Liebesleiden - wie Leiden und Liebe manchmal Hand in Hand gehen

Liebesleiden - wie Leiden und Liebe manchmal Hand in Hand gehen
Gema Sánchez Cuevas

Geprüft und freigegeben von der Psychologe Gema Sánchez Cuevas.

Geschrieben von Raquel Lemos Rodríguez

Letzte Aktualisierung: 28. Januar 2023

Liebe bedeute, sich mit Unbequemem abzufinden, bedeute, standzuhalten, manchmal zu leiden, Liebesleiden zu empfinden. Liebe bedeute, ohne Grenzen zu geben. Das wird uns allen von klein auf über die Liebe erzählt und lässt Druck entstehen, der uns manchmal in eine verzweifelte Suche nach einem Partner schickt, um nicht allein zu enden. Wenn nicht, dann riskieren wir es, dass unsere Zeit ungenutzt verstreiche.

Bei all diesem Gerede von Liebe gibt es etwas, worüber selten jemand spricht. Vielleicht, weil es kaum jemand glaubt. Und das ist Folgendes: Liebesleiden sind keine Notwendigkeit. Lieben ohne zu leiden ist möglich.

Diese Eile, den richtigen Partner zu finden, führt uns manchmal dazu, nicht den richtigen zu wählen. Unser Partner oder Lebensgefährte ist dann einfach die erste Person, der wir begegnen und die sich der Rolle annehmen mag. Wenn wir auch noch ein sehr niedriges Selbstwertgefühl haben und uns selbst nicht den Wert zuschreiben, den wir verdienen, dann wird diese katastrophale Entwicklung noch wahrscheinlicher. In einer romantischen Beziehung zu sein ist nicht das Wichtigste auf der Welt. Es ist kein Synonym für Glück. Manchmal wird es sogar zum Leidensweg, der nur schwer auszuhalten ist.

Wenn wir erwarten, dass uns jemand anderes glücklich macht, dann ist bereits klar, dass wir niemals glücklich sein werden.

Warum tun mir Menschen immer wieder weh?

Wir liegen falsch, wenn wir annehmen, dass unsere Leiden, ob Liebesleiden oder nicht, auf Unglück zurückzuführen seien. Wir glauben, dass nur die schlimmsten Menschen in unser Leben treten und dass uns niemals jemand lieben werde, aber vielleicht liegt der Grund dafür, dass wir immer wieder auf dieselbe Art von Personen treffen, darin, dass wir sie wählen oder ihnen zumindest erlauben, Teil unseres Lebens zu sein.

Vielleicht haben wir ein sehr geringes Selbstwertgefühl, vielleicht geben wir uns mit der ersten Person zufrieden, die Interesse an uns zeigt. Was auch immer der Fall ist, die Tatsache, dass wir Leid erfahren, können wir uns erklären, indem wir darüber nachdenken, wie wir uns selbst Leid zufügen. Warum schätzen wir uns nicht so wert, wie wir es wirklich verdienen? Warum verschließen wir unsere Augen, wenn uns jemand sagt, wie sehr er uns liebt, und uns allerliebste Worte widmet?

Wir sollten also besser fragen: Warum verletzen wir uns immer wieder selbst? Warum lassen wir immer wieder zu, dass uns andere verletzen?

Zeichnung eines Mannes, um dessen Hals und Kopf sich eine Schnur spannt

Liebe ist blind …

Sicherlich haben wir Erfahrung mit Worten, die im Nichts verloren gehen. Mit Worten, denen der Zusammenhang zu den Handlungen fehlt, die ihnen folgen. Mit Worten, die uns aufleuchten, die Realität vergessen und uns in einen Traum eintauchen lassen. In einen Traum, in welchem der Protagonist jene Person ist, mit der wir den Rest unseres Lebens verbringen wollen. Die Person, die uns glücklich machen soll. Wir würden alles für diese Person tun, würden für unsere Beziehung zu ihr kämpfen. Aber wer hat gesagt, Liebe sei kein ständiger Kampf?

Wenn du eine Beziehung beginnst, in der du 50 % von dir selbst gibst und akzeptierst, dass dein Partner 20 % seiner selbst gibt, dann verlange nicht, dass du gewinnst.

Wenn du in eine Beziehung investierst, während dein Partner das nicht tut, wirst du mit der Zeit an ihm zu zweifeln beginnen. Du wirst dich ausgelaugt fühlen und wirst aufhören, an dich selbst zu denken. Weder wirst du dich um dich selbst kümmern, noch dich wie früher chic machen, außer wenn du mit ihm zusammen bist. Du wirst immer ihn vor Augen haben, immer versuchen, ihn dazu zu bringen, dich mehr zu mögen, ihn zufriedenzustellen.

Fragst du dich immer noch, warum Menschen dich immer wieder verletzen?

Wähle bewusst, keine Liebesleiden sind möglich

Ohne Liebesleiden zu lieben ist möglich, wenn du aufhörst, deine Beziehungen als etwas Notwendiges anzusehen. Du musst aufhören, zu denken, dass Liebe auf Schmerz, Einsatz, Streit und Ausdauer beruhe, oder darauf, alles dieser einen Person zu geben. Denn um zu lieben ohne zu leiden, musst du zunächst wissen, was du willst. Vor allem aber musst du lernen, glücklich zu sein, allein mit dir selbst.

Wenn du mit dir glücklich bist, dann bist du auch bereit, mit jemand anderem glücklich zu werden. Denn dann weißt du, dass die Welt nicht untergeht, auch wenn dein Partner dich verlässt oder es aus anderen Gründen mit euch nicht klappt.

Eine Frau, der Blumen aus dem Gesicht wachsen

Sobald du weißt, was du willst, und deine Werte kennst, kannst du Grenzen setzen, die von niemandem überschritten werden dürfen. Dann kannst du bewusst wählen. Lass dich von deinen Emotionen und der anfänglichen Verrücktheit mitreißen, aber lass sie dich nicht täuschen.

Denke darüber nach, ob die Person, die dir diese schönen Worte sagt, auch wirklich die Person ist, die du an deiner Seite haben möchtest.  Lass dich nicht von Erwartungen und Hoffnungen füllen, die nicht realistisch sind. Menschen tun sich schwer damit, sich zu ändern. Entscheide dich für jemanden, den es in der Gegenwart gibt, und nicht für jemanden, den du erst noch formen musst.

Das klingt dir zu wählerisch und anspruchsvoll? Viele Menschen in deinem Umfeld werden dir sagen, dass du niemals einen Partner finden könntest, wenn du diesen Weg fortsetzt. Aber selbst wenn das zutreffen sollte, weißt du, dass du glücklich sein kannst. Denn jemanden an deiner Seite zu haben, ist keine unverzichtbare Bedingung dafür, das eigene Glück zu finden.

Die beste Beziehung, die du mit jemanden eingehen kannst, ist jene, in der du 50 % gibst und die andere Person die restlichen 50 %. Nur dann könnt ihr gemeinsame Ziele verfolgen, die nicht auf einer Notwendigkeit basieren, sondern auf Respekt und Freiheit.

Die Balance finden

Wir verwechseln Liebe häufig mit Besitz, mit Leiden, damit, alles von sich selbst zu geben, und starten so in eine Partnerschaft. Und dann erwarten wir, dass sich im Laufe der Zeit alles ändert! Wir klammern uns so sehr an den Partner, dass wir beginnen, um Luft zu schnappen, wenn sie beginnt, sich von uns zu entfernen.

Zeichnung von einer Frau und einem Mann, die sich leidenschaftlich küssen und ineinander verschmelzen.

Ohne Liebesleiden zu lieben wird möglich, wenn wir lernen, unseren Partner als jemanden zu behandeln, der von uns unabhängig ist. Wie eine Person, die in unser Leben getreten ist, aber die sich früher oder später vielleicht dafür entscheidet, zu gehen oder Distanz zu uns aufzubauen. Genau wie es ein Freund oder Geschwister tun können. Unser Leben, unser Glück, können nicht davon abhängig sein, ob wir jemanden an deiner unserer Seite haben oder nicht. Denn die einzige Person, auf die wir bis zum Ende unserer Tage zählen können, ist niemand anderes als wir selbst.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.