Serielle Monogamie: Was ist das?

Manche Personen springen von einer Beziehung zur nächsten. Sie sind nicht in der Lage, dauerhafte Beziehungen einzugehen und haben gleichzeitig Angst vor Einsamkeit.
Serielle Monogamie: Was ist das?
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 12. Mai 2023

Manche Singles ertragen das Alleinsein nicht, sind jedoch auch nicht in der Lage, sich länger an eine Person zu binden. Sie gehen deshalb immer wieder Beziehungen ein – die eine löst die andere ab: Das nennt sich serielle Monogamie. Sie erleben viele kleine Lieben und sind diesen Personen treu, bis die Beziehung nach einigen Monaten oder einem Jahr wieder auseinandergeht und sich die nächste entwickelt.

Das größte Problem dabei ist, dass die serielle Monogamie häufig zu toxischen Beziehungen führt. Dahinter verstecken sich oft Bindungsprobleme und emotionale Unreife. Du weißt aus eigener Erfahrung, wovon wir sprechen oder kennst jemanden, in dieser Situation? Dann lies weiter, um mehr über die serielle Monogamie zu erfahren.

“Freundschaft ist weit tragischer als Liebe. Sie dauert länger.”

Oscar Wilde

Serielle Monogamie: Was ist das?

Die serielle Monogamie definiert diejenigen, die schnell von einer Beziehung zur nächsten springen. Sie vermeiden Einsamkeit um jeden Preis und nehmen sich keine Auszeit, um nach einer Beziehung Innenschau zu halten. Im Gegensatz zur Polyamorie finden die Beziehungen jedoch hintereinander und nicht gleichzeitig statt.

Dieses Phänomen ist keinesfalls neu. Außerdem beschäftigt sich nicht nur die Psychologie mit diesem Thema, auch die Soziologie und die Anthropologie befassen sich damit. Eine in der Zeitschrift Evolutionary Anthropology veröffentlichte Studie betont, dass sich Hominiden für die Monogamie entscheiden, um die Kindererziehung zu begünstigen.

Die serielle Monogamie ist ein Spiegelbild vielfältiger psychosozialer und sogar wirtschaftlicher Faktoren, wobei kulturelle Veränderungen, die Mentalität und soziale Institutionen eine wichtige Rolle spielen.

Serielle Monogamie bedeutet, dass nach dem Beziehungsende sofort eine neue Beziehung folgt
Serielle Monogamisten sind nicht in der Lage, langfristige Beziehungen aufzubauen.

Welche Eigenschaften haben serielle Monogamisten?

Serielle Monogamisten sind nicht in der Lage, zufriedenstellende, dauerhafte Bindungen aufzubauen. Sich in eine Person mit dieser Eigenschaft zu verlieben, kann sehr schmerzhaft sein. Diese Beziehungen haben ein Verfallsdatum: Du wirst bei der nächstbesten Gelegenheit ausgetauscht.

Folgende Verhaltensmuster und Eigenschaften sind für serielle Monogamisten charakteristisch:

  • Sie sind nicht gerne Single.
  • Ihr Selbstwertgefühl ist meistens gering, außerdem sind sie an ihrer emotionalen Unreife zu erkennen.
  • Die Beziehungen dauern in der Regel längstens ein Jahr.
  • Diese Personen weisen narzisstische Züge auf.
  • Ihre Beziehungen bauen auf Egoismus, nicht auf Gegenseitigkeit auf.
  • Manche wagen den Schritt in die Ehe, die jedoch nur von kurzer Dauer ist.
  • Nach einer Trennung gehen serielle Monogamisten sofort eine neue Beziehung ein, sie genehmigen sich keine “Verschnaufpause”.
  • Sie täuschen ihre Absicht vor, eine solide Beziehung aufzubauen, auch wenn sie diese nicht erfüllen.
  • Serielle Monogamisten sind sehr spontan und lassen sich schnell auf Beziehungen ein, um nach kürzester Zeit ein gemeinsames Leben zu beginnen.
  • Sie zeigen große Angst vor dem Verlassenwerden, zögern jedoch nicht daran, die Beziehung abrupt zu beenden, um eine neue einzugehen.

Wenn die erste Phase der Leidenschaft vorbei ist, verlieren serielle Monogamisten das Interesse an der Beziehung.

Welche Ursachen verbergen sich hinter diesen Verhaltensmustern?

Die serielle Monogamie hat vielfältige und interessante psychosoziale Elemente. Eine in der Fachzeitschrift The Review of Economic Studies veröffentlichte Studie weist darauf hin, dass sich Frauen aufgrund ihrer Unabhängigkeit und ihres höheren wirtschaftlichen Status auch auf emotionaler Ebene freier fühlen. Sie können von einer Beziehung zur nächsten wechseln, ohne die Exklusivität mit einer einzigen Bezugsperson aufrechtzuerhalten.

Die Gleichstellung der Geschlechter wäre also ein grundlegender Faktor für dieses Phänomen. Es gibt jedoch noch weitere interessante Aspekte:

  • Serielle Monogamisten zeigen oft eine unsichere Bindung. Die Angst vor dem Verlassenwerden treibt sie dazu, die Beziehung zu verlassen, bevor sie verlassen werden, und nach neuen Partnern zu suchen, in denen sie sich zeitweilig sicher fühlen können.
  • Das Vorliegen einer psychischen Störung sollte nicht ausgeschlossen werden. Klinische Realitäten wie die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPD) und die narzisstische Persönlichkeitsstörung weisen diese Merkmale auf.
  • Der Soziologe Zygmunt Bauman spricht in seinem Buch Liquid Love¹ (2018) von “flüssigen Beziehungen”, jenen zerbrechlichen Beziehungen, in denen es keine grundlegenden Kompetenzen gibt, um das Engagement und die Bindung aufrechtzuerhalten. Es herrschen Individualismus und die sofortige Befriedigung von Bedürfnissen vor.
  • Untersuchungen der Universität Oxford zeigen, dass diejenigen, die an die romantische Liebe glauben, oft in die “Liebessucht” abdriften. Sie sind immer auf der Suche nach jener ersten Beziehungsphase, in der Leidenschaft, Oxytocin, Dopamin und Serotonin intensiv sind. Wenn diese nicht mehr vorhanden sind, langweilen sie sich und suchen sich einen neuen Partner.
Paar auf einem Fahrrad praktiziert serielle Monogamie
Reife und stabile Bindungen über einen längeren Zeitraum aufzubauen, hängt mit einem größeren psychischen Wohlbefinden zusammen.

Serielle Monogamie: den Kreislauf durchbrechen

Es gibt viele Arten von Beziehungen, jeder Mensch findet sein Glück auf eine unterschiedliche Weise. Manche fühlen sich in der Polyamorie erfüllt, während andere es vorziehen, Single zu sein und sich und ihre Unabhängigkeit zu genießen. Alle Beziehungsentscheidungen sind gültig und zulässig, solange man sich gut fühlt und niemanden verletzt.

Die serielle Monogamie hinterlässt jedoch Opfer und sorgt außerdem oft nicht für Glück. Sie führt vielfach zu schädlichen Beziehungen, um der Einsamkeit zu entkommen und eine Trennung schnellstmöglich zurückzulassen. Die emotionale Leere kann jedoch nicht so schnell gefüllt werden. In diesen Fällen kann eine Therapie helfen.

Bei der Behandlung serieller Monogamisten kommen oft Traumata zum Vorschein.

Serielle Monogamie und Psychotherapie

Serielle Monogamisten müssen ihre Unsicherheiten und ihre Angst vor Einsamkeit verarbeiten, um reife und gesunde Bindungsmuster zu entwickeln. Die Bindungsorientierte Psychotherapie (BPT) kann für sie sehr vorteilhaft sein. Dieser therapeutische Ansatz verfolgt folgende Ziele:

  • Stärkung des Selbstwertgefühls
  • Erkennung möglicher unverarbeiteter Traumata
  • Analyse von Bindungsmustern
  • Das Lernen von Werkzeugen zur Emotionsregulierung
  • Verbesserung der Beziehungen zu anderen
  • Zu den Grundlagen einer sicheren Bindung führen
  • Effektiveres Management von Bedürfnissen und Gefühlen
  • Bewusstwerden von starren Denkmustern und irrationalen Überzeugungen
  • Werkzeuge für den Aufbau erfüllender und authentischer Beziehungen

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieses Beziehungsprofil das Spiegelbild einer Gesellschaft sein kann, in der Bindungen zerbrechlich sind; die Angst vor Einsamkeit, vor einer unersättlichen Leere und die Sucht nach romantischer Liebe sind eine ständige Falle. Wenn dieses Profil auf dich zutrifft und du eine gewisse Müdigkeit und Unzufriedenheit wahrnimmst, solltest du nicht zögern, fachkundige Hilfe in Anspruch zu nehmen.

▶ Lese-Tipp

  1. Liquide Love: On the Frailty of Human Bonds, Zygmunt Bauman, Blackwell Publishers 2003

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