Schwesternschaft: Wie wertvoll es ist, wenn Frauen zusammenkommen

Schwesternschaft: Wie wertvoll es ist, wenn Frauen zusammenkommen
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 17. Februar 2023

Die Schwesternschaft ist ein sozialer, ethischer und emotionaler Pakt unter Frauen. Sie basiert auf dem Verständnis, dass wir gemeinsam stärker sind. Die gegenseitige Stärkung ist nur möglich, wenn wir zusammenkommen und einander wie Schwestern und nicht wie Gegner behandeln. Sie ist eine Beziehung, die auf einer Gemeinschaft basiert. Auf einer Gemeinschaft, die dazu entschlossen ist, Veränderungen in der Welt einzuleiten.

In der letzten Zeit haben wir oft das Wort “Schwesternschaft” gehört. Es ist in unserer Sprache zunehmend präsent. Jedoch ist der Begriff tatsächlich über 50 Jahre alt: Es war die Schriftstellerin Kate Millet, die das Wort 1970 als damalige Anführerin der Frauenbewegung vorgeschlagen hat. Ihr Ziel war es, das zu benennen, wonach sie jeden Tag als Aktivistin gestrebt hatte. Und zwar die soziale Vereinigung von Frauen, ohne Rücksicht auf deren Rang, Religion oder ethnische Zugehörigkeit.

Die Schwesternschaft ist ein ethischer, politischer und angewandter Begriff des modernen Feminismus. Sie gibt ein Gefühl der weiblichen Komplizenschaft, die danach eifert, gesellschaftliche Veränderungen vorzunehmen.

Unter dem Motto „Frauen der Welt, vereinigt euch!“ prägte Millet das Wort „Schwesternschaft“. Es ist eine inspirierende Vorstellung. Und es ist nicht nur eine inspirierende Aufschrift. Tatsächlich stärkt es uns als Gemeinschaft und treibt uns voran. Es lässt uns vorstellen, wie wir in unserem Alltag Veränderungen vornehmen.

Die Anthropologin Marcela Lagarde hat das Konzept ein wenig weiterentwickelt. Sie sprach von einer Freundschaft unter Frauen, die zu Komplizinnen werden, um gemeinsam zu arbeiten. Sie teilen den Willen, in dem man gemeinsam frei und stark ist.

Gruppe von Frauen, deren Haare miteinander verflochten sind

Die Schwesternschaft als weibliche Empathie, als gemeinschaftliches Wachstum

In einer Gesellschaft zur Welt zu kommen und aufzuwachsen, die noch immer durch das Patriarchat belastet ist, hat seinen Preis. Es führt beispielsweise dazu, andere Frauen als Rivalinnen oder Konkurrentinnen zu sehen. Es ist nicht ungewöhnlich, Frauen in Schulen und am Arbeitsplatz zu sehen, die sich gegenseitig respektlos und wenig konstruktiv kritisieren.

Wir bauen einander Mauern und Hindernisse auf und enden in einer zwecklosen Anfeindung. Statt einander zu stärken, reißen wir uns gegenseitig nieder. Fast ohne es zu merken, verlieren wir dieses Bündnis, das in unserer Vergangenheit eine große Rolle gespielt hat. In jener Vergangenheit teilten Frauen viel mehr miteinander, als wir es jetzt tun. Sie lebten als eine feste Gemeinschaft. Diese war darauf fokussiert, einander in jeder Hinsicht zur Seite zu stehen, zu helfen und zu nähren. Ältere Generationen gaben den jüngeren weise Ratschläge. Zudem wurden die Aufgaben der Kindererziehung, der Ernte und der Zusammenkunft geteilt, genauso wie die Kenntnisse in der Heilkunde.

Vielleicht waren wir alle Hexen. Vielleicht waren wir Handwerkerinnen der Natur und der alten Weisheit, die sich während der Menstruation im berüchtigten „roten Zelt“ versammelt haben. Darin teilten wir eventuell Geschichten miteinander und synchronisierten unsere Zyklen. Womöglich pflanzten wir Samen der Zuneigung in die Erde unserer Seelen, damit wir gemeinsam jeden Tag noch wertvoller wurden. Sowohl für uns selbst, als auch für die Welt. Wir bauten wir eine authentische Schwesternschaft auf, die stärker war, als alle Mütter, Schwestern und Töchter des Lebens.

Die Schwesternschaft erlaubt uns, unsere Macht als Frauen wiederzugewinnen, die uns und andere nährt. Wir sind Spender der Empathie, Empfänger der Schwesternschaft. Sie ist ein Bündnis, in der wir gemeinsam besser sind als allein.

Malerei mit nackten Frauen

Wie wir die wahre Schwesternschaft pflegen

Das weibliche Bewusstsein, an dem wir uns vor Jahrhunderten erfreut haben, ging mit der Zeit verloren. Wir schätzen unsere Freundschaften ohne jeden Zweifel wert. Allerdings fühlt sich diese Verbundenheit nicht wie eine Gemeinschaft an, die darauf ausgerichtet ist, etwas zu verändern.

Das Konzept der Schwesternschaft geht viel weiter als das der Freundschaft. Wir sprechen von einer Schwesternschaft, einer weiblichen Komplizenschaft, einem geteilten ethischen Grundsatz. Dieser basiert sowohl auf einer Transformationsmentalität, als auch auf einem sozialen Bewusstsein. Einem Bewusstsein, das nicht nur darauf begrenzt ist, auf einer Demo gelegentlich ein Schild hochzuhalten.

Die Schwesternschaft ist eine Revolution, die von innen nach außen stattfindet. Zunächst, indem du dir darüber bewusst wirst, wer du bist und was du verdienst. Aber auch darüber, was in einer Gesellschaft, die leider noch immer ein Patriarchat ist, nicht richtig ist. Dann sollte dieses Bewusstsein mit jeder Frau geteilt werden, der wir im Alltag begegnen. Auf diese Weise unterstützen und inspirieren wir sie. Gleichzeitig reparieren wir mit unseren Augen die bruchstückhafte Weiblichkeit, indem wir auf die gegenseitige Stärkung blicken.

Eine Gruppe von Frauen, die um ein Lagerfeuer sitzt

Zu guter Letzt ist es wichtig hervorzuheben, dass die Schwesternschaft eine ständige Kritik und vor allem Eigenkritik erfordert. Manchmal tun wir Dinge, die der Idee der Schwesternschaft und des Feminismus schaden. Vielleicht passiert es, indem wir andere Frauen anzweifeln. Indem wir annehmen, dass eine Kollegin eine Gehaltserhöhung bekommen habe, weil sie „etwas“ getan habe. Oder wenn wir an dieser uns unbekannten Frau zweifeln, die wegen eines tätlichen Angriffs eine Anzeige erstattet hat.

Die Schwesternschaft ist eine Gemeinschaft. Sie schafft ein Netzwerk der Unterstützung, um einander zu helfen und wahre Veränderungen geltend zu machen. Lasst es uns tun. Lasst uns daran glauben.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.