Bewältigungsstil in der Schematherapie: Wie gehst du mit Problemen um?

Gibst du bei Problemen auf, weichst du aus oder kommst du damit klar? Jeffrey Young hat die Schematherapie entwickelt, um Menschen mit chronischen emotionalen und Persönlichkeitsstörungen dabei zu helfen, einen adaptiven Umgang mit Erfahrungen zu finden.
Bewältigungsstil in der Schematherapie: Wie gehst du mit Problemen um?

Geschrieben von Redaktionsteam

Letzte Aktualisierung: 11. Dezember 2022

Die von dem US-amerikanischen Psychologen Jeffrey Young entwickelte Schematherapie ist ein integratives Psychotherapieverfahren, das bei schwer behandelbaren Störungsbildern zum Einsatz kommt. Als Schema bezeichnet er fest verankerte dysfunktionale Glaubenssätze und die damit verbundenen Gefühle, Erinnerungen und Wahrnehmungen. Aktive Schemata führen zu bestimmten Bewältigungsformen, die wir uns heute etwas genauer ansehen.

Die Schematherapie integriert verschiedene Elemente aus der kognitiven Verhaltensschule, der Bindungstheorie, der Gestalttherapie, dem konstruktivistischen und dem psychodynamischen Modell. Sie kommt bei Persönlichkeitsstörungen zur Anwendung, wobei ihre Wirksamkeit auch bei Angstzuständen, Depressionen oder Essstörungen erforscht wird.

“Was man nicht annimmt, kann man nicht ändern.”

Carl G. Jung

Frau macht Schematherapie
Die Schematherapie geht davon aus, dass ein gesunder Erwachsener in der Lage ist, Verantwortungen und Verpflichtungen zu übernehmen, sich an seinen eigenen Zielen zu orientieren und mit Freude oder Mitleid zu empfinden.

Grundlegende Konzepte der Schematherapie

Bevor wir uns mit den von Young vorgeschlagenen Bewältigungsstilen befassen, geben wir einen kurzen Überblick über die grundlegenden Konzepte der Schematherapie.

1. Frühe dysfunktionale Beziehungsmuster

Der Ansatz von Young konzentriert sich auf das frühe dysfunktionale Schema, das unser Verhalten, Denken, Fühlen und Wahrnehmen prägt. Es entwickelt sich im Laufe des Lebens eines Menschen, wobei oft kindliche Traumatisierungen oder Vernachlässigungen zugrunde liegen.

  • Schemata sind stabil verankert,
  • dysfunktional und veränderungsresistent,
  • werden von Gefühlen, Wahrnehmungen und Erinnerungen geprägt,
  • basieren auf das angeborene Temperament,
  • entwickeln sich, wenn zentrale Grundbedürfnisse nicht erfüllt werden
  • und lösen bestimmte Bewältigungsformen aus, um diese Grundbedürfnisse zu erreichen.

Schemata spiegeln die Überzeugungen einer Person und ihre Beziehung zum Umfeld wider. Sie sind das Ergebnis stressiger oder traumatischer Ereignisse in der Kindheit oder Jugend.

“Das frühe dysfunktionale Schema zu kennen, bedeutet, die Ursprünge, die Kindheit der Patienten und den Einfluss all dessen auf ihre Probleme zu kennen.”

Rodríguez-Vílchez

2. Ursprung der Schemata

Schemata entstehen als Folge der unbefriedigten emotionalen Bedürfnisse in der Kindheit, die grundlegend und zentral sind:

  • Das Bedürfnis, Zuneigung und sichere Bindungen zu anderen Menschen aufzubauen.
  • Sich selbst als eigenständig und kompetent erleben und ein Gefühl von Identität entwickeln.
  • In der Lage sein, seine eigenen Bedürfnisse und Gefühle auszudrücken und wissen, dass sie gültig sind.
  • Spontan und spielerisch sein.
  • Realistische Grenzen setzen und die Fähigkeit zur Selbstbeherrschung entwickeln.

3. Frühe Lebenserfahrungen und Schemata

Die Schemata, die den größten Einfluss auf das Leben der Patienten haben, sind diejenigen, die in der Jugend und in der Familie entstehen. Vier Arten von frühen Lebenserfahrungen sind dabei entscheidend:

  • Schädigende Nichterfüllung von Bedürfnissen. Dazu kommt es, wenn die Grundbedürfnisse eines Kindes nicht erfüllt werden: emotionale Entbehrung, Verlassenheit oder Instabilität sind die Folgen, wenn es dem Kind an Liebe, Verständnis oder Aufmerksamkeit fehlt.
  • Traumatisierung oder Viktimisierung. Dazu kommt es durch die Verletzung oder Demütigung des Kindes. Es entwickelt dadurch unter anderem Misstrauen/Missbrauch, Unzulänglichkeit/Scham, Verletzlichkeit oder Anfälligkeit für Krankheiten.
  • Zu viel des Guten. Auch ein Übermaß an Fürsorglichkeit hat negative Konsequenzen. Es führt zu Abhängigkeit/Inkompetenz und Anspruchshaltung/Grandiosität.
  • Selektive Internalisierung oder Identifikation mit wichtigen Bezugspersonen. Dies geschieht, wenn das Kind die Schemata seiner Eltern übernimmt und verinnerlicht und ihre Ängste und Phobien zu seinen eigenen macht.

“Wir glauben, dass das Temperament zu einem großen Teil darüber entscheidet, ob sich ein Kind mit einer bestimmten Eigenschaft eines Elternteils identifiziert und diese verinnerlicht.”

Rodríguez-Vílchez

Bewältigungsstile in der Schematherapie

Die Schematherapie nach Young ist sehr umfangreich, wir haben nur die wichtigsten Konzepte im Überblick erklärt und gehen jetzt näher auf die Bewältigungsstile ein. Die spezifischen Bewältigungsmuster entstehen, da sie in der Vergangenheit irgendwann nützlich waren, um die emotionale Intensität zu verringern. In der Gegenwart haben diese Muster jedoch keine Funktion mehr, sondern sind schädlich.

1. Erdulden

Menschen, die sich in ein Schema fügen, sind übermäßig angepasst und autoritätsgläubig. Sie nehmen die Situation als unveränderlich wahr oder versuchen, Konflikte zu vermeiden. Der Schmerz, den sie empfinden, bekräftigt das Schema.

“Ohne sich dessen bewusst zu sein, wiederholt der Patient die Muster, die zu dem Schema geführt haben, sodass er als Erwachsener die Kindheitserlebnisse, die das Schema hervorgebracht haben, immer wieder durchlebt.”

Rodríguez-Vílchez

2. Vermeiden

In diesem Fall ignorieren die Betroffenen ihre Emotionen und Verhaltensweisen, um die emotionale Intensität des Erlebens zu vermeiden. Diese Menschen wirken oft kühl und distanziert. Sie versuchen zu erreichen, dass sich das Schema nicht aktiviert und blockieren deshalb ihre Gedanken und Emotionen.

“Durch diesen Prozess versucht die Person, das Unbehagen zu vermeiden, das mit der Aktivierung des Schemas auftritt.”

Rodríguez-Vílchez

Frau am Fenster denkt über Schematherapie nach
Um ein Schema zu heilen, muss seine Intensität verringert werden.

3. Überkompensation

Stell dir vor, du sitzt in einem Kanu mitten auf einem Fluss und vor dir ist ein Wasserfall. Was würdest du tun? Die angemessenste Antwort wäre “gegen den Strom paddeln, um dem Wasserfall zu entkommen”. Das ist Überkompensation.

Die Überkompensation kommt durch oppositionelle Gedanken, Gefühle, Verhaltensweisen und Beziehungen zum Ausdruck. Betroffene gestalten ihr Leben so, als ob das gegenteilige Schema zutreffen würde.

“Tatsächlich sind einige der am meisten bewunderten Personen in unserer Gesellschaft, zum Beispiel politische Führer, Medienstars oder große Geschäftsleute, sehr oft Überkompensierer.”

Rodríguez-Vílchez

Young erklärt, dass ein Schema geheilt werden kann, wenn die Intensität der Elemente, aus denen es sich zusammensetzt, reduziert wird: Erinnerungen, Gefühle, Körperempfindungen, Gedanken… So kann die Person ihr Verhalten verändern und gesündere Bewältigungsmuster annehmen.


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