Psychologische Vorbereitung zur Raucherentwöhnung

Wenn jemand mit dem Rauchen aufhören will, muss er geeignete Techniken anwenden, um die körperliche Abhängigkeit zu überwinden. Es hilft auch, die tieferen Gründe zu erforschen, die zur Abhängigkeit führen. Raucher lernen zu verstehen, welche Bedeutung Tabak in ihrem Leben hat.
Psychologische Vorbereitung zur Raucherentwöhnung
Gema Sánchez Cuevas

Geprüft und freigegeben von der Psychologe Gema Sánchez Cuevas.

Geschrieben von Edith Sánchez

Letzte Aktualisierung: 13. Juni 2023

Manchmal gelingt die Raucherentwöhnung nicht, weil die betroffenen Menschen psychologisch nicht darauf vorbereitet sind. Der Wille mag zwar stark sein, aber die Strategien sind schwach. Vielleicht ist man sich nicht über die Gründe im Klaren, warum man mit dem Qualmen aufhören sollte und nicht vollständig überzeugt, dass dies auch Vorteile mit sich bringt.

Die Abhängigkeit von Tabak findet sowohl auf einer körperlichen als auch auf einer psychologischen Ebene statt. Wir rauchen nicht nur aus Gewohnheit, sondern weil es tieferliegende Gründe gibt, die wir nicht vernachlässigen dürfen. Der Konsum einer Zigarette verschafft Rauchern eine Art von vorübergehendem Wohlgefühl oder ein Gefühl der Erleichterung, obwohl die Inhaltsstoffe schädlich sind. Darum glauben sie, dass ihnen diese Vorteile abhandenkommen, sobald sie mit dem Rauchen aufhören.

Nikotin macht sehr stark abhängig. Man muss sich also gewaltig anstrengen, um nicht mehr zur Zigarette zu greifen. In vielen Fällen ist daher auch einfach “Köpfchen” gefragt.

Denn nicht alles hat mit grundlegenden Themen zu tun. Wenn Menschen mit dem Rauchen anfangen, entwickeln sie eine ganze Reihe an Verhaltensmustern, die sich rund um den Tabak drehen. Folglich bedeutet eine Raucherentwöhnung auch, all diese Verhaltensmuster hinter sich zu lassen.

Verhaltensmuster rund um das Rauchen lassen sich zum Beispiel mit gesellschaftlichen Kontexten in Verbindung bringen, mit Gefühlen der Einsamkeit oder Angst oder der Zigarette nach dem Essen. Besonders in den ersten Tagen der Raucherentwöhnung könnte eine intelligente Reaktion so aussehen: Man setzt sich diesen Kontexten so wenig wie möglich aus.

“Gib auf deinen Körper acht. Du hast nur den einen, um darin zu leben.”

Jim Rohn

Mann mit Kopf in einer Rauchwolke.

Gründe, warum man zur Zigarette greift

Der argentinische Psychoanalytiker Dr. Gustavo Chiozza schrieb ein interessantes Buch über das Rauchen. Darin gibt er Gründe an, warum Menschen rauchen. Und warum  Raucher heutzutage so häufig ausgegrenzt werden. Seiner Meinung nach stellt Tabak für Raucher eine Art “spirituelle Nahrung” dar. Chiozza weist darauf hin, dass es nicht so sehr um den Rauch geht, der in den Körper “hineinfließt”, als vielmehr um das Feuer, das den Rauch erzeugt.

Er zeigt auf, dass eine große Anzahl von Menschen in der Pubertät und im jungen Erwachsenenalter mit dem Rauchen anfangen. Für gewöhnlich beginnt es damit, dass sie ihren Eltern oder anderen Erwachsenen Zigaretten “stehlen”. Damit wird der Ursprung des Rauchens mit einer Grenzüberschreitung in Verbindung gebracht.

Im symbolischen Sinne stellt der Akt des Rauchens eine Art “Feuerraub” dar. Prometheus stahl den Göttern das Feuer, um sich mit ihnen gleichzustellen. Diesen Feuerraub könnte man bei Heranwachsenden als Eintrittspforte in die Welt der Erwachsenen verstehen.

Dieser erste Raub und der nachfolgende Eintritt in die Welt der Erwachsenen erzeugt nach Dr. Chiozza ein unbewusstes Schuldgefühl. Dieses verstärkt sich weiter, wenn man überall auf eine wachsende intolerante Haltung gegenüber Rauchern stößt.

Wenn die Grenzüberschreitung und die Schuld dann fest mit der Welt der Erwachsenen verknüpft sind, wächst das Verlangen zu rauchen – genauso wie der Wunsch nach Selbstbestrafung. Als Endresultat tritt die Zwangshandlung auf den Plan, die man nur sehr schwer wieder loswerden kann.

Rauchende Frau. Raucherentwöhnung

Gründe, warum man mit dem Rauchen aufhört

Kehren wir kurz zu den vorher erwähnten Faktoren Angst, Schuldgefühle und Selbstbestrafung zurück, die auf Raucher Einfluss haben können. Sehr häufig liegt der Ursprung in der Phase des Heranwachsens, in der Tabak als eine symbolische Eintrittserklärung in die Erwachsenenwelt gilt. Wenn der junge Mensch die Welt der Erwachsenen ablehnt oder sie für ihn starke Spannungen erzeugt, dann wurzelt die Gewohnheit des Rauchens noch tiefer.

Obwohl es vielleicht ein wenig absurd klingt – Menschen rauchen, um damit auszudrücken: “Das bin ich.” Und wenn sie es sagen, fühlen sie sich schuldig. Fast alle Raucher leiden unter Angst- und Schuldgefühlen. Diese mischen sich mit einem Gefühl der Beruhigung, wenn sie zur Zigarette greifen. Dadurch entsteht ein angenehmes Gefühl, das belohnt, aber gleichzeitig selbstzerstörerisch ist.

Die Gründe mit dem Rauchen aufzuhören sind fast genauso wichtig wie die Gründe, warum man zum Tabak greift. Besteht die Motivation darin, sich selbst überkritisch beim Rauchen zu betrachten, passiert Folgendes: Die rauchende Person glaubt auf einer unbewussten Ebene, dass sie die gleichen Begrenzungen erfährt wie damals als Kind unter Erwachsenen.

Darum gelingt es vielen Rauchern nicht, mit dem Tabakkonsum aufzuhören. Tief im Inneren verstehen sie das Aufgeben des Rauchens als das Aufgeben ihrer rebellischen Haltung und einer Sache, die ihnen im Leben viel bedeutet.

Ein Mann leidet unter seiner Nikotinsucht. Raucherentwöhnung

Psychologische Vorbereitung zur Raucherentwöhnung

In Fachkreisen wird angenommen, dass ungefähr sechzig Prozent aller Raucher irgendwann in ihrem Leben versuchen, das Rauchen aufzugeben, aber nur 10 % von ihnen gelingt es auch. In den meisten Fällen liegt es daran, dass eine unbewusste Kraft schlussendlich die bewussten Gründe aushebelt, warum man mit dem Rauchen aufhören will.

Eine gute Idee wäre womöglich, über die typischen Techniken zur Raucherentwöhnung hinauszugehen und sich zu fragen: Was bedeutet mir das Rauchen in meinem persönlichen Leben? Besonders hilfreich ist die Erinnerung an die frühen Momente, als die Gewohnheit ihren Anfang nahm. Welche Umstände waren mit ihnen verbunden? Wie hat sich das Rauchen damals angefühlt? Und wie fühlt es sich in der Gegenwart an? Wann hast du das größte Verlangen nach einer Zigarette?

Selbstverständlich gibt es bei der Tabaksucht auch eine sehr starke körperliche Komponente. Es gibt viele wirksame Hilfsmittel, um die Sucht Schritt für Schritt zu überwinden. Manchmal fehlt es allerdings an der Motivation, mit dem Rauchen aufzuhören.

Wenn du herausfindest, was genau dir das Rauchen bedeutet, kannst du vielleicht die selbstzerstörerischen Elemente dieser Gewohnheit begreifen. Vielleicht verstärkt sich damit auch dein Wunsch, deinem Körper nicht weiter zu schaden.


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  • Marqueta, A., Jiménez-Muro, A., Beamonte, A., Gargallo, P., & Nerín, I. (2010). Evolución de la ansiedad en el proceso de dejar de fumar en fumadores que acuden a una Unidad de Tabaquismo. Adicciones, 22(4), 317-324.


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