Schmetterlingseffekt: kleine Gesten erzielen große Veränderungen
“Der Flügelschlag eines Schmetterlings kann in einem anderen Teil der Welt einen Wirbelsturm auslösen.” Mit diesem einfachen Satz können wir zusammenfassen, was es mit dem Schmetterlingseffekt auf sich hat. Kleine Aktionen können große Veränderungen bewirken, ob positiv oder nicht. Diese Idee aus der Physik und die Chaostheorie lassen sich auch auf den Bereich der Psychologie übertragen.
Wir alle schlagen in gewisser Weise ständig mit unseren unsichtbaren Flügeln, um den Schmetterlingseffekt nachzuahmen. Lass uns einen Moment darüber nachdenken. Manchmal kann ein kleiner, einmaliger Akt der Freundlichkeit eine gewaltige Veränderung bei anderen bewirken. Im Gegenzug kann ein Wort, das du im richtigen Augenblick an eine Kollegin, einen Freund oder einen fremden Menschen richtest, eine Veränderung in der Denkweise bewirken.
“Du kannst niemanden verändern, ohne das zu zerstören, was er war.”
Schmetterlingseffekt
Der Physiker und Mathematiker James Yorke stellte die Theorie auf, dass es Aspekte unseres Verhaltens gibt, die ein Vorher und ein Nachher markieren, auch wenn der Zufall im Spiel ist. Sie verändern alles. Wir haben deshalb einen gewissen Einfluss auf unsere Umwelt, über den wir uns oft nicht wirklich bewusst sind.
Wir nähern uns heute diesem faszinierenden Thema.
Der Schmetterlingseffekt und die Chaostheorie
Der Schmetterlingseffekt ist eine Metapher, die zur Erklärung der Chaostheorie verwendet wird, die unter anderem von Edward N. Lorenz aufgestellt wurde. Nach dieser Theorie gibt es im Universum Systeme, die sehr anfällig für das Vorhandensein von Variationen sind, die auf chaotische und unvorhersehbare Weise sehr unterschiedliche (wenn auch begrenzte) Ergebnisse hervorbringen können.
Das Hauptmodell der Chaostheorie besagt, dass, wenn wir uns zwei identische Welten vorstellen, die sich nur durch das Auftreten einer fast unbedeutenden Variable unterscheiden, dieser kleine Unterschied im Laufe der Zeit dazu führen kann, dass die beiden Welten immer unterschiedlicher werden. Bis es praktisch unmöglich wird, festzustellen, dass sie einmal gleich waren.
Der Schmetterlingseffekt und die Chaostheorie ermutigen verschiedene Disziplinen dazu, keine genauen langfristigen Vorhersagen zu treffen. Denn kleine Variablen können die Ergebnisse stark verändern.
Der Schmetterlingseffekt und die Psychologie
Große Veränderungen beginnen manchmal mit kleinen, beiläufigen Handlungen. In der Psychologie ist dieser Zusammenhang gut bekannt und daher ist der Schmetterlingseffekt in vielen Theorien und Ansätzen zu finden. Ein anschaulicher Fall für dieses Szenario findet sich in der Psychopathologie. Selbst wenn eine depressive Person zum Beispiel zunächst keine Verbesserung bemerkt, wenn sie anfängt, mehr auf ihre tägliche Hygiene zu achten, wird sie früher oder später merken, dass ihr das geholfen hat, ihre Depression zu überwinden.
Aus diesen kleinen Handlungen heraus entscheidet sich die Person, andere Dinge auszuprobieren, wie zum Beispiel zum ersten Mal das Haus zu verlassen, wieder zur Arbeit zu gehen, Freude zu finden, aktiver zu sein usw.
Dieses Prinzip ist nicht nur ein Schlüssel zum Verständnis von Veränderungsprozessen, es ist auch unglaublich nützlich für die Entwicklung einer wichtigen psychologischen Kompetenz: die Anpassung an die Ungewissheit und die geistige Flexibilität.
- James Yorke, der bereits erwähnte Mathematikprofessor an der Universität Maryland, erwähnt, dass der Mensch ohne die Chaostheorie und den Schmetterlingseffekt nicht in der Lage gewesen wäre, sich im Laufe der Evolution an Herausforderungen anzupassen. Wir müssen auf diese plötzlichen unvorhergesehenen Ereignisse und die Auswirkungen, die der Zufall auf unser Leben hat, vorbereitet sein.
- Manchmal sind diese unerwarteten Wendungen des Schicksals positiv und wirken sich zu unseren Gunsten aus. Andere, wie die wirtschaftlichen und sozialen Krisen selbst, zwingen uns dazu, auf wertvolle persönliche Ressourcen zurückzugreifen: Widerstandsfähigkeit, Kreativität, Wachstumsdenken, positive Einstellung usw.
Andererseits schrieb John Gribbin, Professor für Astrophysik an der Universität von Sussex, ein sehr interessantes Buch zu diesem Thema mit dem Titel “Deep Simplicity: Chaos, Complexity and the Emergence of Life“. Darin erklärt er, dass der Mensch eines der empfindlichsten “Systeme” der Welt ist, vor allem während eines ganz bestimmten Abschnitts unseres Lebens: der Kindheit.
Manchmal braucht es nur ein zufälliges Ereignis, damit eine Erfahrung für immer in uns bleibt. Es kann traumatisch sein, aber es kann auch dieses einmalige, faszinierende Ereignis sein, das uns in einem bestimmten Moment einen Sinn gibt, eine lebenslange Leidenschaft…
Was können wir für unseren Schmetterlingseffekt tun?
Wir wissen bereits, dass jede einmalige Dynamik sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf andere haben kann. Der Schmetterlingseffekt erinnert uns daran, dass wir manchmal wie ein Stein sein können, der in einen Teich geworfen wird und anfängt, Wellen und noch mehr Wellen auf der Wasseroberfläche zu erzeugen.
Was wir tun, sagen oder ausdrücken, hat eine direkte Auswirkung auf die Menschen um uns herum und infolgedessen auch auf uns selbst. Deshalb gibt es Aspekte unseres Verhaltens, auf die wir achten und die wir pflegen sollten. Nur so können positive Einflüsse und ein harmonisches Gleichgewicht entstehen, von dem wir alle profitieren.
1. Sprich direkt
Anstatt über etwas oder jemanden zu spekulieren, sprich die Menschen direkt an, um Missverständnisse zu vermeiden. Oft ist nicht alles, was wir sehen oder hören, wahr. Es ist besser, Fragen zu stellen und nichts für sich zu behalten. So vermeidest du auch, dass du ohne Grund “böses Blut” förderst.
2. Arbeite an deiner Aufmerksamkeit
Eine Möglichkeit, mehr Kontrolle über die Zufälligkeiten, die uns umgeben, und den Schmetterlingseffekt zu erreichen, ist, unsere Aufmerksamkeit zu stärken. Anstatt zuzulassen, dass der Zufall Störungen um uns herum erzeugt, können wir selbst diejenigen sein, die bewusst und direkt kleine positive Veränderungen herbeiführen.
Das können wir nur erreichen, indem wir an unserer Aufmerksamkeit arbeiten, offen und sensibel für alles sind, was um uns herum geschieht. Manchmal können wir sensationelle Veränderungen herbeiführen, wenn wir im richtigen Moment handeln.
3. Sei freundlich
Schon ein Lächeln oder ein “Einen schönen guten Morgen!” schafft eine angenehme Atmosphäre um dich herum. Freundlich zu sein kostet nichts und es bringt uns viel Gutes. Zögere also nicht, sei nett zu anderen und du wirst Positives erfahren. Ein Beispiel dafür, wie diese Tugend unser Umfeld verändern kann, findet sich in einer Studie der Universität Stanford.
Wissenschaftler konnten damit zeigen, dass Freundlichkeit in jedem Arbeitsumfeld ein glücklicheres und produktiveres Klima schafft. Ein interessanter Aspekt, den man im Hinterkopf behalten sollte.
“Höflichkeit ist wie ein Luftkissen. Es mag zwar nichts drin sein, aber es mildert die Stöße des Lebens.”
Arthur Schopenhauer
4. Genieße kleine Freuden
Eine Tasse Kaffee oder Schokolade, während du durch das Fenster den Regen beobachtest, fröhliche Kinderaugen oder das Rauschen des Meeres sind unmittelbare Quellen der Freude, die du genießen und vermehrt in deinen Tagesablauf einbauen kannst. Sie werden einen “Brunnen des Glücks” in dir erzeugen.
Wie du siehst, beginnt der Schmetterlingseffekt mit einfachen Praktiken, die nicht nur emotionales Wohlbefinden erzeugen, sondern auch die Gesundheit verbessern.
5. Schmetterlingseffekt: Tu kleine Dinge für andere, ohne eine Gegenleistung zu erwarten
Eine wohltätige Aktion, Nachbarhilfe, einer älteren Person den Sitzplatz im Bus überlassen, einem Freund bei einem Problem helfen: All dieses kleinen Gesten erzeugen kurz-, mittel- und langfristig Schmetterlingseffekte. Zum einen ist es erwiesen, dass Altruismus die Menschen glücklich macht, zum anderen werden wir mit den kleinen Gesten jedes Einzelnen einen großen Wirbelsturm erzeugen.
Wenn wir alle einen kleinen Beitrag leisten, können wir Großes erreichen!
6. Halte einen Moment inne, wenn du wütend bist
Atme tief durch und denke daran, wie glücklich du dich schätzen kannst, so viele Dinge zu haben… Du wirst dich besser fühlen und deine Nervosität und Wut überwinden. Gleichzeitig kannst du damit Kopfschmerzen, Magenschmerzen und andere Beschwerden vermeiden, die in engem Zusammenhang mit Emotionen stehen.
7. Denke an heute und nicht an morgen
Wenn du jetzt einen Spaziergang mit deiner Partnerin oder deinem Partner oder einen Ausflug zum Strand in guter Gesellschaft genießen kannst, dann tu es. Mit diesen kleinen Gesten erzeugst du wieder einen Orkan des Glücks… wenn schlechte Zeiten auf dich zukommen, wirst du daran denken, wie sehr du in der Vergangenheit gelacht und das Leben genossen hast, und sie werden dir helfen, mit den schlechten Zeiten besser umzugehen.
8. Setze gute Gewohnheiten in die Praxis um
Wenn du den Tag mit schlechter Laune beginnst, dich nicht um deine Wohlbefinden und das Glück anderer kümmerst, behinderst du schließlich dein eigenes Glück. Sobald du kleine Dinge veränderst, gut gelaunt in den Tag startest und die Überraschungen, die das Leben für dich bereithält, positiv begrüßt, förderst du nicht nur dein eigenes Wohlbefinden: Du löst den Schmetterlingseffekt aus!
“Etwas so Kleines wie ein Schmetterling, der mit den Flügeln schlägt, kann letztendlich einen Taifun auf der anderen Seite der Welt auslösen.”
Der Schmetterlingseffekt