeit eines Systems ist der Schutz, den es den Schwächsten garantiert.”

Aung San Suu Kyi

Der Ursprung des Bedürfnisses, uns geschützt fühlen zu können

In der Realität sind das Gefühl des Behütetseins und des Schutzes zwei verschiedene Dinge. Trotzdem gehen sie manchmal Hand in Hand. Uns behütet zu fühlen, setzt eine subjektive Gewissheit voraus, dass wir auf Unterstützung zählen können, wie wir sie möglicherweise benötigen, um aus einer Situation herauszukommen, die wir allein nicht bewältigen können. Geschützt zu sein, hilft uns, in so einer Situation keinen Schaden zu nehmen.

Uns geschützt fühlen ist ein beruhigendes Gefühl. Wir erleben es vor allem in den ersten Jahren unseres Lebens. Die Anwesenheit unserer Mutter oder die Anwesenheit eines Erwachsenen, der sich um uns kümmert, gibt uns das Gefühl, dass uns in diesen frühen Jahren nichts Schlimmes passieren könne. Die Wahrheit ist, dass alles Mögliche passieren kann, aber es fühlt sich eben nicht so an.In frühen Lebensabschnitten prägt dieses Schutzgefühl, oder aber auch seine Abwesenheit, unsere Entwicklung.

Natürlich trifft auch das Gegenteil zu. Wenn unsere Mutter oder unsere Bezugsperson abwesend ist, scheint die ganze Welt für uns bedrohlich zu sein. Dieses Gefühl begleitet uns dann für den Rest unseres Lebens. Es beeinflusst die Art und Weise, wie wir mit anderen Menschen und der Welt in Beziehung treten, wenn wir älter werden.

Mutter, die zärtlich ihr Baby hält

Uns geborgen fühlen: eine Frage der Beziehung

Wenn wir uns geborgen und geschützt fühlen, lernen wir, unseren Mitmenschen und uns selbst zu vertrauen. Dann ist es einfach, enge emotionale Bindungen zu anderen Menschen aufzubauen. Wenn wir uns dagegen als kleines Kind ungeschützt gefühlt haben, wird es schwierig für uns, uns emotional auf andere Menschen einzulassen.

Diese Schutzlosigkeit kann es uns auch schwer machen, zu lernen, wie wir andere schützen können oder sollen. Wir versäumen es entweder, auf diese Weise für unsere Mitmenschen zu sorgen, oder wir sind übermäßig eifersüchtig. In gleicher Weise kann uns mangelnder Schutz in der Kindheit dazu bringen, eine Fassade aufzubauen.

Diese Fassade der Stärke ist ein Ersatz für den Schutz, den wir nie erfahren haben. Wir suchen nach einer sicheren Umgebung und verstecken uns lieber dort. Das kann im Job sein, in der Sucht, hinter dem Partner – alles, was uns hilft, uns nicht gefährdet zu fühlen. Wir fühlen uns in diesen Situationen oder mit diesen Personen sicher, und das macht es uns schwer, zu gehen bzw. das Verhalten zu ändern. Doch der Preis dafür ist hoch.

Routinen und schützende Beziehungen

Wenn wir uns immer zerbrechlich gefühlt haben, heißt das nicht, dass dies für immer der Fall sein müsse. Es gibt viele Möglichkeiten, diese Situation zu ändern. Als Erstes müssen wir uns dieser Leere bewusst werden. Wir sollten verstehen, dass sie uns anfälliger für Angst, Unsicherheit und Selbstsucht macht. Es braucht Mut, zu vermeiden, uns gänzlich diesen negativen Gefühlen auszuliefern. Aber die gute Nachricht ist, dass es möglich ist.

Wir müssen erkennen, wie wichtig es ist, schützende Beziehungen zu anderen Menschen herzustellen. Wir müssen lernen, zu geben, was wir nie hatten. Manchmal lernt man das am besten, indem man jemand anderen unterrichtet. Das deckt sich mit dem Gefühl, geschützt zu sein. Wenn wir lernen, andere zu schützen, werden wir uns wahrscheinlich weniger leer fühlen. Und nicht nur das, wir werden wahrscheinlich von anderen Leuten zurückbekommen, was wir ihnen geben.

Freunde helfen uns, uns geschützt zu fühlen - Gruppe von Freunden am Strand

Wenn wir uns als Kind verletzlich gefühlt haben, haben wir wahrscheinlich eine anhaltende Angst entwickelt oder das Gefühl, zurückgelassen oder vernachlässigt zu werden. Um dieses Gefühl auszumerzen, müssen wir bestimmte Routinen und Gewohnheiten etablieren, die uns dazu bringen, uns zugehörig zu fühlen. Teil einer stabilen Gruppe zu sein, ist eine Möglichkeit, uns in dieser Welt sicherer zu fühlen.

Uns selbst zu isolieren und Mauern zu errichten, ist keine gute Idee. Wir werden uns dadurch nicht sicherer fühlen und wir werden uns am Ende des Tages auch nicht geschützt fühlen. Im Gegenteil, unsere Ängste werden sich verstärken. So beängstigend es auch ist, wir müssen die Tür öffnen und die Sonne durchscheinen lassen.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.