Ständig auf der Hut: Misstrauen durch Schematherapie überwinden

Manche Menschen reagieren ständig mit starkem Misstrauen, da sie sich erwarten, verletzt, gedemütigt oder ausgenutzt zu werden. Dieses Verhaltensmuster wird in der Schematherapie beschrieben und behandelt.
Ständig auf der Hut: Misstrauen durch Schematherapie überwinden
Gorka Jiménez Pajares

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Gorka Jiménez Pajares.

Letzte Aktualisierung: 26. März 2023

Manche Menschen sind ständig auf der Hut: Sie reagieren mit übertriebenem Misstrauen oder haben Angst vor missbrauchenden Beziehungen, da sie sich erwarten, verletzt, gedemütigt oder ausgenutzt zu werden. Diese Überzeugung hat einen hohen emotionalen Preis.

Am Anfang des 21. Jahrhunderts entwickelte Jeffrey Young die Schematherapie (ST), ein integratives Psychotherapieverfahren zur Behandlung schwerer Störungsbilder, die ihre Ursprünge in der Kindheit oder Jugend haben. Eine der darin beschriebenen Schemadomänen umfasst unter anderem Misstrauen, Verlassenheit, Instabilität, Missbrauch oder emotionale Entbehrung. Die Grundbedürfnisse der Menschen, die sich damit identifizieren, sind Schutz und eine sichere Bindung.

Ausgeschlossene Frau entwickelt Misstrauen
Die Schematherapie kommt vorwiegend bei Persönlichkeitsstörungen zum Einsatz.

Was ist ein Schema?

Die Bezeichnung Schema beschreibt ein erlerntes, verinnerlichtes und unbewusstes Muster, das sich aus dysfunktionalen Glaubenssätzen zusammensetzt und die Gefühle, Erinnerungen und Wahrnehmungen prägt. Aktive Schemata versuchen, die nicht erfüllten Grundbedürfnisse auf eine andere, indirekte Weise abzudecken. Diesen Gedanken- und Handlungsmustern liegen vielfach traumatische Erfahrungen oder Vernachlässigung in der Kindheit zugrunde. Sie verursachen Schmerz und lassen keine Veränderung zu.

Die Schematherapie zielt darauf ab, dysfunktionale Schemata zu identifizieren und Veränderungen zu bewirken. Jeffrey Young beschreibt 18 Schemata, die er in fünf Schemadomänen einteilt. Anschließend skizzieren wir das Schema des Misstrauens.

Misstrauen: Menschen, die immer auf der Hut sind

Zu den grundlegenden menschlichen Bedürfnissen zählen folgende:

  • Das Bedürfnis, sich einer Gruppe zugehörig zu fühlen, sich auf eine vertraute, sichere und stabile Weise zu verbinden; das Wissen, dass Beziehungen auf gegenseitiger Zuneigung, Liebe und Zärtlichkeit beruhen; die Gewissheit, geliebt und akzeptiert zu werden.
  • Die Fähigkeit, unsere Gedanken und Gefühle spontan auszudrücken, und die Fähigkeit, dies frei und ohne Angst zu tun.
  • Die Gewissheit, dass wir unabhängige und autonome Wesen sind und eine unabhängige Identität haben.

Wie anfangs kurz erwähnt, benötigen misstrauische Menschen benötigen Schutz und eine sichere Bindung, denn sie haben ständig Angst, ausgenutzt, missbraucht, verletzt oder gedemütigt zu werden. Die psychotherapeutische Praxis der Schematherapie ist komplex, wir beschreiben nachfolgend jedoch die wichtigsten Schritte, die unter der Leitung einer Therapeutin oder eines Therapeuten durchgeführt werden.

Frau mit Misstrauen in der Schematherapie
Eine vertrauliche Beziehung zur Therapeutin oder zum Therapeuten ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie.

Misstrauen mit der Schematherapie überwinden

  • Veränderungen auf kognitiver Ebene: Misstrauische Menschen reagieren sehr empfindlich und sind ständig auf der Hut, um mögliche Bedrohungen zu erkennen. In der Therapie lernen sie verschiedene Strategien, um besser mit ihren dysfunktionalen Reaktionen umzugehen. Es kommen unter anderem Memo-Karten, Schematagebücher oder Pro- und Kontralisten zum Einsatz.
  • Veränderungen auf emotionaler Ebene: Erinnerungen an traumatische oder missbräuchliche Erfahrungen sind stark belastend und schmerzhaft. Betroffene entwickeln intensive Wutgefühle, insbesondere, wenn sie an die Täter denken. Es gilt, diese Emotionen zu verarbeiten. Die Imagination ist eine Methode, um dies zu erreichen. Betroffene erinnern sich dabei mit geschlossenen Augen an emotionale Szenen aus ihrer Kindheit, um diese imaginativ zu verändern beziehungsweise umzuschreiben. Eine weitere Technik ist die Stuhlarbeit. Die betroffene Person führt Dialoge mit den einzelnen Modi (affektiver Zustand), die Stühle gelten als Platzhalter. Damit können maladaptive Bewältigungsmodi oder dysfunktionale Elternanteile bearbeitet werden. Auch das Schreiben von Briefen ist eine beliebte Methode.
  • Veränderungen auf Verhaltensebene: Es ist nicht einfach, Vertrauen zu Personen aufzubauen. Es handelt sich um einen schrittweisen und langsamen Prozess. Verhaltensanalysen helfen der Person in einer Schematherapie, dysfunktionale Verhaltensmuster schrittweise zu verändern. Sie muss unter anderem lernen, Grenzen zu setzen, eine durchsetzungsstarke Kommunikation zu praktizieren oder schädliche Beziehungen abzubrechen.

Wenn du dich mit dem beschriebenen Schema identifizierst, solltest du unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

Literaturempfehlung


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