Solltest du jemandem vertrauen, den du gerade erst kennengelernt hast?

Solltest du jemandem vertrauen oder nicht? Wenn du einen Menschen kennen lernst, dann wirst du dir schon sehr bald diese Frage stellen. Aber welche Faktoren können dir bei dieser Entscheidung hilfreich sein? Was genau veranlasst Menschen dazu, sich in die eine oder andere Richtung zu entscheiden?
Solltest du jemandem vertrauen, den du gerade erst kennengelernt hast?
Gema Sánchez Cuevas

Geprüft und freigegeben von der Psychologe Gema Sánchez Cuevas.

Geschrieben von Edith Sánchez

Letzte Aktualisierung: 18. Mai 2023

Wenn du Menschen nicht vertrauen kannst, kann das viele negative Konsequenzen nach sich ziehen. Permanentes Misstrauen führt dazu, dass du dich zunehmend von der Welt isolierst und dich von Menschen fernhälst. Dadurch kannst du sogar paranoid werden. Allerdings ist es ebenfalls keine gute Idee, wenn du jemandem Vertrauen schenkst, den du eben erst kennengelernt hast. Du könntest dadurch einen Menschen in dein Leben lassen, der es gar nicht verdient, in deinem Leben zu sein.

Die Frage, ob wir jemandem vertrauen können, den wir gerade erst kennengelernt haben, ist heute noch relevanter geworden. In einer Zeit, in der wir neue Technologien und soziale Medien zur Kommunikation nutzen, ist es sehr einfach geworden, permanent neuen Menschen zu begegnen. Doch besonders in dieser virtuellen Welt ist jemand, der mit dir Informationen über sein Leben austauscht, dennoch ein vollkommen Fremder. Du hast praktisch keine Möglichkeit, herauszufinden, ob das, was dir dieser Mensch über sich erzählt, auch der Wahrheit entspricht.

In der realen Welt ist es möglich, dass eine Beziehung zu jemandem, den du noch nicht lange kennst, sehr schnell vertraut und intim wird. Manchmal ist dies der Beginn einer wundervollen Freundschaft oder einer Liebesbeziehung. Allerdings kann es auch passieren, dass sich diese Begegnung zu einem Albtraum entwickelt. Die Frage ist also die: Wie kannst du herausfinden, ob du jemandem vertrauen kannst, den du noch gar nicht wirklich kennst?

“Vertrauen ist wie der Blutdruck. Es ist still, sehr wichtig für deine Gesundheit und wenn es missbraucht wird, dann kann es tödlich sein.”

-Frank Sonnenberg-

jemandem vertrauen - 2 Frauen beim Kaffeetrinken

Du kannst dich nicht immer nur auf dein Bauchgefühl verlassen

Laut einer Studie, die Wissenschaftler der New Yorker Universität und des Dartmouth College durchgeführt haben, benötigt unser Gehirn nur drei Sekunden, um zu entscheiden, ob jemand vertrauenswürdig ist oder nicht. Dabei nutzt das Gehirn ausschließlich physische Parameter. Wenn ein Mensch beispielsweise hohe Wangenknochen und hohe Augenbrauen hat, dann nehmen wir ihn als vertrauenswürdiger wahr.

Das Hirnareal, in dem diese Entscheidungen getroffen werden, ist ein archaischer Bereich. Vermutlich signalisierten eingefallene Wangen unseren prähistorischen Vorfahren, dass dieser Mensch an Hunger litt. Daher stuften sie ihn als weniger vertrauenswürdig ein. Allerdings sind derartige Parameter in unserer modernen Welt nicht mehr hilfreich.

Darüber hinaus ergaben Studien, dass Menschen dazu neigen, jemandem zu vertrauen, den sie erst kennengelernt haben, wenn diese Person eine physische Ähnlichkeit mit einem Menschen aufweist, den sie kennen. Auch dieser scheinbare Zusammenhang kann zu einer falschen Entscheidung führen.

Wie du bereits bemerkt hast, ist es nicht immer eine gute Idee, nur auf deinen Instinkt zu vertrauen. Dein Bauchgefühl hat durchaus seine Grenzen. Intuition alleine scheint nicht ausreichend zu sein, um zu entscheiden, ob ein Mensch vertrauenswürdig ist oder nicht. Allerdings ist es richtig, dass sich dein Instinkt durch verschiedene Erfahrungen schärft. Obwohl deine instinktive Reaktion nicht immer richtig sein mag, so kann sie dir dennoch wichtige Hinweise geben.

Jemandem zu vertrauen ist ein Prozess und braucht Zeit

Grundsätzlich ist es ein guter Ansatz, stets das Gute in anderen Menschen zu sehen und nur das Beste von ihnen zu denken. Allerdings solltest du dich nicht einem dir vollkommen fremden Menschen sofort anvertrauen und öffnen. Vertrauen baut sich im Laufe der Zeit auf; es entsteht nicht unvermittelt 

Grundsätzlich vermitteln uns weder Menschen, die überhaupt nichts über sich erzählen, noch solche, die sofort alles über sich preisgeben, das Gefühl, vertrauenswürdig zu sein. Auch jene Menschen, die sich sofort übermäßig stark für dich interessieren und gleichzeitig sehr darum bemüht sind, von allen gemocht zu werden, vermitteln uns nicht das Gefühl, dass wir ihnen vertrauen sollten.

All dies können valide Gründe dafür sein, ob du jemandem vertrauen kannst oder nicht. Dennoch solltest du auch den Kontext beachten. Wenn du das Verhalten nur isoliert beobachten kannst, dann wird dir das nicht genügend Hinweise geben. Daher solltest du Menschen auf jeden Fall auch im Umgang mit ihren Freunden, Arbeitskollegen und ihrer Familie beobachten und erleben können. Dadurch gewinnst du eine umfassendere und realistischere Vorstellung über diesen Menschen.

jemandem vertrauen - Liebespaar bei Nacht

Kannst du jemandem vertrauen? Achte auf diese Hinweise

Wenn du dir nicht sicher bist, ob du jemandem vertrauen kannst oder nicht, dann solltest du versuchen, das Verhalten dieser Person aus einer möglichst neutralen Perspektive zu betrachten. Diese Übung in Geduld und Umsicht wird dir möglicherweise die Informationen liefern, die du zur Entscheidungsfindung benötigst. Nachfolgend nennen wir dir einige Aspekte, die du berücksichtigen solltest:

  • Komplimente und Geschenke. Wenn du von einem Menschen beschenkt wirst, den du bereits kennst, dann ist dies ein sehr schöner Weg, sich gegenseitige Zuneigung zu zeigen. Macht dir aber jemand sehr schnell Geschenke und viele Komplimente, obwohl du diesen Menschen noch gar nicht kennst, dann könnte dies ein Anzeichen dafür sein, dass dich der Mensch näher kennen lernen will. Es kann aber auch sein, dass dies ein Versuch ist, dich in irgendeiner Weise zu manipulieren.
  • Vertraut dieser Mensch anderen Menschen? Grundsätzlich sind Menschen, die anderen Menschen Vertrauen schenken, selber auch vertrauenswürdiger, denn oftmals ist das, was du in anderen Menschen siehst, eine Projektion deiner Selbst. Achte auch darauf, wie dieser Mensch andere Menschen beurteilt und einschätzt.
  • Charme. Manipulative Menschen und Psychopathen sind oftmals überaus charmant.
  • Umgang mit Frustrationen. Menschen neigen dazu, sehr viel von sich preiszugeben, wenn sie mit Frustrationen umgehen müssen. Daher solltest du genau darauf achten, wie sich deine neue Bekanntschaft verhält, wenn die Dinge nicht so laufen, wie er/sie sich das vorgestellt hat.

Fazit

Zusammenfassend können wir sagen, dass es grundsätzlich gesund und gut ist, wenn du zunächst etwas zurückhaltend und vorsichtig im Umgang mit einem Menschen bist, den du noch nicht lange kennst. Das Beste, was du tun kannst, ist es, die Dinge sich in Ruhe entwickeln zu lassen.

Wenn du im Laufe der Zeit immer mehr positive Hinweise und Anzeichen entdecken kannst, dann kann sich eine Freundschaft oder Beziehung entwickeln. Auch das gegenseitige Vertrauen wird allmählich wachsen. Es gibt keinen Grund zur Eile. Es lohnt sich immer, auf die guten Dinge zu warten.


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  • Herreros Vázquez, F. (2004). ¿Por qué confiar? Formas de creación de confianza social. Revista mexicana de sociología, 66(4), 605-626.

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